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Vom kalten Licht zum Feueropal

Von Michael Schär, Lehrer für Chemie
«Heiss, heiss!» rief mein Patenkind jeweils laut, wenn es etwas in glühend roter oder gleissend weisser Farbe sah. Das konnte die Flamme beim Anzünden der Tischbombe sein – oder einfach nur eine rote LED oder ein Glühwürmchen. Dieses Wort des Kleinen, eines seiner ersten überhaupt, war Ausdruck einer einfachen Assoziation, mit der er begann, die Welt um sich herum zu begreifen: Was heiss ist, gibt helles Licht ab. Erinnert an den Farbencode einer Wärmekamera: Helle Farben für heisse, dunkle Farben für kalte Zonen. Ach, und was heisst eigentlich überhaupt kalt? Ich höre meinen ehemaligen Physiklehrer sagen: «Kälte gibt es physikalisch nicht!» Inzwischen weiss ich selbst, dass gemäss Planckschem Strahlungsgesetz jeder (schwarze) Körper mit einer Temperatur oberhalb von -273.15 °C eine definierte Wärmestrahlung abgibt – also gewissermassen warm ist.

Abbildung 1

Und was bedeutet nun «kaltes Licht» oder «kaltes Leuchten»? Dazu finden sich in der Chemie unterschiedliche Definitionen: Vom «Leuchten unterhalb der Glühtemperatur» bis hin zur «Ausstrahlung von Licht ohne Temperaturänderung». Wobei letztere Definition genau genommen nicht ganz stimmt, weil bei jedem realen chemischen Prozess etwas Energie in Form von Wärme verlorengeht. So wandelt beispielsweise ein «Glüh»-Würmchen erstaunliche 95% vom Energiegewinn eines biochemischen Prozesses in Licht um (Wirkungsgrad: ca. 95%); dieser Wert übertrifft eine konventionelle Glüh-Lampe um Welten (Wirkungsgrad: ca. 5%) und bringt die Augen jedes Ingenieurs zum Glühen.

Eine präzisere Definition setzt «kaltes Licht» mit «Lumineszenz» gleich: Lichtfreisetzung als Folge einer nicht-thermischen Energieaufnahme. Nun gibt es aber diverse Arten davon. Ein paar eindrückliche Beispiele aus dem Alltag sollen dies illustrieren:

Chemolumineszenz – Anregung durch die Energie einer chemischen Reaktion: Chemolumineszenz trifft man beispielsweise bei Leuchtstäben an. Wird ein solcher geknickt, so zerbricht ein Glasröhrchen im Innern des Stabes. Daraus wird H2O2 freigesetzt, welches dann im Stab mit dem umliegenden Oxalsäureester Licht erzeugt.

Ähnlich funktioniert die Luminol-Reaktion, welche in der Kriminalistik zum Nachweis von Blutspuren verwendet wird. Man vermischt Luminol mit H2O2 – allerdings ist diese Reaktion bei Raumtemperatur zu langsam. Beschleunigt wird sie aber dadurch, dass die Mischung mit dem Blut und dem darin enthaltenen Eisen in Kontakt kommt. So leuchtet das Ganze schliesslich hellblau (Abbildung 1).

Biolumineszenz – Anregung durch die Energie einer biochemischen Reaktion: ein Sonderfall der Chemolumineszenz. Die Liste der dazu befähigten Organismen ist lang: Glühwürmchen, Leuchtbakterien (vgl. Meeresleuchten), Hallimasch-Pilze, Leucht-Quallen und Angler-Fische… Ebenso vielfältig ist der Zweck des «Kalten Leuchtens»: Erkennung von Artgenossen, Anlockung von Partnern, Köder für den Nahrungserwerb, Abschreckung von Feinden – und in manchen Fällen ist die biologische Funktion des Leuchtens noch unbekannt.

Photolumineszenz – Anregung durch Lichtenergie: wird eine Banknote, eine ID oder ein Reisepass mit einer UV-Lampe beleuchtet, beginnen die Sicherheitsmerkmale darauf in sichtbaren Farben zu leuchten (Abbildung 2) – man spricht von Fluoreszenz, in Anlehnung an das Mineral Fluorit.

Was aber ist mit den Leuchtsternen, welche man als Kind im Zimmer aufhängte und die noch in der Nacht geleuchtet haben? Funktioniert ähnlich – aber im Unterschied zur Fluoreszenz muss bei der sogenannten Phosphoreszenz ein elektronischer Übergang stattfinden, der aufgrund des Pauliprinzips zeitlich verzögert abläuft. Deshalb also das Nachleuchten in der Dunkelheit.

Abbildung 2

Diese Aufzählung von Möglichkeiten «kalten» Lichts ist bei Weitem nicht vollständig. Zu erwähnen wären beispielsweise noch die Tribolumineszenz (Anregung durch Reibung) und die Elektrolumineszenz (Anregung durch elektrische Felder wie bei der LED). Alternativ gibt es «kalte» optische Phänomene ohne Lumineszenz, die faszinierend sind, wie z.B. die Opaleszenz des Feueropals (Abbildung 3). Als Mineral aus hydratisiertem Kieselgel mit darin eingebetteten, sehr regelmässigen SiO2-Kügelchen zeigt der Feueropal ein lebendiges Farbenspiel (hervorgerufen durch Reflexion und Interferenz vom einfallenden Licht).

Mein Patenkind ist inzwischen alt genug, um zu wissen, dass nicht alles, was feurig aufblitzt, auch heiss ist. Und was den Feueropal betrifft, ist das wirklich Feurige der vulkanische Ursprung. Vielleicht reden wir darüber, wenn wir uns demnächst wieder sehen.

Abbildung 3

Bilder: zVg

In kleinen Schritten zu einer umweltbewussteren Kanti

Auch 2021 gab es im Rahmen des Projektunterrichts an der Alten Kanti wieder einen Aktionstag rund um die Themen Ernährung, Lebensmittel und Abfall. Genau genommen war es ein Halbtag am 14. September 2021, an dem sich die Abteilungen G19A, G19F und G19H beteiligten und der von Sabrina Aegerter, Fabia Brentano, Lara Dredge und Manuela Knecht geleitet wurde. Ein Erfahrungsbericht. Weiterlesen

Masken im Schweizer Brauchtum

Wie wichtig sind unsere Bräuche heute noch? Manche geraten in Vergessenheit, andere werden immer noch von ganzen Regionen gelebt. Ganz besonders Bräuche, in denen Masken eine zentrale Rolle spielen, scheinen trotz (oder wegen!) ihrer jahrhundertelangen Geschichte nach wie vor im Trend zu sein. Worin also liegt die Faszination von Masken im Brauchtum? Und was verbirgt sich dahinter? Weiterlesen

Alle Wege führen in die Wellness-Therme Baden 

Der Begriff Therme leitet sich her vom griechischen «thermos» und bedeutet «warm». Bereits die alten Römer besuchten gerne Thermalbäder. Sie errichteten Badehäuser in ganz Europa, unter anderem auch in Baden. Das 2021 eröffnete Thermalbad FORTYSEVEN führt die jahrhundertealte Kultur des Badens weiter und profitiert dabei noch heute von den natürlichen Quellen in Baden. Die Marketingbeauftragte Meret Obrist hat sage&schreibe die Türen geöffnet und zu einem Rundgang eingeladen.

Von Nathalie Tanner und Jessica Pinto Guerreiro, G21K

«Wollt ihr auch etwas?», fragt Meret Obrist in der Cafeteria der Wellnesss-Therme FORTYSEVEN Baden. Wir setzen uns ihr gegenüber an einen Tisch mit hohen Stühlen, durch die Fenster sehen wir auf die Strasse, die vor lauter Regen nass glänzt. Es ist noch früh, an den zahlreichen Tischen sitzen erste Gäste und Mitarbeitende der Therme und geniessen ihr Frühstück.

Meret Obrist rührt in ihrer warmen Schokolade, bevor sie zu erklären beginnt: «Das FORTYSEVEN in der Faltenjura-Klus von Baden wurde vom Tessiner Stararchitekten Mario Botta konzipiert. Wir haben hier das mineralreichste und mit durchschnittlich 47 Grad das wärmste Thermalwasser der Schweiz.» Das Thermalwasser tritt in Baden auf natürliche Weise aus der Erde, weshalb die Quellen bereits in antiker Zeit genutzt wurden. Gegen Ende des 1. Jahrhunderts entstanden ganze Bäderanlagen, sogenannte «Aquae Helveticae», die allerdings bereits in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts zu einem grossen Teil wieder zerstört oder überbaut wurden.

Das FORTYSEVEN positioniert sich ganz klar als Wellness-Therme für Körper, Geist und Seele, 4‘500 Quadratmeter gross. Der medizinische Aspekt, sagt Obrist, sei aber wegen der positiven Auswirkung auf die mentale Gesundheit in gewisser Hinsicht durchaus vorhanden, zumal warmes, mineralisiertes Wasser äusserst entspannend wirke. «Wir sprechen eine klar definierte Zielgruppe an», ergänzt sie. «Im FORTYSEVEN wird es niemals eine Kinderrutschbahn oder einen Wasser-Gymnastik-Kurs geben.»

Ein Gang durch die Anlage
Meret Obrists Angebot, uns durch die Anlage zu führen, nehmen wir gerne an. Zuerst geht es in den Hauptbereich mit insgesamt elf Becken. Kalt- und Warmbäder gibt es hier, dazu drei Aussenbecken. Das Wasser kommt mit rund 47 Grad aus den Quellen, es muss deshalb nicht speziell aufgeheizt werden, um warm in die Becken zu kommen. Die Thermalbecken im Aussenbereich werden aus Energieeffizienzgründen jeden Abend abgesenkt in «unterirdische» Auffangbecken, wo das Wasser warm bleibt.

Weiter geht es zu den verschiedenen Sauna-Bereichen mit Dampfbädern, Duschen und stündlichen Sauna-Aufgüssen. Auch der Schneeraum fehlt hier nicht. Und ja: Im Schneeraum ist es kalt. Sehr kalt.

Die Spuren der alten Römer
Wenig später stehen wir in den Katakomben des Bads und schauen durch eine grosse Glaswand auf eine Ausgrabung: das Kesselbad. Es sind Überreste der alten römischen Bäder. Die Trennwand zwischen zwei Badebereichen, führt Obrist aus, sei als eine Art Verhütungsmethode betrachtet worden. Männer und Frauen hätten separat gebadet, um ungewollte Schwangerschaften zu verhindern. Weitere Funde seien von der zuständigen Archäologin Andrea Schär unter dem heutigen FORTYSEVEN zwar gemacht, aber nur zum Teil ausgelegt worden, sagt Meret Obrist. Und tiefer graben durfte man nicht, denn Heilwässer haben im Kanton Aargau seit 1869 einen Schutzstatus. Die Suche nach neuen Thermalwasserquellen ist weitgehend verboten, was auch Ausgrabungsarbeiten stark einschränkt. Gerade in Baden, wo es bereits 19 Quellen gibt, ist die Gefahr nicht unerheblich, versehentlich weitere anzubohren.

Meret Obrist weist uns den Weg zurück und erklärt unterwegs: «Ein Drittel des Wassers, welches das FORTYSEVEN aus den Quellen bezieht, wird übrigens auf die verschiedenen Becken verteilt. Die anderen zwei Drittel werden für den Unterhalt des Gebäudes genutzt – das heisst: Wir brauchen keinen Boiler, wir heizen und klimatisieren die Räumlichkeiten mit Thermalwasser.»

Nach und nach wird der Geräuschpegel lauter. Immer deutlicher hören wir das Wasser im öffentlichen Bad strömen und sprudeln. Genau da wollen wir jetzt auch hin.

Bild: Annalea Gottermayer

Die Zürcher Tropen 

Vogelgezwitscher, tropische Hitze und der Geruch von Regenwald. So stellt man sich Urlaub auf Madagaskar vor. Aber der Schweissfilm auf der Haut ist echt, und wir sind im Masoala Regenwald im Zoo Zürich. 11’000 Quadratmeter Dschungel mitten in der Stadt. Dominik Ryser, Leiter Kommunikation des Zoo Zürich, begleitet uns auf dem Gang durch eine bizarre Parallelwelt.

Von Jessica Berger, Denys Chernov, Jakob Hechler

Es ist Montagnachmittag, der Zoo ist gut besucht von jungen Familien und Senior/-innen, die durch die Anlage schlendern. Beim Eingang zum Masoala Regenwald kommt Dominik Ryser mit einem sympathischen Lächeln auf uns zu und führt uns direkt in die Zürcher Tropen. Masoala? Wieso eigentlich? Ryser erklärt, dass die Idee des Masoala Regenwalds, der 2003 eröffnet wurde und rund 40 Wirbeltierarten beherbergt, die Verknüpfung zum Naturschutzgebiet «Masoala» auf der Insel Madagaskar ist. So soll aufgezeigt werden, was man an Flora und Fauna auf Madagaskar finden kann, aber vor allem auch, was es zu schützen gilt, weil immer mehr Lebensraum der Tiere zerstört wird. «Unser Ziel ist es, Besucherinnen und Besucher so zu bilden und zu informieren», sagt Dominik Ryser, «dass sie selbst etwas tun und Naturschutzprogramme unterstützen können, damit die Tiere gar nicht erst aussterben.» Die Tiere im Zoo kommen allerdings nicht aus der Wildnis. Es sind Zuchttiere aus anderen Zoos, die im Rahmen von Zuchtprogrammen untereinander ausgetauscht werden.

Während sich über uns ein Roter Vari zwischen den Ästen des Baumes entlanghangelt, fragen wir Dominik Ryser nach dem Temperaturmanagement in der Halle. «Wir schauen darauf,» sagt er, «dass die Temperaturen in der Halle relativ konstant zwischen 22 und 24°C liegen.» Allerdings räumt er ein, dass es im Sommer, wenn die Sonne auf das Gebäude brennt, unter dem Dach bis zu 46°C heiss werden kann. Die Wärme, ergänzt er, werde mithilfe von 40 Erdsonden erzeugt. Auch wenn im Winter die Aussentemperatur sinke, dürfe die Anzeige in der Halle nicht unter 18°C fallen. So sind auf dem Dach des Vorbaus zur Halle sechs Photovoltaikanlagen zur Stromerzeugung installiert. Fünf weitere sind aktuell im Bau. Zusätzlich bezieht der Zoo Ökostrom. Sollte es zu Problemen kommen, der Strom über längere Zeit ausfallen, gibt es Notstromaggregate. Insgesamt werden für den Betrieb des Masoala Regenwalds nicht weniger als zwei Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr gebraucht.

Künstliche Wärme und Klima
Gewiss, Erdsonden sind grundsätzlich emissionsfrei und tragen daher nicht zum Klimawandel bei. Dennoch wollen wir wissen, wie sich das künstliche Erwärmen eines riesigen Gebäudes mit der Klimakrise vereinbaren lässt. «Die Klimakrise und der damit verbundene Biodiversitätsverlust sind menschengemacht», sagt Ryser. «Unser Auftrag besteht darin, die Menschen hierhin zu bringen und ihnen dieses eindrückliche Erlebnis zu ermöglichen, ohne dass sie in ein Flugzeug steigen müssen. Ausserdem sorgen wir durch optimale Lebensbedingungen dafür, dass sich die Tierarten, die hier leben, fortpflanzen. Wir halten sogenannte Reservepopulationen und leisten damit indirekt einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz.» Würde also beispielsweise eine Tierart auf Madagaskar aussterben, wäre es möglich, ein Auswilderungsprogramm zu starten und so die Art zu erhalten.

Während Dominik Ryser zum nächsten Termin eilt, beschliessen wir, uns einer besonderen Challenge zu stellen.

Kreislauftest
Wir wollen uns eine Übersicht über den Indoor-Dschungel verschaffen und besteigen die Aussichtsplattform. Insbesondere an heissen Tagen soll man dies wegen Hitzschlag-Gefahr nicht tun, wird gewarnt, doch selbst bei Aprilwetter ist der Aufstieg eine Herausforderung für den Kreislauf, denn mit jedem Schritt wird es heisser. Oben angekommen, sind wir uns allerdings einig: Die Anstrengung hat sich gelohnt. Uns präsentiert sich eine komplett neue Perspektive auf das dichte Grün, und die exotischsten Vögel fliegen unerschrocken auf Augenhöhe an uns vorbei. Wir sind überwältigt, mitten in der Stadt Zürich – doch genau so muss es im Regenwald sein.

Bild: Maurice Zimmermann

Ein Fest der jungen Literatur 

Zum zweiten Mal wurde der von der Alten Kanti und dem Aargauer Literaturhaus Lenzburg ausgerichtete und von der Alumni-Vereinigung der Alten Kanti (AULA) mit einem Preisgeld von 1000 Franken alimentierte Wedekind-Preis für junge Literatur vergeben. Die Finallesungen mit anschliessender Preisverleihung im Literaturhaus waren ein Fest der jungen Literatur.

Von Andreas Neeser, Redaktionsleitung

War der 1. Wedekind-Preis noch eine rein kantonale Angelegenheit gewesen, richtete sich die Ausschreibung 2024 an alle Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II in der Deutschschweiz. So wurden auch aus den Kantonen Zürich, Zug, Basel oder Luzern erzählende Texte zum anspruchsvollen Thema «Aprikosengelee» eingereicht.

Eine weitere Neuerung betraf die Jurierung der Texte. Dass jedes Jurymitglied einen persönlichen Favoriten in die Diskussionsrunden mitbrachte, trug wesentlich zu lebendigen und engagierten Diskussionen bei. Für die Argumentation auf hohem literaturkritischem Niveau sorgten Petra Meyer (Lektorin Knapp Verlag), Marc Späni (Mittelschullehrer/Autor), Sasa Vidic (Buchhändler) und Cédric Weidmann (Gesamtleitung Aargauer Literaturhaus). Dass das Publikum an der Jurydebatte teilhaben konnte, war ebenso einzigartig wie spannend – und machte den Reiz der Veranstaltung wesentlich aus.

Finallesungen und Jurydebatte
Und das waren die Finalistinnen und Finalisten 2024 der Kategorie 1./2. Klasse/Lehrjahr: Jakub Kwiatkowski (Alte Kanti Aarau), Rahel Lippuner (Alte Kanti Aarau) und Solana Weichelt (Alte Kanti Aarau). In der Kategorie 3./4. Klasse/Lehrjahr wählte die Jury folgende Schüler/-innen aus: Lara Urech (Kantonsschule Baden), David Bisang (Kantonsschule Zug) und Lana Muther (Kantonsschule Reussbühl LU). – Ihre Texte überzeugten allesamt durch inhaltliche Substanz und erzähltechnische Raffinesse. Der Schauspieler Jens Wachholz sorgte mit seinen fein gestalteten Lesungen dafür, dass die ganz unterschiedlichen Qualitäten der Texte auch zur Geltung kamen. Überhaupt stand an diesem Nachmittag die Wertschätzung der Texte im Mittelpunkt. Der Respekt und die Sorgfalt wurden in jeder Äusserung der Jury deutlich. Ein mutigerer Umgang auch mit kritischen Argumenten hätte der Jurydebatte freilich noch mehr Aussagekraft verliehen.

Die Wedekind-Preise
Im Anschluss an die Lesungen und die Jurydebatte stand die Vergabe der Preise im Zentrum. In der Kategorie I (400 Franken Preisgeld) setzte sich der Text von Solana Weichelt (Alte Kanti Aarau) durch. Die Jury lobte die Erzählung als Spiel mit und gegen Erwartungen: «Mit postmodernen Kniffs dreht die Erzählerin die Zeit zurück und vor, bedient sich an Erzählmustern von Shakespeare bis zu Hollywood-Blockbustern und behält am Ende als überlegene, aber ungerührte Autorin das letzte Wort.»

Nach einer animierten Jurydebatte stand Lara Urech (Kanti Baden) als Gewinnerin der Kategorie II fest (400 Franken Preisgeld). Die Jury begründete ihren Entscheid so: «Lara Urech beschreibt die Figuren rund um die Protagonistin Anne in kurzen Erinnerungsfetzen an gemeinsame Erlebnisse lebendig und bunt, genauso schnell verschwinden sie wieder aus dem Text – allein die Einsamkeit bleibt schwer und grau zwischen den Zeilen hängen.»

Publikumspreis
Beim Publikum kam die Erzählung von David Bisang (Kanti Zug) am besten an, was sich an der eindrücklichen Lautstärke des Applauses ablesen liess. Das Publikum honorierte damit ein rasantes und irrwitziges Schelmenstück über den Aprikosenkanton Wallis und den Kirschenkanton Zug. David Bisang durfte für den Gewinn des Publikumspreises 200 Franken in Empfang nehmen.

Der Wedekind-Preis 2025
Wie die Veranstalter mitteilen, lautet das Thema des Wedekind-Preises 2025 «Galgenvogel». Erzählende Texte können bis am 31. Januar 2025 beim Aargauer Literaturhaus eingereicht werden: info@aargauer-literaturhaus.ch.

Die Finalist(inn)en-Texte zum Nachhören:

Wedekindpreis

Förderangebote für Schreibinteressierte:
– Aargauer Literaturhaus Lenzburg: > mitmachen
– Alte Kanti Aarau: www.treffpunkttext.ch

Die Preisträger/innen 2024: Lara Urech (links), David Bisang, Solana Weichelt
Bild: Andreas Neeser

Entschuldigung 

Von Anna Caviezel

Sich entschuldigen bedeutet wörtlich, jemanden darum zu bitten, die Schuld, die man auf sich geladen hat, von einem zu nehmen. Aber wie viel ist eine Entschuldigung eigentlich wert? Heutzutage scheint es, dass ein einfaches «Sorry» unzählige Möglichkeiten eröffnet. Die schlimmsten Vergehen können durch so eine leere Floskeln glattgebügelt werden, was häufig missbraucht wird. Hat man Mist gebaut, sagt man flapsig «tschuldigung» und ist aus dem Schneider. Klappt das einmal, funktioniert es auch ein zweites Mal und immer wieder. Einige nutzen das schamlos aus und missbrauchen das Vertrauen anderer, indem sie behaupten: «Sorry, das mache ich nie wieder.»

Dann gibt es diejenigen, die sich entschuldigen, ohne überhaupt zu wissen, warum. Sie sagen einfach «tut mir leid», um eine lästige Konversation so kurz wie möglich zu halten. Und vereinzelt gibt es auch jene, die das Mitleid anderer gewissermassen erkaufen wollen, indem sie mit einem «du weisst ja gar nicht, wie…» auf die Tränendrüse drücken und dabei ihren Hundeblick aufsetzen.

Es gibt alle Arten von Entschuldigungen, was es schwierig macht, die aufrichtige, ernstgemeinte zu erkennen. Diese seltene Entschuldigung kommt tatsächlich von Herzen und ist nicht nur ein Lippenbekenntnis.

Eine echte Entschuldigung zeigt sich in der Veränderung des Verhaltens, nicht in der blossen Floskel. Es ist die seltene Entschuldigung, die wirklich zählt, weil sie aufrichtige Reue und den Willen zur Besserung zeigt. Und wenn wir ehrlich sind, ist es diese Entschuldigung, die wir alle verdienen. Am Ende zählen Taten mehr als Worte.

Anna Caviezel absolvierte im Juli 2024 erfolgreich die Maturaprüfungen an der Alten Kanti.

Flug über die Absturzkante 

Von Lena Tschannen

Vier Jahre, x-tausend Prüfungen und eine Matura später: was nun?

Die gnadenlose Frage, die jeder Schülerin und jedem Schüler nach den Schlussprüfungen innerhalb des Zeitraums der Kanti wie ein gotterbärmliches Fallbeil über dem Kopf hängt. Denn was danach sein wird, hat einem keiner gesagt. «Du hast noch genügend Zeit!», haben sie behauptet. «Du wirst es dann schon wissen», haben sie gemeint. Nun steht man also da nach dem mühseligen Überlebenskampf zwischen mündlichen Prüfungen, Arbeiten, Vorträgen und weiss der Teufel – und hat keinen Plan. Für nichts. Aber gut, glücklicherweise hat man das Maturzeugnis in der Hand. Was für ein Trost. Die Türen stehen nach allen Seiten hin weit offen, oder? Uni, Fachhochschulen und – was gibt es da eigentlich noch? Ach ja, die Berufswelt, auch sie erwartet einen schon mit offenen Armen.

Auf so vieles ist man vorbereitet worden – nicht aber auf diesen grossen Moment. Und dann steht man eben da, an der Absturzkante, betrachtet den Schlund des realen Lebens, an den man von den Lehrpersonen vier Jahre lang immer näher rangeschoben wurde. Man wirft einen letzten Blick zurück, um die Kanti-Blase endgültig platzen zu sehen, und dann schluckt man leer. Wie ein hilfloser Vogel, der kaltblütig aus der warmen Geborgenheit seines Nestes geworfen wird. – Was nun?

Das Leben geht tatsächlich weiter. Eine gute Nachricht. Jedenfalls rede ich mir das ein. Auch wenn die Töne des Wunschkonzertes allmählich verklingen – jenseits des Abgrunds, hinter der Ratlosigkeit muss es eine Welt voller neuer Möglichkeiten und Gelegenheiten. Rechnet nicht damit, dass man euch darauf vorbereitet, aber glaubt einfach, dass ihr euch bis zur Absturzkante durchschlagen könnt. Und dann: guten Flug!

Lena Tschannen absolvierte im Juli 2024 erfolgreich die Maturaprüfungen an der Alten Kanti.

Küstenlandschaften 

Von Michael Schraner, Musiklehrer

I
Der Schweiss fliesst einfach aus mir heraus. Steige ich die drei Stockwerke in mein Schulzimmer hoch, scheint es mir, als würde ich nachheizen. Dann fliesst es aus allen Poren. Während eines langen Schultags sind Leinenhemden und Merinoshirts immerhin ein Teil der Lösung. Für die Nase. Aber im Spätsommer bei mehr als 30 Grad Zimmertemparatur hinterlässt der Schweiss seine Spuren auf jedem Gewebe. Die 99 Prozent Wasseranteil bilden grosse Flächen am Körper. Das eine Prozent an Salzen zeichnet hingegen bis zum Ende des Tages weisse Konturen, wie Küstenlandschaften am Rücken, der Brust, in der Armbeuge und den Kniekehlen.

II
An der Küste der Normandie trocknet der Schweiss beim Radfahren dank des Windes sofort. Wir sind in Arromanches-les-Bains. Hier begann vor 80 Jahren die Operation Overlord. Arromanches liegt am Küstenabschnitt Gold Beach. Die Landung der Alliierten eröffnete eine zweite Front gegen das Deutsche Reich im Westen und brachte somit der Roten Armee Entlastung beim Kampf gegen die Wehrmacht an der Ostfront. Der längste Tag, der 6. Juni 1944, klingt auf Französisch so sanft wie der Titel eines Bilds von Claude Monet oder eines Klavierstücks von Claude Debussy: Débarquement.

III
Wenige Tage nach der Landung haben die Engländer bei Arromanches den künstlichen Hafen Mulberry B angelegt. Die riesigen Phoenix-Elemente aus Beton wurden über den Kanal gebracht und als Wellenbrecher im Halbkreis vor der französischen Küste versenkt. Reste dieser Ungetüme ragen immer noch aus dem Wasser, über die Jahrzehnte stark zersetzt durch Stürme, Gezeiten und Brandung. Mitten am Badestrand von Arromanches liegt Pontoon 449. Ein zur Seite geneigtes Zwischenelement der langen Landungsbrücken. Beton und verrosteter Stahl – einfach magisch. Bei Ebbe wirkt das kräftige Grün des Algenbewuchses lebendig und die Abertausenden Muscheln bestimmen aus der Nähe die feine Textur der Oberfläche. Hier wurden in kürzester Zeit 628’000 Tonnen Nachschubgüter, 40’000 Fahrzeuge und 220’000 Soldaten an Land gebracht.

IV
Mitten im Ersten Weltkrieg verfasste der kanadische Lieutenant-Colonel John McCrae das Gedicht In Flanders Fields. Sein Freund war am Tag zuvor bei einem Granatenangriff gefallen. An die ersten Verse muss ich denken, während ich weitere Strandabschnitte des D-Day mit dem Rad erkunde: «In Flanders fields the poppies blow / Between the crosses, row on row.» Mit Klatschmohn gesäumte Weizen- und Flachsfelder ziehen sich bis an den Rand der Steilküste, und dort verschmelzen sogleich das Meer und der Himmel miteinander. Auf dem Weg zum Omaha-Beach passiere ich Marksteine der Liberty Road, dem über tausend Kilometer langen Mahnmal, das hier ganz in der Nähe beginnt und dem Strassenverlauf der Befreiung bis nach Bastogne in Belgien folgt. Die Remembrance Poppies, Mohnblumen aus Plastik, sind zum grossen Jubiläum allenthalben und in grosser Zahl zu sehen. Noch nicht von Regen und Sonne ausgebleicht, sondern strahlend in kräftig warmem Rot, an Steintafeln angebracht, als Kränze niedergelegt. Zum Gedenken an jene, die hier gekämpft haben und gestorben sind –em>< for the liberty of the world. Das ist die Flughöhe aller Inschriften hier.

V
Auf meiner inneren Leinwand tauchen kurze Sequenzen zweier filmischer Monumente auf, die in ihrer Darstellungsweise nicht konrastreicher sein könnten: zum einen die eher distanzierten Schwarzweissbilder aus The Longest Day (1962), zum anderen das Gemetzel aus nächster Nähe in Saving Private Ryan (1998). Ein schottischer Radfahrer spricht mich an. Er hat gerade realisiert, dass die Remembrance Poppies hier beim Mahnmal mit den drei Elementen The Wings of Hope, Rise, Freedom! und The Wings of Fraternity von einem Veteranenverein aus seiner Heimatstadt niedergelegt wurden. Er könne es einfach nicht fassen, was sich hier an diesem wunderschönen Strand einst abgespielt habe. Ich bin etwas überfordert.

VI
Den Krimi Fatherland, das Romandebüt von Robert Harris, habe ich als Jugendlicher gelesen. Die Handlung spielt 1964, in einem fiktiven Deutschland, das den Zweiten Weltkrieg gewonnen hat. Ich versuche mir vorzustellen, wie meine Familie bei diesem Szenario geworden wäre. Wie ich geworden wäre.

VII
Das Pathos, das den amerikanischen Soldatenfriedhof in Colleville-sur-Mer umweht, ist schwer auszuhalten. Die 9’387 weissen Kreuze und Davidssterne strahlen eine kühle Ruhe aus und sind in ihrer Anordnung von einer überwältigenden Ästhetik. Die halbkreisförmige Säulenreihe des Portal of Freedom, die kunstvolle Statue, als allegorische Darstellung des Spirit of American Youth Rising from the Waves, und das grosse Becken mit klarem Wasser sind verstörend makellos. Hier liegen viele Jungs im Alter meiner Schüler. Tausende von Kilometern entfernt von ihren Freundinnen und Familien wurden sie am Atlantikwall aus MG-Nestern niedergemäht. Für die Freiheit geopfert. Der ganze Küstenabschnitt ist voll mit solchen Sätzen. In Stein gehauen, in Metall graviert.

VIII
Wieder in der Kühle des schönen Ferienhauses in Arromanches schaue ich beim Doomscrolling das neuste Video zum Project 2025 der Heritage Foundation. Es läuft mir kalt den Rücken herunter. Ein Kampfruf aus dem aktuellen US-amerikanischen Wahlkampf hämmert in meinem Kopf: We are not going back!

Bild: Michael Schraner

IX
Meine Kinder zitieren öfters aus Star Wars. Ein Dialog zwischen Anakin Skywalker und Obi-Wan Kenobi kommt mir vor dem Einschlafen in den Sinn:

«Don’t lecture me, Obi-Wan! I see through the lies of the Jedi. I do not fear the dark side as you do. I have brought peace, freedom, justice, and security to my new Empire!»
«Your new Empire?»
«Don’t make me kill you.»
«Anakin, my allegiance is to the Republic, to democracy!»
«If you’re not with me, then you’re my enemy.»

X
An einem schweisstreibenden spätsommerlichen Nachmittag sitze ich in meinem Schulzimmer am liebsten auf dem Klavierstuhl, weil ich dort nicht an einer Rückenlehne kleben bleibe. Ob das die Salzkonturen auf dem Hemd verändern würde? Ich versuche, meine Schülerinnen und Schüler trotz Hitze und fortgeschrittener Tageszeit für die Schönheiten des Dominantseptakkords zu begeistern. Vor einigen Jahren habe ich meine letzten Diensttage im Kompetenzzentrum Musik in Aarau damit verbracht, angehende Offiziere in Musiktheorie zu unterrichten. Landesverteidigung mit der Septime und dem Leitton zu einer Zeit, als ich dachte, Freiheit sei einfach automatisch da. Zuhause spüle ich mit einer kühlen Dusche die herausgeschwitzten Gedanken von mir ab.

Bild: Michael Schraner

Rechtsmedizin: Wissenschaft und Wahrheit 


Ein Leben endet, doch es ist noch einiges zu klären, das möglicherweise juristisch von Belang ist. Hier beginnt die Arbeit der Rechtsmedizin. Der kalte Körper soll die Antworten liefern, die das Leben offengelassen hat. sage&schreibe hat Dr. med. Daniel Eisenhart, Institutsleiter und Chefarzt des Instituts für Rechtsmedizin im Kantonsspital Aarau, über den Beruf des Rechtsmediziners befragt.

Von Alexandra Ellena, Emilia Laube und Lilly Zgraggen G21K

sage&schreibe: Herr Dr. Eisenhart, Ihr Arbeitsfeld ist die Rechtsmedizin. Inwiefern hängen die Bereiche Juristerei und Medizin zusammen?
Dr. med. Daniel Eisenhart: Wir sind ausgebildete Ärzte und haben uns aus den unterschiedlichsten Gründen für die Rechtsmedizin entschieden, während die Staatsanwaltschaft einen juristischen Hintergrund hat. Wir kennen allerdings die Sprache und Welt der Juristen und versuchen, die Untersuchungsergebnisse, allfällig relevante medizinische Zusammenhänge sowie ereignisrekonstruktive Überlegungen in Wort und Bild in Form eines Gutachtens so wiederzugeben, dass die Staatsanwaltschaft entscheiden kann, ob ein Straftatbestand vorliegt. Entscheidend ist nicht zuletzt die Verständlichkeit: Unsere Gutachten müssen so geschrieben sein, dass wir sie jemanden auf der Strasse zum Lesen geben könnten und diese Person den Inhalt problemlos nachvollziehen kann. Deshalb verwenden wir in unseren Berichten auch nie fachspezifische Fremdwörter.

Wann müssen sie eine Leiche untersuchen?
Die Strafprozessordnung sieht vor, dass zuerst der Tod im Rahmen einer ärztlichen Leichenschau durch einen Hausarzt oder Spitalarzt festgestellt wird. Werden dabei Auffälligkeiten bemerkt oder geht man von Anfang an von einem Delikt, Unfall oder einer Selbsttötung aus, erfolgt eine sogenannte Legalinspektion durch die Rechtsmedizin. Können nicht alle strafrechtlich relevanten Fragen vor Ort beantwortet werden, verfügt die Staatsanwaltschaft eine Autopsie.

Wie unterscheidet sich die Arbeit an einem toten Körper von einer normalen Operation?
Eine Autopsie ist vergleichbar mit einer Operation, die aber im Unterschied zur Operation nicht blutet, weil sie am leblosen Körper vorgenommen wird. Es handelt sich um eine standardisierte Untersuchung, die immer von zwei Ärzten durchgeführt wird. Wir untersuchen in jedem Fall die Kopf-, Brust- und Bauchhöhle sowie die darin befindlichen Organe. Für uns ist es wichtig herauszufinden, ob es Befunde gibt, welche die Todesursache und die Umstände des Todeseintritts erklären.

Gilt bei der Arbeit an toten Körpern derselbe ethische Kodex wie bei lebenden Menschen?
Der Umgang mit Verstorbenen ist stets würdevoll. Angehörige haben auch oft die Befürchtung, dass der Körper bei der Autopsie entstellt wird. Dem ist aber nicht so. Die Untersuchung wird bewusst so durchgeführt, dass nach der Ankleidung und Einsargung durch den Bestatter keinerlei Hinweise auf eine vorgängig durchgeführte Autopsie erkennbar sind. Auf diese Weise ermöglichen wir den Angehörigen trotz durchgeführter Autopsie einen würdevollen Abschied.

Wie viele Fälle pro Jahr bearbeiten Sie?
Wir untersuchen etwa 750 Verstorbene vor Ort und führen ca. 150 Autopsien sowie knapp 300 klinische Untersuchungen durch.

Was ist der schwierigste Teil Ihres Berufes?
Anders als zum Beispiel bei Chirurgen, die eine Operation durchführen und bei positivem Ausgang ein Erfolgserlebnis haben, bekommen wir praktisch nie ein positives Feedback. Erkenntnisse aus unseren Untersuchungen haben fast immer negative Konsequenzen für jemanden. Unsere Motivation ist denn auch in erster Linie, sich für jemanden einzusetzen, welcher nicht mehr dazu in der Lage ist – oder in anderen Worten einen wichtigen Beitrag für die Wahrheitsfindung zu liefern. Auch nicht einfach sind Untersuchungen in Zusammenhang mit ärztlichen Eingriffen. Es ist nicht unsere Absicht, Berufskollegen in die Pfanne zu hauen. Auf der einen Seite gibt es den Arzt, der etwas Gutes tun wollte – auf der anderen Seite den Verstorbenen, welcher sich nicht mehr zu Wort melden kann. Unsere Aufgabe ist es dann, unvoreingenommen und wertfrei alle notwendigen Informationen der Staatsanwaltschaft zur Verfügung zu stellen, damit diese entscheiden kann, ob ein strafrechtlicher relevanter Tatbestand vorliegt.

Bild: Erza Gashi

Das Gefühl von Freiheit 

Mit dem Fahrrad über Stock und Stein, durch den Wald und auf den Strassen, immer so schnell wie möglich. Dies ist der Alltag von Lea Huber, die seit acht Jahren Mountainbikerin ist und deshalb das Sportgymnasium der Alten Kanti besucht. sage&schreibe hat die 20-jährige Vizeweltmeisterin zum Gespräch getroffen.

Von Alessia Marta Hostettler und Nathalie Tanner, G21K

Wie bist du zum Mountainbiken gekommen? Gab es einen bestimmten Moment oder Auslöser, welcher dich dazu inspiriert hat?
Zum Mountainbiken kam ich durch meine Familie. Mein Vater war als Jugendlicher Strassenrennfahrer und wechselte später aufs Mountainbike; seine Leidenschaft für beide Sportarten behielt er bei und so geriet auch ich in diesen Sport. Zu Beginn machte ich auch noch Geräteturnen, doch von einem Tag auf den anderen entschied ich mich dafür, ganz aufs Mountainbiken zu setzen, da es mir besser gefiel.

Worin besteht die Faszination, mit dem Fahrrad im Wald über Steine und Wurzeln zu fahren?
Mir gefällt es vor allem, dass ich mich im Wald und in der freien Natur bewege. Man muss bei jedem Wetter rausgehen, auch wenn dies manchmal nicht so grossartig ist. Da ich den Sport in der Natur ausübe, ist er sehr abwechslungsreich. Man erlebt immer wieder etwas Neues und es gibt einem das Gefühl von Freiheit.

Wie hat sich dein Leben durch diese Leidenschaft verändert?
Durch den Sport eröffnen sich mir ohne Zweifel sehr viele Möglichkeiten; mit meinem Team war ich letzte Woche in Brasilien, und von solch einer Reise hätte ich sonst nur träumen können. Man lernt auch viele bedeutende Menschen kennen, und ich denke, beides ist nicht möglich, wenn man einen Sport nicht auf Leistungssportniveau ausübt.

Wie sieht ein gewöhnlicher Trainingstag für dich aus?
Das ist sehr tages- und phasenabhängig, denn ein Trainingstag im Winter, während der Vorbereitungszeit, sieht anders aus als einer im Sommer vor einem Rennen. Grundsätzlich gehe ich zuerst in die Schule; eventuell mache ich später noch ein Ausdauertraining, das zwischen zwei und vier Stunden dauert. Je nach dem gibt es noch Krafttraining, entweder zu Hause oder im Fitnessstudio.


Bild: zVg

Woran denkst du auf den langen Fahrten über Stock und Stein?
Ich denke so ziemlich an alles. Es ist manchmal schon sehr erholend, wenn man ein etwas weniger intensives Training hat. Dann fahre ich irgendwo durch und denke an alles, was mich zurzeit gerade beschäftigt. Nach solch einer Fahrt geht es mir meistens besser als vorher.

Auf welchen Erfolg bist du besonders stolz?
Mein erster wirklich grosser Erfolg war, als ich ganz unerwartet im Jahr 2019 Europameisterin wurde. Dann der zweite, welcher vielleicht auch noch erwähnenswert ist, als ich vor zwei Jahren Vizeweltmeisterin wurde. Das Aussergewöhnliche daran war, dass meine Schweizer Teamkollegin gewonnen hatte und wir so einen Schweizer Doppelsieg feiern durften.

Im Sport geht es um Erfolg und Misserfolg. Wie gehst du mit Niederlagen um?
Im ersten Moment ist es manchmal schon ein bisschen enttäuschend, vor allem wenn man sich mehr erhofft hat. Aber ich versuche mich dann immer wieder daran zu erinnern, dass es eigentlich ja nur Velofahren ist und dass es auch noch andere wichtige Dinge im Leben gibt. So finde ich auch immer wieder die Motivation, mich zu verbessern.

Welche Ziele strebts du im Mountainbikesport an?
Für nächstes Jahr habe ich mir ein grosses Ziel gesetzt: Wir haben die Heimweltmeisterschaft im Wallis, und ich hoffe zu gewinnen.
Wenn ich noch weiter in die Zukunft schaue, ist mein Ziel, einen Doppelvertrag abschliessen zu können; ich würde dann sowohl auf der Strasse als auch auf dem Bike unterstützt. Irgendwann die Tour de France zu bestreiten und an der Olympiade teilzunehmen, steht natürlich auch noch auf meinem Wunschzettel.

Bild: Melody Peus

Hot chicken Pad thai

Ein Team der sage&schreibe-Redaktion stellte sich der Herausforderung, beim Kochen und Essen in Sachen Schärfe an die Grenzen zu gehen. Nach reichlicher Absprache entschieden sich die Test-Köchinnen dazu, «Hot Chicken Pad Thai» zu kochen. Extra hot. Aber dann kam doch alles ein wenig anders.

Von Alessia Marta Hostettler, Jessica Pinto Guerreiro und Graciella Kazadi, G21K

Nachdem wir ein Rezept gefunden hatten, an welches wir uns halten wollten, mussten wir verschiedenste Zutaten ausfindig machen und einkaufen. Das hat uns schon mal die ersten Schwierigkeiten bereitet, da einige Zutaten nicht leicht aufzutreiben waren und wir zudem noch die entsprechenden Mengen finden mussten. Für das Gericht wurde Fischsauce benötigt; wir halfen sogar der Mitarbeiterin beim Suchen, doch ohne Erfolg. «Nicht mehr im Sortiment», hiess es. Also ab in einen anderen Coop. – Jackpot! Und unsere letzte Zutat war gekauft. Als wir schliesslich alles beisammenhatten, gingen wir ans Werk.

Die Pad Thai Nudeln wurden gekocht, und während Jessica die Sauce zubereitete, wusch und zerschnitt Alessia den Koriander, die Zwiebeln und die Bohnensprossen. Das Hühnchen wurde von Jessica zerstückelt und leicht angebraten. Dieser nächste Schritt hatte es in sich, denn wir mussten den perfekten Zeitpunkt finden, um die bereits abgeschöpften Nudeln zum Hühnchen und dem leicht angebratenen Gemüse zu geben. Graciella gab dann die Sauce dazu, und wir stellten erstaunt fest, dass wir sehr viel mehr davon benötigten, als im Rezept angegeben war. Jessica machte sich wieder ans Werk; sie mischte Sojasauce, Ketchup, Erdnussbutter und noch viele weitere Dinge erneut zu einer leckeren Sauce zusammen. Und das Ganze fünf Mal, bis die Menge ausreichte.

Die Schärfe
Alessia sorgte währenddessen dafür, dass nichts anbrannte. Wir wollten schliesslich keinen Feueralarm auslösen. Nachdem wir nun die Portion der Sauce verfünffacht hatten, sah das Ganze schon ein bisschen besser aus, doch irgendetwas fehlte noch – die Schärfe! Für den Schärfekick hatten wir Chiliflocken gekauft, welche nach Belieben dosiert, werden konnten. Somit mussten wir nur noch anrichten. Dann noch etwas Koriander als Dekoration, um das Ganze zu verschönern, und darüber schütteten wir eine regelrechte Chiliflockenlawine.

Die Verkostung
Wir hatten das Glück, in unserem Redaktionsteam gleich zwei Schärfeliebhaberinnen zu haben – und eine Testperson, welche Schärfe nicht ausstehen kann. (Wieso sie sich freiwillig zum Schärfe-Experiment gemeldet hat, wissen wir bis heute nicht.) Nun war es also an der Zeit, unser vollendetes Gericht zu kosten – mit erstaunlichem Resultat: Jessica nahm zögernd einen Bissen. Sobald das Essen in ihrem Mund war, verzog sie das Gesicht und hielt sich eine Hand vor den Mund. Aber das half natürlich nichts. Alessia hatte nichts gegen die Schärfe einzuwenden. Nachkochen würde sie das Gericht aber nicht unbedingt. Graciella gab unumwunden zu, dass das Hot Chicken Pad Thai nicht ihrem Geschmack entsprach – grundsätzlich. Und in Bezug auf die Schärfe, gab sie zu Protokoll, hätte sie durchaus noch Luft nach oben gehabt.
Das merken wir uns, falls wir wieder mal zusammen «hot» kochen.


Hot Chicken


Hot Chicken : Der Schärfe Test

Vom Kalten Licht zum Feueropal 

Von Michael Schär, Lehrer für Chemie
«Heiss, heiss!» rief mein Patenkind jeweils laut, wenn es etwas in glühend roter oder gleissend weisser Farbe sah. Das konnte die Flamme beim Anzünden der Tischbombe sein – oder einfach nur eine rote LED oder ein Glühwürmchen. Dieses Wort des Kleinen, eines seiner ersten überhaupt, war Ausdruck einer einfachen Assoziation, mit der er begann, die Welt um sich herum zu begreifen: Was heiss ist, gibt helles Licht ab. Erinnert an den Farbencode einer Wärmekamera: Helle Farben für heisse, dunkle Farben für kalte Zonen. Ach, und was heisst eigentlich überhaupt kalt? Ich höre meinen ehemaligen Physiklehrer sagen: «Kälte gibt es physikalisch nicht!» Inzwischen weiss ich selbst, dass gemäss Planckschem Strahlungsgesetz jeder (schwarze) Körper mit einer Temperatur oberhalb von -273.15 °C eine definierte Wärmestrahlung abgibt – also gewissermassen warm ist.

Abbildung 1

Und was bedeutet nun «kaltes Licht» oder «kaltes Leuchten»? Dazu finden sich in der Chemie unterschiedliche Definitionen: Vom «Leuchten unterhalb der Glühtemperatur» bis hin zur «Ausstrahlung von Licht ohne Temperaturänderung». Wobei letztere Definition genau genommen nicht ganz stimmt, weil bei jedem realen chemischen Prozess etwas Energie in Form von Wärme verlorengeht. So wandelt beispielsweise ein «Glüh»-Würmchen erstaunliche 95% vom Energiegewinn eines biochemischen Prozesses in Licht um (Wirkungsgrad: ca. 95%); dieser Wert übertrifft eine konventionelle Glüh-Lampe um Welten (Wirkungsgrad: ca. 5%) und bringt die Augen jedes Ingenieurs zum Glühen.

Eine präzisere Definition setzt «kaltes Licht» mit «Lumineszenz» gleich: Lichtfreisetzung als Folge einer nicht-thermischen Energieaufnahme. Nun gibt es aber diverse Arten davon. Ein paar eindrückliche Beispiele aus dem Alltag sollen dies illustrieren:

Chemolumineszenz – Anregung durch die Energie einer chemischen Reaktion: Chemolumineszenz trifft man beispielsweise bei Leuchtstäben an. Wird ein solcher geknickt, so zerbricht ein Glasröhrchen im Innern des Stabes. Daraus wird H2O2 freigesetzt, welches dann im Stab mit dem umliegenden Oxalsäureester Licht erzeugt.

Ähnlich funktioniert die Luminol-Reaktion, welche in der Kriminalistik zum Nachweis von Blutspuren verwendet wird. Man vermischt Luminol mit H2O2 – allerdings ist diese Reaktion bei Raumtemperatur zu langsam. Beschleunigt wird sie aber dadurch, dass die Mischung mit dem Blut und dem darin enthaltenen Eisen in Kontakt kommt. So leuchtet das Ganze schliesslich hellblau (Abbildung 1).

Biolumineszenz – Anregung durch die Energie einer biochemischen Reaktion: ein Sonderfall der Chemolumineszenz. Die Liste der dazu befähigten Organismen ist lang: Glühwürmchen, Leuchtbakterien (vgl. Meeresleuchten), Hallimasch-Pilze, Leucht-Quallen und Angler-Fische… Ebenso vielfältig ist der Zweck des «Kalten Leuchtens»: Erkennung von Artgenossen, Anlockung von Partnern, Köder für den Nahrungserwerb, Abschreckung von Feinden – und in manchen Fällen ist die biologische Funktion des Leuchtens noch unbekannt.

Photolumineszenz – Anregung durch Lichtenergie: wird eine Banknote, eine ID oder ein Reisepass mit einer UV-Lampe beleuchtet, beginnen die Sicherheitsmerkmale darauf in sichtbaren Farben zu leuchten (Abbildung 2) – man spricht von Fluoreszenz, in Anlehnung an das Mineral Fluorit.

Was aber ist mit den Leuchtsternen, welche man als Kind im Zimmer aufhängte und die noch in der Nacht geleuchtet haben? Funktioniert ähnlich – aber im Unterschied zur Fluoreszenz muss bei der sogenannten Phosphoreszenz ein elektronischer Übergang stattfinden, der aufgrund des Pauliprinzips zeitlich verzögert abläuft. Deshalb also das Nachleuchten in der Dunkelheit.

Abbildung 2

Diese Aufzählung von Möglichkeiten «kalten» Lichts ist bei Weitem nicht vollständig. Zu erwähnen wären beispielsweise noch die Tribolumineszenz (Anregung durch Reibung) und die Elektrolumineszenz (Anregung durch elektrische Felder wie bei der LED). Alternativ gibt es «kalte» optische Phänomene ohne Lumineszenz, die faszinierend sind, wie z.B. die Opaleszenz des Feueropals (Abbildung 3). Als Mineral aus hydratisiertem Kieselgel mit darin eingebetteten, sehr regelmässigen SiO2-Kügelchen zeigt der Feueropal ein lebendiges Farbenspiel (hervorgerufen durch Reflexion und Interferenz vom einfallenden Licht).

Mein Patenkind ist inzwischen alt genug, um zu wissen, dass nicht alles, was feurig aufblitzt, auch heiss ist. Und was den Feueropal betrifft, ist das wirklich Feurige der vulkanische Ursprung. Vielleicht reden wir darüber, wenn wir uns demnächst wieder sehen.

Abbildung 3

Bilder: zVg

Alte Kanti Theater «AKT!»

Seit vier Jahren leiten Andrea Santschi und Eva Welter erfolgreich die Theatergruppe der Alten Kanti «AKT!». Im Nachgang zur jüngsten Produktion – der szenischen Umsetzung des Mittelalter-Romans «Tristan und Isolde» – haben wir Andrea Santschi zum Gespräch getroffen.

Von Alexandra Ellena, Emilia Laube und Lilly Zgraggen, G21K

sage&schreibe: Wie lange führen Sie das Kanti-Theater schon?
Andrea Santschi: Als ich 2013 meinen Master in Theaterpädagogik begann, nahm mich Heinz Schmid, der damalige langjährige Leiter, freundlicherweise ins Team auf. Das erste Stück, welches ich verantwortete, Molières «Le bourgeois gentil homme», konnte aufgrund des Lockdowns 2020 leider nicht aufgeführt werden. Seither leite ich das Kanti-Theater zusammen mit Eva Welter. Zu zweit fällt die Arbeit deutlich leichter, wir motivieren und ergänzen uns, und jede kann ihre Stärken einbringen.

Was ist Ihre Motivation?
Als Gymnasiastin habe ich wenig Theater gespielt; ich habe getanzt und gesungen. Erst später, als ich Französischlehrerin wurde, habe ich mit Rollenspielen und kleinen Inszenierungen im Klassenzimmer angefangen. Da hat mich das Interesse so richtig gepackt, weil Theater im Moment lebt und wirkt, und weil da eine intensive Zusammenarbeit aller Beteiligten auf und hinter der Bühne stattfindet. Spielplatz, Gemeinschaft, Erlebnis – das ist für mich Theater, das macht glücklich.

Wie entsteht so ein Theaterstück?
Die Vorbereitungen fangen eineinhalb bis zwei Jahre im Voraus an. Eva Welter und ich haben ein Thema im Kopf und suchen nach Materialien, je nach dem, ob wir ein eigenes Stück mit der Gruppe entwickeln (was mehr Zeit braucht) oder ob wir eines adaptieren. Ein Raum für die Aufführungen muss gefunden werden. Es wird in der Gruppe ausprobiert, improvisiert und diskutiert. Parallel dazu entwickeln wir mit den Verantwortlichen die Konzepte für Bühne, Kostüm und Licht. Sobald ein Skript steht, beginnt auch das Inszenieren, dabei können sich auch die Spielerinnen und Spieler mit ihren Ideen einbringen.

Falls man mitmachen möchte, welche Qualitäten sollte man mitbringen?
Wer neugierig ist und bereit, sich auch stimmlich zu exponieren, wer eine gewisse Selbstironie besitzt und Lust und Mut zum Spielen hat, kann sich anmelden. Mer muess chönne blöd tue, experimentieren, ausprobieren. Wer nicht auf die Bühne will, kann auch hinter und neben der Bühne mitgestalten. Zu beachten gilt es: Die grossen Produktionen finden im Abstand von eineinhalb Jahren statt, der Einstieg ist also ideal bis zum zweiten Semester der dritten Klasse. Wir proben jeweils montagabends von 17.30 bis 19.00 Uhr im Theaterraum der Schule.

Und wie verteilen Sie die Rollen?
Ein Vorsprechen im eigentlichen Sinn gibt es nicht. Wir probieren einzelne Szenen aus, lesen und diskutieren gemeinsam das Skript, bevor jede und jeder sich mehrere Rollen aussucht, die er oder sie gerne spielen würde. Im nächsten Schritt kann man seine Mitschülerinnen und Mitschüler für Rollen vorschlagen, Eva Welter und ich machen unsererseits Vorschläge. So werden die Rollen verteilt, bis in der Regel alle zufrieden sind.

Und gibt es schon Pläne für die Zukunft?
Zwischen unseren aufwändigeren Produktionen proben wir auch für kleinere Auftritte. Erst kürzlich haben wir beispielsweise im Kantiteich und im Park Schwanengedichte präsentiert. Für den August 2025 planen wir Aufführungen einer Eigenkreation. Im Zentrum wird das Thema «Familie und Geschwister» stehen. Wir stecken noch in der Anfangsphase und warten natürlich auf die neuen Erstklässler/-innen nach den Sommerferien, die unser Ensemble ergänzen werden. Auch für dieses Stück wird es uns ein Anliegen sein, einen Stoff umzusetzen, der die Schülerinnen und Schüler betrifft und vielleicht betroffen macht. Denn im Endeffekt machen wir Theater für junge Erwachsene und solche, die es wieder sein möchten.

Bild: Alessia Castro Castell

Alte Kanti Theater ‹AKT!› im Internet: www.altekanti-theater.ch

Beruf und Geschlecht

Noch vor wenigen Jahren waren sogenannte Männer- beziehungsweise Frauenberufe selbstverständlich. Unsere heutige Gesellschaft legt jedoch zunehmend Wert darauf, diese stereotypen Berufsbilder aus dem Weg zu räumen und Platz für mehr Diversität zu schaffen. Wirklich? – Leonie Kihm und Alessia Marta Hostettler vom Redaktionsteam haben eine Pilotin und einen angehenden Fachmann Gesundheit bei ihrer Arbeit besucht und über die Beziehung von Beruf und Geschlecht befragt.

Esther Hess: Souveränes Flüstern

Im Operation Center des Flughafen Zürichs sind wir umzingelt von Frauen und Männern in Uniform. Members der Cabin Crew, Piloten und eine Pilotin treffen sich vor jedem Flug hier im OPC. Die Stimmung ist gut, und es liegt Reiselust in der Luft. Die Pilotin heisst Esther Hess, sie ist Senior First Officer auf dem SWISS Airbus 330/340, und sie nimmt uns mit in ihre ganz persönliche Welt der Aviatik, in welcher Nachtflüge mit Blick auf die Nordlichter oder Langstreckenflüge von mehr als 12 Stunden keine Seltenheit sind.

Der Weg in die ewigen Lüfte
Esther Hess ist schon immer eine sehr reisefreudige, neugierige und kontaktfreudige Person gewesen. In der Nähe des Flugplatzes Birrfeld aufgewachsen, habe sie schon früh den Wunsch verspürt, selbst mal so ein Flugzeug zu steuern. Bereits mit 17 Jahren konnte sie sich den Traum der Privatpilotenlizenz (PPL) erfüllen. Nach der Matura an der Alten Kanti (Schwerpunkt Mathematik, in einer Klasse mit liediglich vier Frauen) studierte sie Sport- und Bewegungswissenschaften an der ETH. Heute sitzt sie berufeshalber im Cockpit eines Airbus, zieht den Stick nach hinten und hebt mit 275 Tonnen ab in die Lüfte. Was bewegt sie denn an ihrem Beruf? «Die Passagiere», antwortet sie, ohne zu zögern. «Da gibt es immer wieder ganz besondere, bereichernde Begegnungen.» Es komme immer wieder vor, dass ein Kind ihr eine Zeichnung schenke. Für sie ist das ein Beweis dafür, dass sie ihren Job gut macht. «Und wenn man eine Sache gut macht», schiebt sie nach, «gibt es überhaupt keinen Grund, an sich selbst zu zweifeln.».

Als Frau in einem «Männerberuf»
In der Luftfahrt arbeiten auch heute noch deutlich mehr Männer als Frauen. SWISS beschäftigt rund 4.9% weibliche Pilotinnen, auch wenn die Fluggesellschaft aktiv nach weiblichen Pilotinnen sucht. Esther Hess erläutert, dass der Beruf noch immer von Stereotypen geprägt ist. Obwohl beide Geschlechter dieselbe Ausbildung durchlaufen, müssten Frauen sich tendenziell mehr beweisen oder für die gleiche Benotung eine bessere Leistung erbringen. «Aufgrund der Geschlechterverteilung», sagt sie, «steht man als Frau unweigerlich im Fokus, was zu einem ziemlich hohen persönlichen Druck führt. – Ein Beispiel: Wenn man als Frau leise spricht, wird dies als Unsicherheit gewertet. Ein Mann hingegen wird in derselben Situation nicht als unsicher eingestuft, sondern als souverän und gelassen.» Hess muss sich auch immer wieder frauenfeindliche Kommentare wie «Oh, das kann eine Frau auch…» oder «Ist da auch ein Mann im Cockpit? Dann ist die Operation gerettet» anhören. In Genf seien sogar einmal zwei Passagiere ausgestiegen, als sie hörten, dass kein Mann im Cockpit sass. Von solchen Erfahrungen lässt sich Esther Hess aber nicht beirren. «Ich mache mein Ding und gebe bei jedem Flug mein Bestes. Ich muss hauptsächlich mit mir im Reinen sein.» Sie ist eine stolze Pilotin und liebt ihren Job. Denn bei der SWISS gebe es prinzipiell nichts, was sie als Frau nicht tun könne oder dürfe.

Ein Blick in die Zukunft
Esther Hess glaubt an die Wichtigkeit der weiblichen Rolle in der Zukunft der Aviatik. Auch wenn die Stereotypen in ihrer Generation noch ziemlich verankert seien, habe sie das Gefühl, dass die jüngeren Generationen immer toleranter und offener würden. Das wünscht sie sich jedenfalls. Schliesslich: «Die klassische Rollenverteilung in der Familie hat sich ja auch verändert.» Für die Pilotin ist klar, dass man heutzutage alle beruflichen Hürden überwinden kann, wenn man dies unbedingt will.


Bild: zVg

Edion Ramadani: Unpopuläres ausprobieren

Im Seniorenzentrum Sanavita in Windisch werden wir von den Bewohnerinnen und Bewohnern angelächelt, die draussen die frische Frühlingsluft geniessen. In einem kleinen Büro neben den Zimmern treffen wir Edion Ramadani, Auszubildender Fachmann Gesundheit im 2. Lehrjahr. Die Stimmung im Raum ist von Anfang an entspannt, und Edion Ramadani, gekleidet in einen weissen Arbeitskittel, beginnt stolz von seiner Arbeit zu erzählen. Er sei ein sehr kontaktfreudiger Mensch, der den täglichen Austausch mit anderen Personen schätze und geniesse. Aus diesem Grund habe er sich für einen Beruf entschieden, welcher Abwechslung, Vielfalt und Begegnungen mit Menschen in seinen Alltag bringe. In seiner Freizeit schreibt Ramadani eigene Songs und beschäftigt sich mit Autos. «Typisch Mann», fügt er lachend hinzu. Auf unsere Frage, welche Vorteile er in seinem sozialen Beruf sieht, antwortet er, dass er täglich vieles für sein Privatleben lerne. Einerseits kriege er ein Gefühl dafür, wie man mit Menschen in verschiedensten Situationen umgehe und für sie da sei, andererseits schätze er das theoretische Wissen, das er sich in der Berufsschule aneigne. Wir fragen nach, wie die Klassenkonstellation in der Berufsschule aussehe – und werden überrascht. Von 25 Lernenden sind 20 weiblich und fünf männlich. «Das sind vergleichsweise viele Männer», sagt Edion Ramadani. «Ich habe Freunde in Parallelklassen, in denen nur ein einziger Mann sitzt.»

Als Mann in einem «Frauenberuf»
Ähnlich wie in Ramadanis Berufsschule sind im Sanavita von über 140 Mitarbeitenden nur fünf männlich. Der angehende Fachmann Gesundheit ist der Meinung, dass ein stereotypes Berufsbild auch heute noch in unserer Gesellschaft verankert sei. Kommentare wie «Wieso hast du diesen Beruf gewählt? Das ist doch ein Frauenberuf!» musste auch er sich anhören. Er versichert uns, dass ihn solche Kommentare jedoch nicht interessieren und fügt hinzu, dass er den Beruf schliesslich für sich selbst mache, weil er ihm Freude bereite und ihn erfülle. «Noch vor einigen Jahren hätte mich so ein Kommentar jedoch stärker getroffen.» In der Frauentruppe des Sanavita fühlt er sich vorurteilslos akzeptiert. «Die Mitarbeiterinnen finden es nicht komisch, dass ich hier arbeite. Im Gegenteil», sagt Edion Ramadani mit einem Lächeln. Es gibt jedoch Situationen, in denen «Mann sein» zum Nachteil wird. Es gibt Bewohnerinnen, die nicht von einem Mann gepflegt werden wollen, sei es aus religiösen oder persönlichen Gründen. Ramadani räumt ein, dass auch er sich in solchen Situationen unwohl fühle. Um es den Bewohnerinnen und sich selbst einfacher zu machen, tauscht er nötigenfalls den Einsatz gerne mit einer weiblichen Mitarbeiterin.

Ein Blick in die Zukunft
Die Zukunft des Pflegeberufs schätzt Edion Ramadani positiv ein. «Viele Betriebe geben sich Mühe, auch Männer anzuziehen und werben damit auf Social Media.» Er wünscht sich, dass sich Jugendliche in Zukunft trauen, etwas noch «Unpopuläres» auszuprobieren. Es sei enorm wichtig, seinen Träumen nachzugehen, ganz egal, was die Gesellschaft dazu sagen könnte. Edion Ramadani findet, es sei an der Zeit, dass dieser Beruf auch für Männer zur Normalität werde.


Bild: zVg

Es brennt – im Einsatz mit der Feuerwehr

Sobald das Wort «Feuerwehr» fällt, spielt sich vor dem inneren Auge ein Film ab: gefährliche Flammen, Wasser, das aus Schläuchen schiesst. In keinem anderen Beruf treffen Hitze und kühlende Nässe so häufig aufeinander, ja bedingen sich sogar. sage&schreibe hat die Stützpunktfeuerwehr Baden durch eine Rettungsübung begleitet.

Von Ella Karg und Luisa Dambach, G21K

Wir werden bereits erwartet, als wir mit der Fotografin um 19.30 Uhr bei der Stützpunktfeuerwehr Baden ankommen. Es ist die grösste Feuerwehr im Kanton Aargau, mit zurzeit 193 Mitgliedern. Während der Begrüssung inmitten von roten, pompösen Fahrzeugen wird uns schnell klar: Hier geht es um viel mehr als das Löschen von Bränden.
Wenig später ist der Appell in vollem Gang. Immer wieder huschen neugierige Blicke zu uns, den Gästen. Die Vollmontur der Feuerwehrmänner und Feuerwehrfrauen reflektiert die Abendsonne. Die Stimmung ist heiter, Motivation für die bevorstehende Übung liegt in der Luft. «Heute haben wir drei spezielle Gäste», ruft der Einsatzleiter, Daniel Gysel. Wir lächeln verlegen, die Crew nickt zustimmend. «Auf dem Programm stehen heute Rettungsübungen.» Zu uns gewandt, ergänzt er: «Keine Sorge, Action-Bilder von einer Brandlöschung werdet ihr auch machen können.»

Achtung: Wohnhaus im Brand
Dass Geschwindigkeit für die Feuerwehr zentral ist, wird uns sofort bewusst. Ehe wir uns dessen versehen, sitzen wir im ZKF, was so viel wie Zugkraftfahrzeug heissen soll, wie uns der Fahrer erklärt. Bereits während der Fahrt zum ersten Übungsort wird klar, was die Kunst des Feuerwehr-Handwerks ist: die lässige Ernsthaftigkeit. Das mag wie eine paradoxe Aussage klingen, ergibt jedoch spätestens beim Beobachten der Situation vor Ort Sinn. Angekommen auf dem Vorplatz eines Mehrfamilienhauses, fängt die gesamte Crew sofort an, sich in kleinere Gruppen aufzuteilen, wobei jeweils ein Gruppenführer oder eine Gruppenführerin bestimmt wird. Sobald der Einsatzleiter die Situation geschildert hat und die einzelnen Anweisungen erteilt worden sind, wird losgelegt. Plötzlich sind wir von einem Stimmengewirr umgeben, Leitern werden ausgezogen, Absperrungen werden platziert, Menschen rennen, sogar ein Flipchart wird aufgestellt. Die Gruppendynamik berührt uns. Jede und jeder hat seine Aufgabe, und rundum wird kommuniziert. Die Situation scheint so echt, so ernst, dass wir unseren gebannten Blick kaum der Hauswand entreissen können. Im Jahr 2023 hatte die Stützpunktfeuerwehr Baden 220 Einsätze zu bewältigen. Davon beinhaltete etwa jeder zehnte Einsatz eine Brandlöschung.

Der Ablauf der Übung ist jetzt klar. Ziel ist es, eine Person von dem obersten Balkon eines dreistöckigen Hauses zu bergen. Immer wieder erklärt uns der Einsatzleiter, wieso er gewisse Anweisungen gegeben hat. «Die Druckleitung wird gelegt, um das entfachte Feuer im Inneren des Hauses löschen zu können. Wobei wir den Lüfter brauchen, um den Rauch abzuziehen, damit eine Personenbergung im Haus stattfinden kann.»

Was uns auch auffällt, ist die stete Kommunikation der einzelnen Gruppenführer mit dem Einsatzleiter. immer wieder vernehmen wir ein atemloses «Meldung», worauf eine Schilderung der ausgeführten Aktionen folgt. Die Atmosphäre sprüht nur so vor Professionalität.
Nach der erfolgreichen Rettung wird der Rückzug angeordnet, und der Einsatzleiter erklärt uns die verschiedenen Arten von Rettungsübungen. Entweder werden die Übungen anhand von Posten durchgeführt und die Mannschaft somit durch die verschiedenen Aktionen geleitet, «oder die Mannschaft wird ins kalte Wasser geworfen, wobei ihr Können, das durch vergangene Übungen vorhanden sein sollte, getestet wird.» Das Feedback spielt also eine zentrale Rolle in dieser Variante von Gesamtübung.

Das gesamte Team versammelt sich um den Einsatzleiter. Wir stehen ein bisschen abseits und lauschen. Bei jeder Gruppe ist ein sogenannter Postenleiter dabei, der sich während den ausgeführten Aktionen eher im Hintergrund gehalten hat und die Details, positiv wie negativ, dem Einsatzleiter ausführlich berichtet. Die Kritik ist konstruktiv und löst einheitliches Nicken aus. Es werden alle noch rumstehenden Objekte aufgeladen, und los gehts zum zweiten Übungsort.

Bild: Erza Gashi

Live: Rettung aus dem Schulhaus
Als wir am zweiten Übungsort ankommen, einer Primarschule in Baden, werden wir sogleich von unserem Fahrer in das Gebäude gebracht. Ziel der Übung: Personen retten – und wir sind die, welche gerettet werden sollen. Wir werden also in ein Klassenzimmer geführt, die Fenster, durch welche wir später gerettet werden sollen, werden sperrangelweit geöffnet. Breits kurze Zeit später sehen wir, wie Rauch vor dem Fenster aufsteigt. «Der erste Stock steht in Brand!», ruft einer. Weitere Stimmen sind zu vernehmen.

Wir beobachten alles vom Fenster aus. Zuerst kommen die Gruppenleiter, um sich einen Lageüberblick zu verschaffen. Wie viele Personen befinden sich im Gebäude? Wo genau brennt es? Danach holen sie Verstärkung sowie Leiter und Seile, um uns später abzuseilen. Die Schadenplatzorganisation verläuft reibungslos, jeder weiss, was zu tun ist. Beim Aufstellen der Leiter braucht es immer vier Personen, welche die Leiter halten, und einen Gruppenleiter, welcher die Befehle gibt; beispielsweise, wie weit die Leiter ausgefahren werden muss.

Plötzlich hören wir, wie die Leiter angestellt wird, und wenig später klettert der erste Feuerwehrmann durch das Fenster in das Klassenzimmer, in dem wir uns aufhalten. Zuerst wird Ella sicher ans Seil gebunden, gleichzeitig erklären uns die Feuerwehrleute das weitere Vorgehen. Danach steigt Ella gesichert durchs Fenster und klettert die Leiter nach unten.

Dann ist Luisa an der Reihe. Zuerst stellt sich bei ihr die Gruppenleiterin vor. Ein Feuerwehrmann fragt: «Ist dies das erste Mal, dass du abgeseilt wirst?» Luisa nickt, und weil es auch für die Gruppenleiterin das erste Mal ist, wird die Anspannung noch grösser. Auch Luisa klettert anschliessend durchs Fenster, und auch sie wird immer wieder gefragt, ob alles in Ordnung sei, ob sie sich wohl fühle. Ein Gefühl von Sicherheit macht sich breit.
Unten angekommen, wird auch Luisa von den Seilen befreit, bedankt sich und gibt zu Protokoll, sie habe sich jederzeit sicher gefühlt. Die Gruppenleiterin meldet sich beim Einsatzleiter, welcher daraufhin den Befehl gibt, die Leitern wieder abzubauen. Das Material wird wieder in den Fahrzeugen verstaut, der Schlauch, mit dem während unserer Rettung ein kleiner Brand gelöscht worden ist, wird aufgerollt und auch im Fahrzeug verstaut. Ein fingierter Brand, aber echtes Wasser. Das ist kein Problem, denn bei Grossereignissen darf die Feuerwehr bei Bedarf Wasser aus den Flüssen Limmat, Reuss und Aare der Region Limmattal absaugen.

Alle versammeln sich beim Sammelplatz und der Übungsleiter gibt nochmals ein kurzes Feedback: «Das Wichtigste ist, gut im Team zu arbeiten.» Ansonsten sei die Übung etwas besser als die erste Übung gewesen, beim Tempo gebe es allerdings noch immer Luft nach oben.

Somit ist die zweite Übung zu einem Ende gekommen, woraufhin alle wieder in ihre Fahrzeuge einsteigen. Zurück beim Stützpunkt der Feuerwehr Baden bedankt sich der Einsatzleiter bei allen für ihren Einsatz. Gemütlich lassen die Mitglieder der Stützpunktfeuerwehr den anstrengenden Abend bei Essen und Getränken ausklingen.

Bild: Erza Gashi

Studentenfutter

Trockenobst mit Nüssen gibt es hier nicht. Dafür eine köstliche und leichtverdauliche Mischung aus allerlei Wissenswertem rund um die Alte Kanti.

Seit Monaten hat die Alte Kanti keine eigene Mensa mehr. Was läuft da? Beziehungsweise: Weshalb läuft da nichts? Jakob Hechler und Denys Chernov vom Redaktionsteam haben nachgefragt beim Rektor persönlich.

Von Jakob Hechler und Denys Chernov

sage&schreibe: Herr Hunziker, Sie sind Rektor des einzigen Aargauer Gymnasiums ohne Mensa. Wie fühlt sich das an?
Dr. Andreas Hunziker,
Rektor Alte Kanti: Gut sicherlich nicht. Allerdings gibt es in der Stadt Aarau mehrere Schulen unserer Grösse, die ebenfalls über keine Mensa verfügen. Ich denke da beispielsweise an die Handelsschule HVK, die noch mehr Schülerinnen und Schüler als unser Gymnasium hat. Aber klar: Unser Gymnasium unbedingt eine eigene Mensa, damit die Schüler/-innen, aber auch die Lehrpersonen weiterhin einen Platz für die Mittagszeit haben.

Die Räumlichkeiten der Mensa werden also nicht zu Schulzimmern umfunktioniert? Schulzimmer sind ja Mangelware an der Alte Kanti.
Wir haben nie einen Umbau in Betracht gezogen. Auch zum jetzigen Zeitpunkt sehen wir keine Notwendigkeit für eine Zweckentfremdung der Mensa. Die Schülerinnen und Schüler sollen, gerade im Winter, einen warmen und gemütlichen Ort haben, an dem sie sich verpflegen oder miteinander austauschen können.

Bedienen Sie sich manchmal aus den Snack-Automaten, die in der verwaisten Mensa stehen?
Von Zeit zu Zeit ja, meist ein- bis zweimal pro Woche. Nichtsdestotrotz ist uns allen bewusst, dass die Automaten für unsere Schule keine dauerhafte Lösung sind.

Was macht es so schwierig, auf dem Areal der Alten Kanti eine Mensa zu führen?
Das Führen einer erfolgreichen Mensa an der Alten Kanti wird hauptsächlich durch die grosse Konkurrenz erschwert. In der unmittelbaren Umgebung gibt es nämlich nicht einen, nicht zwei, sondern über zehn Take-away-Läden. Dies ist für jeden Mensabetreiber eine gewaltige Herausforderung.

Gibt es Überlegungen, die Schüler/-innenschaft und die Lehrpersonen im Hinblick auf ein neues Betriebskonzept zu befragen?
Die Schulleitung führte bereits eine Umfrage in den dritten und vierten Klassen durch. Ein Grossteil der Drittklässler/-innen ist der Meinung, dass sie keine Mensa brauchen, da sie dort kaum Zeit verbringen und ihr Essen ohnehin am Bahnhof oder in der Stadt kaufen. Gleichzeitig ergab eine Umfrage unter den Viertklässler(inne)n, dass eine Mensa an unserer Schule unverzichtbar ist. – Sie sehen: Die Sache ist kompliziert.

Inwieweit hat die Schule überhaupt ein Mitspracherecht bezüglich Betriebsführung der Mensa?
Die Schule wird vom Kanton bei der Suche nach möglichen Mensabetreibern unterstützt. Wenn es dann darum geht zu entscheiden, welcher Anbieter den Zuschlag bekommt, hat die Alte Kanti das letzte Wort.

Ab wann dürfen wir wieder mit einer funktionierenden Mensa rechnen?
Ziel ist derzeit die Wiedereröffnung der Mensa im Oktober 2024, zu Beginn der Winterzeit. Wir sind bereits im Gespräch mit möglichen Betreibern und hoffen, dass diese für alle unbefriedigende Situation ein baldiges Ende findet.

Die heisseste und die kälteste Schweizer Bibliothek (online)

Dass Lesen unser individuelles Wärme- und Kälteempfinden beeinflussen kann, ist nicht neu. Wie aber liest es sich da, wo die äußeren Temperaturen extrem sind? Das Medienzentrum der Alten Kanti hat nachgefragt in der Kantonsbibliothek Lugano und beim Bibliobus neuchâtelois, der auch La Brévine, den kältesten Ort der Schweiz, anfährt.
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Aus aller Welt: Czarcia łapa z Lublina 

Von Piotr Bielski*

Deutsch-Übersetzung: Die Teufelshand von Lublin

Etwas von vielem, das mich an meine Kindheit in Polen erinnert, sind die alten Geschichten. Polen ist reich an Märchen, Sagen und Legenden, die seit Jahrhunderten überliefert werden und die kulturelle Identität der einzelnen Regionen prägen. Eine dieser faszinierenden Geschichten aus meiner Heimatregion Lublin ist die Legende von der Teufelshand.

Im 16. Jahrhundert lebte in Lublin eine Witwe, die fälschlicherweise des Diebstahls beschuldigt wurde. Ihr Fall kam vor das Krongericht. Weil es keine Beweise gab, wurden die Richter vom Ankläger, einem reichen und einflussreichen Mann, bestochen. Die Witwe flehte um Gnade und ein gerechtes Urteil, doch ihre Bitten wurden ignoriert. Verzweifelt rief sie, dass selbst der Teufel gerechter urteilen würde als die menschlichen Richter.

Da erschien tatsächlich der Teufel, entschlossen, ihren Ruf zu erhören. Als Edelmann verkleidet, betrat er den Gerichtssaal und verlangte eine Wiederholung des Prozesses. Die schockierten Richter stimmten untertänig zu. Der Teufel führte die Verhandlung fair und unparteiisch und bewies die Unschuld der Witwe. Nach der Urteilsverkündung verschwand er und hinterliess auf dem Richtertisch den Brandfleck seiner Hand als Warnung für künftige Generationen.

Noch heute ist dieser Handabdruck auf dem Richtertisch im Schloss Lublin zu sehen. Er symbolisiert den Triumph der Gerechtigkeit über die Korruption und warnt vor Ungerechtigkeit.

Die polnische Original-Version

Jedną z rzeczy, które przypominają mi moje dzieciństwo w Polsce, są stare historie. Polska jest bogata w bajki, sagi i legendy, które przekazywane przez wieki charakteryzują tożsamość kulturową poszczególnych regionów. Jedną z fascynujących opowieści z mojego rodzinnego regionu Lubelszczyzny jest legenda o czarciej łapie.

W XVI wieku w Lublinie żyła wdowa, która została fałszywie oskarżona o kradzież. Jej sprawa trafiła przed sąd koronny. Ponieważ nie było żadnych dowodów, sędziowie zostali przekupieni przez oskarżyciela, bogatego i wpływowego człowieka. Wdowa błagała o litość i sprawiedliwy wyrok, ale jej błagania zostały zignorowane. Zrozpaczona krzyknęła, że nawet diabeł osądziłby sprawiedliwiej niż ludzcy sędziowie.

Wtedy diabeł rzeczywiście się pojawił, zdecydowany wysłuchać jej wołania. W przebraniu szlachcica wszedł na salę sądową i zażądał ponownego procesu. Zszokowani sędziowie pokornie się zgodzili. Diabeł przeprowadził proces sprawiedliwie i bezstronnie, czym udowodnił niewinność wdowy. Po ogłoszeniu wyroku zniknął i pozostawił ślad swojej dłoni na stole sędziowskim jako ostrzeżenie dla przyszłych pokoleń.

Ten odcisk dłoni do dziś można zobaczyć na stole sędziowskim na Zamku Lubelskim. Symbolizuje triumf sprawiedliwości nad korupcją i ostrzega przed niesprawiedliwością.

Piotr Bielski wuchs in Świdnik in der Region Lubelszczyzna, Polen, auf und kam im Alter von 12 Jahren in die Schweiz. 2024 absolvierte er erfolgreich die Maturaprüfungen an der Alten Kanti.

Bild: www.bi.im-g.pl

Anna Felder. Eine literarische Würdigung 

Im November 2023 ist Anna Felder verstorben. Neben ihrer Lehrtätigkeit an der Alten Kanti schrieb sie ein literarisches Werk, das grosse Beachtung fand und 2018 mit dem Grand Prix Literatur des Bundesamtes für Kultur (BAK) ausgezeichnet wurde.

Von Ernst Strebel

Als 1975 ihr zweiter Roman, La disdetta («Umzug durch die Katzentür»), im renommierten Einaudi-Verlag erschien, schrieb Bruno Bolliger, Literaturwissenschafter und Lehrer für Deutsch und Philosophie an unserer Schule, in einer Rezension im «Aargauer Tagblatt» von der «Entdeckung einer kleinen, verborgenen, aber in ihrer Stille einzigartigen dichterischen Welt», und er wies auf Eigenheiten von Anna Felders Werk hin, die auch alle ihre späteren Texte kennzeichnen: «Anna Felder hat mit ihrer Katzengeschichte eine literarische Form gefunden, die ihr erlaubt, mit verschiedenen Perspektiven zu spielen, Ernstes auszusprechen ohne das Lachen zu verlieren, ironische Distanz zu halten, ohne das Leben zu verachten.» Dieses Spiel mit Perspektiven gibt den Lesenden immer wieder die Möglichkeit, Vertrautes, Alltägliches in neuen Sinnzusammenhängen zu sehen.

Zwei Erzählungen seien hier besonders empfohlen: «Geschwinde Wehmut» (in No grazie, Limmat 2002; im Original «Veloce mestizia», in Nati complici, Casagrande 1999) und «Ein Kuss in der Dritten» (in Circolare , Limmat 2018; im Original Un bacio in terza, in Liquida, Edizioni Opera Nuova, 2017). In «Geschwinde Wehmut» wird eine Klassenzusammenkunft, zu der auch der Lehrer eingeladen ist, so beschrieben, dass diese rituelle Zusammenkunft in ungewohnter Perspektive erscheint (u.a. ist von den «Dialekthänden» der Ehemaligen die Rede, und der Lehrer fragt sich, «ob jemand das Schweigen des Wassers in sich trüge»). «Ein Kuss in der Dritten» spielt im Neubau der Alten Kantonsschule, dem sogenannten Aquarium; vieles ist denjenigen, die einst den Unterricht darin besuchten (oder es heute tun), vertraut: das Verhalten der Wartenden vor den Lifttüren und vor den Schulzimmern, die Dachterrasse, die Platanen vor dem Gebäude. Aber die Studierenden sind auch Fische, die Schlüssel Sardinen, die Fahrstühle Luftblasen, und vor allem ist da eine Marina, die nach einem Kuss oben auf der Terrasse des Aquariums ganz allein mit dem Lift fahren will, obwohl viele Wartende hereindrängen möchten: nicht das einzig Rätselhafte in dieser an Motivverknüpfungen reichen Erzählung.

Denjenigen, die Anna Felders Texte lesen möchten, sie aber nicht in der Originalsprache lesen können, seien die Übersetzungen und die Originale empfohlen, denn die Texte der Autorin, eigentliche Prosagedichte, sind gekennzeichnet durch tiefgründige Wortspiele und Klangketten, die nur schwer oder nicht übersetzbar sind.

Ernst Strebel war an der Alten Kanti von 1978 -2015 Italienischlehrer im Teilamt.
Julie Courcier Delafontaine: «Atlas. La storia di Pa’ Salt» von Lucinda Riley (auf Deutsch im Goldmann Verlag erschienen.)

AULA präsentiert das Werk von Anna Felde

Anna Felder war auch Mitglied der AULA, der Alumni-Vereinigung der Alten Kanti. Zusammen mit der Società Dante Alighieri wird die AULA am 8. 12. 2024 in der Aula der Alten Kantonsschule eine Matinee ausrichten, in der das literarische Werk von Anna Felder ebenso wie ihr Wirken als Lehrerin an unserer Schule gewürdigt werden.

Bild: Anna Felder | Ladina Bischof | www.ladinabischof.ch

Die heißeste und die kälteste Schweizer Bibliothek 

Original Version

Dass Lesen unser individuelles Wärme- und Kälteempfinden beeinflussen kann, ist nicht neu. Wie aber liest es sich da, wo die äußeren Temperaturen extrem sind? Das Medienzentrum der Alten Kanti hat nachgefragt in der Kantonsbibliothek Lugano und beim Bibliobus neuchâtelois, der auch La Brévine, den kältesten Ort der Schweiz, anfährt.
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Eigenverantwortliches, begleitetes Lernen (EBL) 

Anfang 2023 hat die Leitung des Departements Bildung, Kultur und Sport der Konferenz der Rektorinnen und Rektoren den Auftrag erteilt, an den einzelnen Schulen Projekte zum eigenverantwortlichen, begleiteten Lernen zu erarbeiten. Schon im kommenden Schuljahr wird das von der Alten Kanti erarbeitete Konzept nun in einer Pionierphase umgesetzt.
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Eine haarige Debatte 

Von Susanna Burkhard, G21K

Nach unzähligen Tierschutzkampagnen und Protesten war letzten Winter dennoch wieder ein Comeback von Pelzmänteln und anderer felliger Kleidung zu sehen. – Moral und Trendfieber treffen erneut aufeinander, wobei die Generation Z neue Aspekte zum Meinungsstreit beizufügen hat.

Eigentlich könnte man annehmen, jahrzehntelange Dispute hätten den meisten bewusst gemacht, wie viel Tierleid in fast allen Fällen am Echtpelz hängt. So haben selbst die grossen Fashionhäuser Pelze seit Jahren weitgehend aus ihrer Produktion ausgeschlossen. Wurde nichts aus all diesen Fortschritten in Richtung tierfreundliche Mode gelernt?

Ein Grossteil der Menschen, welche der neuen Welle des Felltrends folgen, demonstrieren tatsächlich Lernfortschritte: Ihre Pelze sind nämlich secondhand. So zeigen sich Content Creators zum Beispiel stolz mit Pelzmänteln ihrer Grossmütter.

Gewiss, Echtpelz hat die Stärke, dass er mit genügend Pflege und Sorgfalt noch nach vielen Jahren fast wie neu aussehen kann. Zudem wird damit argumentiert, dass Kunstfell aus Plastik, zum Beispiel aus Polyester, hergestellt wird. Das heisst, dass Kunstfell eine Mikroplastikquelle sein kann und hunderte von Jahren braucht, bis es biologisch abgebaut ist. Auch wenn an biobasierten Methoden für die Kunstfellherstellung geforscht wird, ist Echtpelz aus ökologischer Perspektive momentan also die bessere Option.

Obwohl man mit gebrauchtem Pelz den noblen Look ohne schlechtes Gewissen bezüglich Tier Leid oder Umweltverschmutzung tragen kann, sollte man mögliche Nebenwirkungen in Betracht ziehen. Als Außenstehender kann man nun mal die Quelle des Fells kaum beurteilen, und solange der Markt für neue Echtpelze weiterhin besteht, könnte dies bedeuten, dass die Trendwelle von Secondhand-Pelzen die Produktion sowie den Kauf von neu produzierten Pelzen mit ankurbeln könnte.

Glaziologie: Eine Wissenschaft der Zukunft 

Die Klimaerwärmung zeigt weltweit immer häufiger teils verheerende Folgen. In der Schweiz gilt eine der grössten Sorgen den Gletschern, die rasant schmelzen. Damit rückt eine noch relativ junge Wissenschaft in den Fokus: die Glaziologie. Simon Jung, Gletscherforscher an der ETH Zürich, gibt Einblicke in sein komplexes Forschungsgebiet und zeigt auf, wie sich die Gletscherschmelze langfristig auswirkt und inwiefern wir dem Wandel auch Positives abgewinnen können.

Von Ella Karg und Mila Schwyter, G21K
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Mental Health Crisis 

Von Jeremia Frey

Wir, die sogenannte Generation Z, verbringen mehr Zeit in unseren Häusern als unterm Himmel.
Wir haben keine Ahnung, von wo unsere Nahrung kommt und wie sie hergestellt wird.
Wir verbringen mit unseren Liebsten mehr Zeit über einen Bildschirm als in Person.
Wir haben unbegrenzte Mengen an Instant-Informationen über unsere Fingerspitzen zur Verfügung.
Wir nutzen all diese Informationen, um unsere Gehirne konstant zu überfluten.

Like um Like um Like – konstantes Stimulieren unseres Gehirns. Via Sozialmedia holen wir uns wie Abhängige unsere Dopaminschübe. Ständiges Vergleichen mit den besten Aspekten anderer und den schlechtesten von uns selbst. Unaufhörliches Abgleichen mit dem eigenen Ideal, obwohl jeder Mensch seinen einzigartigen Weg im Leben verfolgt.

Die meisten von uns befinden sich an der Spitze der Maslowschen Bedürfnispyramide, wir streben nach konstanter Selbstverwirklichung und jagen dem Sinn des Lebens hinterher. Zweifellos, Selbstverwirklichung ist durchaus positiv, aber ist sie dies noch in dem Masse, wie wir sie anstreben? Wir sind so besessen davon, unsere Gefühle einordnen zu wollen, dass wir vor lauter fast schon autistischer Selbstschau den Bezug zum Außen verlieren. Die Ironie dabei: Der von Sozialmedia gesteuerte Individualismus ist in Echt ein Teufelskreis, welcher uns von der Essenz unseres menschlichen Daseins und unseren Mitmenschen entfremdet. Es geht oftmals nur um uns selbst, obwohl wir in einer Zeit, die von Krisen geprägt ist, doch füreinander da sein sollten, unabhängig von Kultur, Herkunft oder Nation. Wir allein haben die Verantwortung, wem oder was wir unseren Moment schenken.

Jeremia Frey hat im Juli 2024 die Maturaprüfungen an der Alten Kanti erfolgreich absolviert.

Gänseblümchen

Dieser Text thematisiert sexualisierte Gewalt

Von Emilia Laube

I
Er liebt mich, er liebt mich nicht
kleine Augen, grosse Hände
du liebst mich nicht, du liebst mich
schleichend kommt es hoch in mir
anscheinend fühl ich mich wohl bei dir
du beugst dich über mich
du liebst mich, du liebst mich nicht
deine kalten Fingerkuppen gehen mir unter die
Haut auf Haut
spür ich dich, fühl ich mich meinem Körper so fern
er liebt mich, du liebst mich nicht. Ich liebe dich
sagt er immer wieder.

II
Wie du erzählst von deiner Trophäe
da war ja kein Nein, da war ja kein Nein.

III
Ich möchte mich in Brand stecken.

IV
Das Kleid hängt im Flur
als ich klein war, konnte Mama meine Kleidung immer sauber kriegen
der Schwamm schrammt Wunden
in Stellen meiner Haut, die ich früher gemocht habe
mein Kleid hängt im Flur.

V
Und irgendwann
werde ich reden
bis an dein Ende.

Bild: Alessia Castro Castell

Zuekonft ond Scheffbroch

Von Erst Strebel

As aute Ma, wo scho öber sebezg Johr Zuekonft hender sech het, möcht i Muet mache för d Zuekonft. Aber wen i a d Wäutlag dänke, schiint mer, am stärchschte sege di zerstörerische Chreft, ond d Klimapolitik wärdi prägt vo egoestischer Chorzsechtigkeit.

Do chont mer es italiänisches Gedecht e Senn, wo me e de letschte föfzg Johr emmer weder begleitet het. Gschrebe het’s de Giuseppe Ungaretti em erschte Wäutchrieg, ar italiänisch-öschtrichische Front, zmetzt em maschinelle Abschlachte vo jonge Manne. I probier’s of Mondart z öbersetze.

Heiteri Scheffbröch

(Versa, am 14. Februar 1917)

Ond sofort räist är
wiiter
wie
naoch em Scheffbroch
en öberläbende
Seebär

Em Italiänisch riimt «viaggio» (Räis) met «naufragio» (Scheffbroch). Das han i ned chönne öbersetze. Aber i wönsch vor allem dene, wo no am Aafang vo der Reis stöhnd, dass si naoch de Scheffbröch, wo chum z ’vermiide send, emmer weder wiiterräiesed. Ond ungarettischi «al-legria» wönsch i ou.

PS: «allegro» chame öbersetze met «loschtig», «fröhlech», «vergnüegt», «heiter», «läbhaft», mängisch au met «liechtsennig», «aagheiteret». Me cha wähle, was för all di Scheffbröch passt.

Allegria di naufragi

(Versa, il 14 febbraio 1917)

E subito riprende
il viaggio
come
dopo il naufragio
un superstite
lupo di mare

Ernesto Strebel, Italienischlehrer im Teilamt von 1978 -2015

Crazy for Gelato 

An einem regnerischen Morgen ist man vermutlich kaum in der Stimmung, Glace zu essen. Es sei denn, man trifft sich mit Roger Holzer in seiner ehemaligen Garage. Dort befindet sich nämlich die Werkstatt der Glace-Manufaktur «Crazy for Gelato», welche er 2022 gemeinsam mit seiner Frau gegründet hat. Wenn man sich durch das eiskalte Sortiment probiert, schmilzt, egal bei welchem Wetter, nicht nur die Glace.
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Kantitag der Kulturen

Am 8. September 2023 ticken die Uhren an der Alten Kanti anders als normal. Der Stundenplan ist ausser Kraft gesetzt, viele Klassenzimmer bleiben leer, Abteilungen mischen sich bunt durcheinander, die Schul- und Sportanlagen sowie weitere Räumlichkeiten in der näheren Umgebung stehen für einen besonderen Anlass bereit – den Kantitag der Kulturen.
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Suomalaisia hauskoja faktoja (DEUTSCH)

Deutsch-Übersetzung

Finnland? – Ach ja, das Land in Skandinavien! – Das denken viele, aber es stimmt nicht. Finnland gehört nicht zu Skandinavien, sondern zu den sogenannten Nordischen Ländern. Soll man dieses Land besuchen? Als Entscheidungshilfe hier ein paar Funfacts:

In Finnland gibt viele Sportarten, die sehr ungewöhnlich sind. Zum Beispiel gibt es Wettbewerbe, bei denen man ein altes Nokia-Handy so weit wie möglich werfen muss (und ja: das Nokia Handy wurde in Finnland erfunden). Dann gibt Wettrennen, bei denen die Männer ihre Frauen tragen müssen. Oder: Fussball spielen im Schlamm. – Wir finden das orignell, denn so was gibt es nur bei uns in Finnland. Und zwar bis heute.

Noch etwas, das populär ist in Finnland: Saunas. In jedem Haus – egal ob klein oder gross, ob billig oder teuer – gibt es eine Sauna. Die Sauna-Kultur ist etwa 2000 Jahre alt und wurde in Finnland erfunden. Es gibt verschiedenene Typen von Saunas: Dampfsaunas, Rauchsaunas, Holzsaunas, türkische Saunas und so weiter. Alle sind sie nicht aus dem finnischen Alltag wegzudenken.

In Finnland gibt es Polarnächte, und es gibt die Mitternachtssonne. Finnland liegt nämlich am Polarkreis; deshalb ist es möglich, dass die Sonne nie untergeht oder nie aufgeht. Das sind fantastische Naturphänomene. Ausserdem gibt es die Nordlichter. Es gibt sogar spezielle Hotels mit transparenten Dächern, damit Touristinnen und Touristen vom Kaminfeuer aus die Sterne und die bunten Nordlichter sehen können. – Übrigens: In Finnland kann man den Nikolaus in seinem eigenen Dorf besuchen.

Und? Entschieden?

Von Anastasia Uosukainen, G23B
Anastasia Uosukainen lebt in Espoo, Finnland. Aktuell besucht sie als Austauschschülerin eine erste Klasse der Alten Kanti.

Finnische Übersetzung

Suomi? – Aah, se maa Skandinaviassa! – Monet ajattelevat niin, mutta se ei pidä paikkaansa. Suomi ei kuulu Skandinaviaan, vaan niin kutsuttuihin Pohjoismaihin. Kannattaako tätä maata käydä? Päätöksen tueksi tässä muutamia hauskoja faktoja:

Suomessa on monia epätavallisia urheilulajeja. Esimerkiksi on kilpailuja, joissa heitetään vanhaa Nokia-kännykkää niin pitkälle kuin mahdollista (ja kyllä, Nokia-kännykkä keksittiin Suomessa). Sitten on kilpailuja, joissa miehet kantavat vaimonsa. Tai: jalkapalloa mutaisella kentällä. – Pidämme sitä omaperäisenä, koska tällaista on vain meillä Suomessa. Ja vielä tänään.

Toinen asia, joka on suosittua Suomessa: saunat. Jokaisessa talossa – oli se sitten pieni tai suuri, halpa tai kallis – on sauna. Saunakulttuuri on noin 2000 vuotta vanha ja se keksittiin Suomessa. On erilaisia saunoja: höyrysaunoja, savusaunoja, puusaunoja, turkkilaisia saunoja ja niin edelleen. Ne kaikki ovat kiinteä osa suomalaista arkea.

Suomessa on napajäätä, ja siellä on keskiyön aurinko. Suomi sijaitsee nimittäin napapiirillä; siksi aurinko ei koskaan laske tai nouse. Nämä ovat fantastisia luonnonilmiöitä. Lisäksi on revontulia. On jopa erityisiä hotelleja läpinäkyvillä katoilla, jotta matkailijat voivat nähdä tähdet ja värikkäät revontulet takkatulen äärellä. – Muuten: Suomessa voi vierailla joulupukin omassa kylässä.
Entä sitten? Päätetty?

Von Anastasia Uosukainen, G23B
Anastasia Uosukainen lebt in Espoo, Finnland. Aktuell besucht sie als Austauschschülerin eine erste Klasse der Alten Kanti.

Bild: Anastasia Uosukainen

«Der digitale Richter bleibt hoffentlich Utopie» 

Gesetze sind juristische Setzungen. So leicht lassen sie sich nicht verändern. Genau dies aber verlangt der rasant fortschreitende gesellschaftliche und technologische Wandel. Wie soll das gehen, und wo setzt man in Zukunft die Schwerpunkte? – sage&schreibe hat nachgefragt beim Aarauer Oberrichter Dr. Lukas Cotti.
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Der Mensch der Zukunft

Arten verändern sich, so auch Homo sapiens. Was offensichtlich für seine kulturellen Errungenschaften gilt, stimmt auch für seine natürlichen Eigenschaften, bestimmt durch sein Erbgut. Was, wenn wir diese genetische Entwicklung aktiv beeinflussen und gestalten wollten? Wo könnten wir ansetzen, und wie müssten wir dabei vorgehen? Ein weihnächtliches Gedankenspiel.
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Die letzte Generation in der Zeitenwende? 

Von Sebastian Grüninger, Lehrer für Geschichte

Geschichte ist eine Rekonstruktion der Vergangenheit. Das lernen alle meine Schülerinnen und Schüler in den ersten Geschichtsstunden. Nur ist das mit der Rekonstruktion so eine Sache. Denn jede Rekonstruktion hat auch mit Interpretation und politischen Interessen zu tun. So ist es wenig erstaunlich, dass es beispielsweise nicht die eine Rekonstruktion des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine gibt. Vielmehr haben der russische Präsident, die grosse Mehrheit der Russinnen und Russen, aber auch viele der sogenannten «Putin-Versteher» hier im Westen eine andere Version der Geschichte als neutralere Betrachter. Wenn Rekonstruktion also nicht faktenbasiert geschieht, haben wir es nicht mit historischen Wahrheiten, sondern mit Geschichtsklitterung zu tun, mit Fake News und letztlich mit politischer Propaganda. Grundsätzlich wirken sich Umdeutungen von historischen Fakten nicht nur auf die Gegenwart aus, sondern sie sind auch eminent zukunftswirksam. Dies ist gerade angesichts einer zu befürchtenden neuen Teilung der Welt in Demokratien und autoritäre bis totalitäre Diktaturen problematisch, befördert aber auch massiv die Spaltung innerhalb der westlichen Gesellschaften.

Selbstverständlich sind politische Blockbildungen und Spaltungstendenzen in pluralistischen Gesellschaften nicht neu; im Gegenteil: sie sind wesentlicher Bestandteil davon Ich erinnere mich gut an das Schreckgespenst Sowjetunion, das vor allem im bürgerlichen Lager heraufbeschworen wurde, aber auch an dessen Gegenstück, die tatsächlichen und vermeintlichen neoimperialistischen Bestrebungen der USA, die im Kalten Krieg vor allem vom linken Lager angeprangert wurden. Abhängig von der politischen Gesinnung ganz unterschiedlich gedeutet wurden etwa auch die Fakten im Zusammenhang mit dem Fichenskandal, den Jugendprotesten der 1980er-Jahre oder der frühen Umweltbewegung im Zuge von Waldsterben und Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Emotionen, politische Propaganda und Demagogen gab es schliesslich bereits im Alten Athen.

Im Zuge der medialen und gesellschaftlichen Digitalisierung und Algorithmisierung bekommt die interessengeleitete Rekonstruktion von Geschichte aber eine ganz neue Qualität. Vor dreissig Jahren wusste man noch, von welchen Zeitungen was zu erwarten war, oder man glaubte es zumindest. Heute ist die Gemengelage einigermassen unübersichtlich. Zum einen hat sich die Tonlage im politischen Diskurs deutlich verschärft, zum andern kommt insbesondere in digitalen Echokammern eine zunehmend menschenverachtende Gesinnung offen zum Ausdruck. Gesinnung ist alles in einer Gesellschaft, die sich vom Versuch einer möglichst neutralen Rekonstruktion von Geschichte verabschiedet hat. Denn Gesinnung braucht heutzutage kaum noch Argumente, kaum Fakten – und Geschichte, wie sie einem gefällt. Im postfaktischen Zeitalter wird Gesinnung von Emotionen generiert. In diesem Zusammenhang stellen sich unangenehme Fragen: Was geschieht dort, in diesen digitalen Echokammern, weitgehend unter Ausschluss der breiten Öffentlichkeit? Wer steuert die Algorithmen heute und in Zukunft? Wie entwickelt sich diese «Kommunikationskultur» weiter und wie wirkt sie sich auf Gesellschaft und Politik aus?

Da ich kein Hellseher, sondern nur Historiker bin, habe ich keine schlüssige Antworten auf diese Fragen. Klar aber scheint mir, dass von unserem Umgang mit den Herausforderungen der digitalen Welt und der Globalisierung nichts weniger als der Zusammenhalt unserer freiheitlichen, pluralistischen Gesellschaft abhängt.

Viele Politiker und Forscherinnen rechnen damit, dass wir in Zukunft mit weniger Sicherheiten leben müssen: Der lebenslange fixe Job ist für die meisten längst Geschichte, die Rentensicherheit scheint zu wanken, aus den Armuts- und Konfliktgebieten Afrikas und Asiens drängen mit periodischen Ausschlägen immer mehr Menschen in unser mitteleuropäisches Paradies, selbst die seit Jahrzehnten andauernde Friedenszeit in der westlichen Welt scheint akut bedroht: Auch nach zwei Jahren noch führt Putin einen brutalen Angriffskrieg gegen die Ukraine, seit dem Spätsommer schwelt der Kosovo-Konflikt wieder bedrohlich, und am 7. Oktober hat die radikal-islamische Hamas das demokratische Israel mit nie gekanntem palästinensischem Terror attakiert und damit den nahöstlichen Dauerkonflikt zum erneuten Krieg ausgeweitet.

Zu alledem kommt der Klimawandel. Haben wir bereits die ersten «Kipp-Punkte» erreicht, welche eine immer stärkere Beschleunigung der Erderwärmung unumkehrbar machen? Zumindest ein Teil der Wissenschaft behauptet das, und keine ernstzunehmende Institution ist der Meinung, dass wir noch viel Zeit für wirksame Gegenmassnahmen haben. Was erwartet unsere Schülerinnen und Schüler? Werden sie tatsächlich die «letzte Generation» sein, wie es eine Gruppe von Klimaaktivist/-innen behauptet? Wann werden die ersten Flüchtlinge bei uns eindeutig als «Klimaflüchtlinge» einzustufen sein, und wie gehen wir mit ihnen um? Beunruhigenderweise haben die oben genannten politischen Konflikte dieses mindestens so zukunftsrelevante Thema teilweise aus den Schlagzeilen verdrängt, trotz Rekordhitzesommer und Extremwetterereignissen.

Düstere Aussichten, so scheint es. Und sowieso: Früher war alles besser.

Nein, war es nicht! Noch nie gab es in den westlichen Gesellschaften so viele individuelle Gestaltungsmöglichkeiten, so viele denkbare Lebensentwürfe, so viele neue Perspektiven wie heute. Auch wenn gewisse Tendenzen wie etwa das konsequente Gendern, Klimakleben, Ernährungstrends oder Körperkult so manches Gemüt erhitzen – die Gesellschaft soll und kann diese und viele weitere Entwicklungen zulassen. Werte wandeln sich – und das ist gut so! Denn so wird Zukunft. Schön, dass wir uns heute noch nicht vorstellen können, was die Zukunft noch alles an Ideen, kulturellen Leistungen und Spielarten von Geschmack und Lifestyle für uns bereithält.

Schon jetzt jedenfalls ist zu erkennen, dass unsere Schülerinnen und Schüler vieles für selbstverständlich halten, woran ältere Jahrgänge sich erst noch gewöhnen müssen: Online-Dating, das Vordringen des Englischen in Alltags- und Bildungssprache, die Digitalisierung von immer mehr Bereichen des Lebens, der achtsame Umgang mit Queerness aller Art – die Aufzählung könnte fast beliebig weitergeführt werden.

Es ist wohl kein Zufall, dass solche Entwicklungen in den autoritär geführten wertekonservativen Staaten unterbunden werden durch Zensur, Diskriminierung und Verfolgung. Wir sind gut beraten, solche rückwärtsgewandten Tendenzen nicht unsere Zukunft bestimmen zu lassen.

Dann besteht die berechtigte Hoffnung, dass wir auf guten Wegen in die Zukunft gehen; dann kann es uns gelingen, einen Umgang mit den neuen digitalen Kommunikations- und Informationsformen zu finden, der sich wieder vermehrt an Fakten orientiert und die Gesellschaft nicht weiter spaltet; dann werden sich bei allen Herausforderungen, vor die uns die multipolare Weltordnung stellt, auch Chancen zeigen, gerade für Schwellenländer und bisher unterprivilegierte Regionen des globalen Südens; dann dann sind die schrecklichen Ereignisse in Israel und Palästina nicht nur eine Zäsur im Nahost-Konflikt, sondern auch ein Wendepunkt hin zu einer positiven Entwicklung, an deren Ende die friedliche Koexistenz von Israelis und Palästinensern steht; dann, schliesslich, nutzen wir die Energieprobleme, die uns aus den vielfältigen Konflikten erwachsen, zur konsequenten und schnellen Dekarbonisierung,

Es gibt also durchaus Anknüpfungspunkte für Optimismus: Voraussetzung dafür ist jedoch zweifellos, dass die Teilhabe an den Errungenschaften und Möglichkeiten der Moderne in den Regionen sowie den sozialen Milieus dieser Welt zunimmt und nicht verhindert wird. Nur so können wir sicher sein, dass die «Letzte Generation» mit ihrer apokalyptischen Zukunftsvision nicht Recht behält.

Bild: Hanna Siegel

Geschlechtsneutrale Fashion 

Von Susanna Burkhard, G21K

Die Marken Gucci und Zara sind nicht gerade bekannt für ihre Gemeinsamkeiten. Trotz ihrer Unterschiede haben sie jedoch etwas gemeinsam: Beide haben in den letzten Jahren geschlechtsneutrale Modelinien veröffentlicht. Ein Trend, welcher immer mehr an Bedeutung gewinnt.

Das Prinzip von «Unisex Mode» ist simpel. Anstatt Modelinien separat für Frauen und Männer zu entwerfen, wird bei Unisex Mode eine einzige Linie für alle Geschlechter vermarktet. Dies ist in mehrfacher Hinsicht sinnvoll: Oft bestehen solche Linien aus Kleidungstücken, deren Funktion den meisten Personen, egal welchen Geschlechts, bereits bekannt ist, wie zum Beispiel weite Hosen, Blazer oder T-Shirts in neutralen Farben. Zudem ist solche Kleidung oft sehr bequem und funktional. Besonders im Vergleich zu den meisten Frauenmode-Linien ist dies ein Vorteil, da zweckmässige Funktionen wie Hosentaschen bei Frauenmode gerne minimiert werden.

Der Trend spiegelt auch die generelle Genderdebatte, welche zunehmend an Bedeutung gewinnt. Selbstverständlich wird es noch eine Weile dauern, bis wir uns in einem Kleidungsgeschäft nicht mehr zu der für ein Geschlecht bestimmten Kleidungsabteilung durchfragen müssen. Unisex Mode stellt jedoch die wichtige Frage, ob geschlechterspezifische Kleidung tatsächlich einen bestimmten Nutzen hat oder ob es sich dabei doch eher um ein veraltetes Konzept handelt. Es sind genau solche Fragen, welche als Ansatz für grössere Veränderungen dienen können.

«Ich lese in meiner Freizeit keine Businessbücher» 

Alois Zwinggi: von der Zementindustrie zum Managing Director des World Economic Forum

sage&schreibe hat Alois Zwinggi, den Managing Director des World Economic Forum, in Cologny am Genfersee zu einem persönlichen Gespräch getroffen. Der Innenschweizer erzählt von seinem Werdegang, von den Anliegen des WEF und macht sich Gedanken über die Zukunft. Ein intensives und humorvolles Gespräch, bei dem der charismatische Alois Zwinggi auch einiges von sich selbst preisgibt.
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Intellektualitätsposerei 

Von Anna Caviezel, G20F

Es gibt eine sehr spezielle Art von intelligenten Menschen. Die Intelligenz, bei der in einem simplen Apfel die Verkörperung des Guten oder der Unschuld gesehen wird. Es geht nicht darum, etwas zu essen, sondern man erörtert philosophisch dieses nun abstrakte Symbol. Mit solchen Menschen kann jedes banale Gespräch über das Wetter zu einer wissenschaftlichen Debatte über die Flüchtigkeit der Nimbostratuswolken werden. Eine simple oder klare Antwort existiert in dieser Welt schlichtweg nicht. Denn warum soll man etwas verständlich erklären, wenn man alle von seiner scheinbaren Intelligenz überzeugen kann und in jedem Gespräch unbedingt erwähnen muss, dass man «Stolz und Vorurteil» gerne gelesen hat, das Stück Weltliteratur aber ein bisschen zu einfältig fand.

Es wird mit Begrifflichkeiten um sich geworfen, die nicht mal der Duden kennt. Und doch scheint es diese Menschen aufs Tiefste zu befriedigen, wenn sie diesen Schwall an Wörtern ausgekotzt haben, denn sie schauen sich Beifall heischend um und warten vielleicht sogar darauf, dass man klatscht. Es ist, als würden sie in einem intellektuellen Zirkus auftreten, bei dem die wahre Kunst darin besteht, so zu tun, als wisse man alles besser, ohne tatsächlich etwas Substanzielles zu irgendetwas beizutragen.

Auf solche Intelligenz können wir alle getrost verzichten, denn es geht nicht um die Sache, nicht ums Verstehen, nicht um Erkenntnis. Es geht nicht einmal um sich selbst, sondern einzig um den hohlen Kopf, der narzisstisch zur Schau getragen wird.

Self Care: das neue Erfolgsrezept! 

Von Lena Tschannen, G20F

Triggerwarnung: Unerwünschte Nebeneffekte des unten skizzierten Erfolgsrezepts könnten Einsamkeit, sozialer Ausschluss und Verlust des nahestehenden Kreises sein. Hilfe bietet jederzeit die Dargebotene Hand unter der Nummer 143.

Wenn es etwas gibt, das dich immer weiterbringen wird, dann ist es Egozentrik. Schließlich musst du dich durchsetzen, um herauszustechen, oder wie sonst stellst du dir vor, die Masse zu übertreffen? Aber wie kannst du das auch verkaufen in einer Umgebung, die aus lauter Sittenwächtern besteht? Die Antwort ist einfach: Nenne es Self Care. Wenn du dich ausschließlich um dich selbst kümmerst und dabei niemand anderen als dich selbst im Blick hast, können die Leute kaum verärgert über dich sein, denn du willst ja nur das Beste für dich, damit du das Beste geben kannst für alle anderen. «Werde die beste Version von dir selber» soll deine neue Maxime sein. Du widmest dir selbst deine ganze Zeit und Energie. Wenn dabei Gefühle von anderen verletzt werden, dann ist das nicht dein Problem. Der Erfolg der Menschheitsgeschichte liegt im Einzelgängertum. Die grössten Popstars wie Beyoncé und Taylor Swift spielen schliesslich nicht in einer Band, sondern praktizieren diesen Leitgedanken. Was also lernst du daraus? Setze dein bestes «Mir ist alles egal»-Gesicht auf und heb den Mittelfinger in die Luft. Jetzt ist deine Zeit gekommen! Und wenn es anderen nicht passt, dann gehst du aufs Ganze: Schneide sie komplett aus deinem Leben heraus!

Zeitgenössischer Tanz 

Von Eowyn Wark

Wenn man früher an Tanz dachte, kam einem sofort das Bild einer Ballerina in den Sinn. Perfekte Linien, perfekte Technik und ein Tutu mit Spitzenschuhen. Heute dringt ein anderer Stil immer mehr in die Köpfe der Gesellschaft: Contemporary oder Zeitgenössischer Tanz. Zeitgenössischer Tanz ist ein Sammelbegriff für die choreografische Bühnentanzkunst der Gegenwart. Anfang 1900 wurde in Amerika in Abgrenzung zum klassischen Ballett der Begriff «Modern Dance» von Martha Graham geprägt. In Deutschland entstand im Zeichen des Expressionismus der deutsche Ausdruckstanz.

Während im Ballett strikte Formen und Positionen vorgegeben sind, besteht zeitgenössischer Tanz nicht nur aus einer Technik oder ästhetischen Form. Er entwickelt sich aus der Vielfalt verschiedener Tanzstile und Techniken und sucht Grenzüberschreitungen. Somit versucht man vorhandene Formen und Normen zu brechen und neue Wege zu finden. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.

Viele Leute wissen daher nicht so recht, was sie mit dem Gesehenen anfangen sollen, wenn sie zum ersten Mal eine Aufführung eines zeitgenössischen Stückes gesehen haben.

Am Anfang ist diese Art von Kunst sehr gewöhnungsbedürftig. Doch ich lege allen ans Herz, noch ein zweites oder drittes zeitgenössisches Stück sehen zu gehen, bevor sie sich vom Thema abwenden. Eine spezielle Welt braucht eine spezielle Kunstform, und dies ist dem zeitgenössischen Tanz gelungen.

Eowyn Wark war bis 2023 Schülerin der G20B. Im Januar 2024 hat sie ihre Ausbildung an der Stage School Hamburg begonnen.

Obsession Zukunft

Die Gegenwart gestalten. Im Moment leben. Irgendwie versuchen wir das ja alle. Immer wieder aber bremst uns dabei die Erinnerung aus, denn die Vergangenheit hat uns zu dem gemacht, was wir sind. Und die Zukunft? Für uns alle ein weisses Blatt, das wir beschreiben sollen. Das ist unheimlich. Ungelebtes Leben verunsichert, weckt Ängste und Hoffnungen. Nicht wenige beschäftigt die ungewisse Zukunft deshalb mehr als die Gegenwart. Woran liegt es, dass wir uns so schwertun mit dem Augenblick? Woher die Faszination für das, was noch gar nicht ist? Der Psychologe Prof. Dr. Christopher J. Hopwood von der Universität Zürich liefert Antworten.

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Partnersuche vor Publikum

Während man früher mangels Alternativen im richtigen Leben nach einer Partnerschaft suchte, sieht das heute ganz anders aus. Zahlreiche Internet-Plattformen ermöglichen Dating im virtuellen Raum. Selbst vor laufenden Fernsehkameras lässt sich das Beziehungsglück suchen. Und in der Zukunft? Werden wir bald unseren Avatar zum ersten Date schicken? – Wir haben einen gefragt, der sich auskennt mit der Partnersuche: Stephan Schulz, Casting-Verantwortlicher der Schweizer TV-Dating-Sendung «Bauer, ledig, sucht…».

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Die Wespe im Weltall 

Von Nadia Bajrami

Luca richtete sich zu voller Grösse auf und versuchte vergeblich, einen Blick auf den Brief in den Händen seiner Mutter zu werfen, die konzentriert am Pult sass. Er stellte sich auf die Zehenspitzen, doch auch das half nicht. Also hüpfte er auf den alten Stuhl neben dem Pult – seinen heissgeliebten Mount Everest. Von oben herab starrte er nun gebannt auf das Papier, die Augen weit aufgerissen. Es sah aus, als hätte man ihm blaue Murmeln in das Marshmallow-Gesicht gedrückt. «Mama!», rief er halb ratlos, halb belustigt, «dieses Zeichen da oben links sieht aus wie ein Elefant!»

«Hör mal, mein Schatz, Mama braucht jetzt Zeit für sich allein, ja.»

«Aber ich hab doch gar nichts gemacht!»

Als die Mutter nicht antwortete, kraxelte er mit einem betont lauten Seufzer von seinem Berg herunter und stampfte aus dem Arbeitszimmer, dass der Boden vibrierte. Aber die Mutter reagierte noch immer nicht.

Im Wohnzimmer liess er sich auf das Sofa fallen, verschränkte die Arme vor der Brust und schob trotzig die Lippen vor. Dann fiel Lucas Blick auf die Fernbedienung auf dem Salontisch. Bevor er nach dem Gerät langte, schaute er noch einmal in Richtung Arbeitszimmer, dann schaltete er den Fernseher an und suchte den Kanal mit seiner Lieblingsserie.

Ein sprechender Seestern jammerte, er sei auf der Strasse einer toten Miesmuschel begegnet. Der gelbe Schwamm – nicht weniger redselig – entgegnete: «Tote Miesmuscheln zu berühren – das ist gefährlich. Schlimme Krankheiten können übertragen werden, man kann sogar daran sterben.»

Luca rümpfte die Nase. Schluckte. Schauderte. Wie konnte etwas Totes einen tot machen? Er hatte immer gedacht, nur Lebendiges könne etwas töten.

Mit diesem mulmigen Gefühl machte er den Fernseher aus, legte die Fernbedienung weg und ging auf sein Zimmer.

Auf dem Weg dorthin kam er schnell auf andere Gedanken, denn es galt, wie immer, so über den Boden zu hüpfen, dass er nicht in die abgrundtiefen Canyons zwischen den Fliesen stürzte. In seinem Zimmer setzte er sich auf den bunten Auto-Teppich und bastelte aus Legosteinen ein Raumschiff mit Leoparden-Muster. Immer wieder versuchte er dabei, das Geräusch eines Raumschiff-Antriebs nachzuahmen, doch da er keine Ahnung hatte, wie sich so was anhörte, liess er sich ein Geräusch einfallen, das wie eine seltsame Mischung aus Mofa und Elektroroller klang.

Versunken in seine Arbeit und konzentriert auf sein Triebwerksgeräusch, hatte er nicht bemerkt, dass eine Wespe durch das offene Fenster ins Zimmer geflogen war und sich ins Bücherregal gesetzt hatte. Als der Düsenantrieb stockte und stotterte und der kleine Weltraumtechniker wütend mit den Armen fuchtelte, hob sie wieder ab und flog Schleifen im Zimmer. Sie brummte jetzt so laut, dass Luca auf sie aufmerksam wurde. Er zuckte, zog den Kopf ein und griff reflexartig nach einem Heft, das auf dem Boden lag.

Wespen gehörten definitiv nicht ins Weltall, also musste er den nervenden Brummer in die Flucht schlagen, und zwar richtig. In der einen Hand das Heft, in der anderen das Raumschiff, schlug er wild um sich, bis es still war.

Er hörte noch einmal genau hin, dann war er beruhigt.

Er hatte es geschafft. Er hatte das Weltall heldenhaft verteidigt und war nun in Sicherheit. Erleichtert widmete er sich wieder dem Raumschiff und zog nach erfolgreicher Reparatur neue Bahnen durch seine überirdische Welt. Direkt über dem Bücherregal entdeckte er einen neuen Planeten, neben der Spielzeugkiste gleich drei.

Nachdem er noch zwei Sterne am Rand des Teppichs gefunden hatte, knurrte ihm der Magen, und er wollte sich auch schon aufrappeln, als seine Finger etwas berührten. Er schaute genau hin und vergass zu atmen. Mitten auf dem Teppich, zwischen ein paar bunten Lego-Steinen, lag die Wespe, die er eben aus seinem Universum vertrieben hatte. Sie lag auf dem Rücken, die dürren Beinchen zeigten zum Planeten über dem Bücherregal. Und sie bewegte sich nicht.

Moment mal – hatte er die Wespe tatsächlich angefasst? Luca roch kurz an seinen Fingern und fragte sich, wie eine Wespe überhaupt rieche. Eine tote Wespe.

Er wurde bleich. Wie war das noch mal? Was hatte der blöde Schwamm gesagt? Schlimme Krankheiten… Luca spürte, wie ihm gleichzeitig heiss und kalt wurde.

Langsamer als sonst tapste er ins Arbeitszimmer der Mutter. Vorsichtig. Leise.

«Mama?», flötete er, «darf ich dich was fragen?»

«Hm?»

«Wie steht es eigentlich so mit – ich meine, mit Wespen?»

«Wespen? Wie kommst du denn –»

«Also, nehmen wir mal an… eine Wespe stirbt. Wespen sterben ja, oder?»

Sie hob den Kopf, kniff die Augen zusammen und sah ihn fragend an. «Korrekt, ja. Aber –»

«Und Wespen sind ja Tiere…»

«Ja, und Katzen und Hunde und Bienen sind auch Tiere. Keines lebt ewig – selbst wir Menschen sterben eines Tages.»

«Das weiss ich doch – aber wegen der Wespe, Mama!»

Ihr Blick verdüsterte sich, Falten zogen sich über die Stirn. «Wie bitte? Ich versteh gar nichts, Luca.»

Luca spürte, wie sein Herz pochte. Sie verlor allmählich die Geduld, aber er musste es wissen, selbst wenn ihm die Antwort nicht gefiel. Und er durfte nicht weinen. Astronaut mit einem riesigen Raumschiff war er; bis zur letzten Sekunde seines Lebens würde er nicht heulen. Trotzdem wollte er es wissen, unbedingt.

«Also rein theoretisch, Mama: Kann ein totes Tier Krankheiten übertragen?»

Luca war ein bisschen stolz darauf, diesen Begriff benutzt zu haben. Rein theoretisch. Den hatte er von seiner Mutter.

«Wie kommst du denn darauf?»

«In der Schule meinte Tobias, dass das möglich ist. Er sagte, er habe mal so was im Fernsehen gesehen.»

«Also, es ist schon möglich. Rein theoretisch.»

Die Mutter legte eine Pause ein und dachte nach. Dann erklärte sie: «Wenn dich zum Beispiel ein Fuchs beisst, der Tollwut hat, kann diese Krankheit auch auf dich übertragen werden. Verstehst du? Dann folgen Gliederschmerzen, schreckliche Krämpfe und Angst vor Wasser. Der Speichel läuft dir übers Kinn, und schlussendlich stirbst du.»

Luca schluckte.

«Also nur bei Füchsen, oder?»

«Auch bei Hunden und Wölfen.»

«Und rein theoretisch auch bei Wespen?»

«Hat dich etwa eine gestochen?»

Er zögerte, räusperte sich, machte den Mund auf und schloss ihn wieder. Er musste das Gespräch sofort beenden, andernfalls würde Mama etwas ahnen. Das durfte er natürlich nicht riskieren. Schliesslich war er Astronaut.

«Nein, nein. Ich dachte bloss», sagte er und ging so leise aus dem Arbeitszimmer, wie er reingekommen war.

Luca legte sich auf sein Bett. Wenn er den Kopf leicht drehte, sah er die Wespe auf dem Teppich. Sein Herz klopfte bis in den Hals hinauf, ihm wurde ganz übel.

Mit einer ruckartigen Bewegung zog Luca die Decke über den Kopf.

Und wartete.

«You’re dead only if you’re warm and dead» 

Eine der wenigen Gewissheiten im Leben ist zweifellos die Unumstösslichkeit dess Todes. Könnte man denken. Denn schon bald wird der Tod möglicherweise nicht mehr das Ende des Lebens sein, sondern der Anfang zu einem neuen. Dies jedenfalls ist das Forschungsgebiet der Kryobiologie, die damit experimentiert, Tote einzufrieren, um sie zu gegebener Zeit wieder zum Leben zu erwecken. sage&schreibe hat den Molekularbiologen Patrick Burgermeister, einen der Vorreiter auf dem Gebiet, zum Gespräch getroffen.
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Zukunft und Politik 

Klimakrise, Migration, steigende Energie- und Lebenshaltungskosten, rekordhohe Krankenkassenprämien – selten war die Schweiz mit so vielen existenziellen Problemen gleichzeitig konfontiert. Nachhaltige Lösungen erhoffen wir uns von der Politik. sage&schreibe hat mit Martin Bäumle, Nationalrat GLP, und Matthias Müller, Präsident der Jungfreisinnigen Schweiz, zwei Politiker aus unterschiedlichen Lagern und Generationen mit Fragen zur politischen Zukunftsgestaltung konfrontiert.
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Zukunftsforschung? Zukunftsforschung! 

Die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Zukunft ist ein verhältnismässig junger Forschungszweig. Die Zukunftsforschung versucht Trends und Entwicklungen in den Bereichen Gesellschaft, Wirtschaft oder Innovation frühzeitig zu erkennen, damit uns die Zukunft nicht unvorbereitet trifft. – sage&schreibe hat mit der renommierten Zukunftsforscherin Karin Frick vom Gottlieb Duttweiler Institut gesprochen und unter anderem gefragt, wie genau man etwas erforscht, was es noch gar nicht gibt.
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Die Magie musikalischer Harmonie im eigenen Heim 

Hausmusik, eine jahrhundertealte Tradition, beschreibt das gemeinschaftliche Musizieren in den eigenen vier Wänden. Dabei vereinen sich Familie, Freunde und musikbegeisterte Nachbarn, um in entspannter Atmosphäre zusammen zu musizieren. Dieses intime Musikerlebnis schafft eine einzigartige Magie, die in größeren Konzertsälen selten erfahrbar ist.
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För s Reglemänt 

Von Ernst Strebel*

Velech het sech öpper ufgregt öber mi letscht Kolumne. Dass en aute Sack, wo nömm a de Front esch, gäg d Reglemänt schribt. Aute Sack esch ok, aber i be ned gäg aui Reglemänt. Zom Bispel wär i för es rigoroses Reglemänt gäg die, wo d Strosse blockiere. Gäg die, wo Tag för Tag, äine oder äini eläi, emene (meischt idiotisch grosse) Auto hocke ond d Strosse verstopfe. Di Auti Kanti esch jo diräkt betroffe. E Kolleg, e begäischterete Biolog, het for Johre an ere Wiiterbeudig gsäit, dass s Strosse-Drüegg om öisi Schuel för Tier em Park e Todesgränze seg. För d Mönsche zwar ned, aber em Lärm und de Abgas send täglech öppe 1500 Jongi vo der Kanti ond KSB usgsetzt. Of die sött me Röcksecht näh ond d Strosse för e Vercher speere. Woäne met de Auto? Ondere Bode. Grossi Städt händ U-Bahne; Aarau (wo jo scho di Meyersche Stolle het) chönt di erscht (fasch grossi) Stadt met U-Strosse wärde: Die Stadt der schönen Giebel und der stillenden Stollen.

Jetz spennt dä aut Sack totau, wärde di Automobile rüefe. Aute Sack esch we gsäit ok, aber d Idee stammt vom grosse Dechter Friedrich Schiller, wo em letschte Värs vo «Nenie» schriibt: «Denn das Gelärme geht klanglos zum Orkus hinab.» Ecco!

PS: I ha fasch 40 Johr lang gschompfe öber e Strosselärm rond om öisi Schuel. I ha bem Onterrechte em Sommer d Fäischter ned chönne uftue. Nie aber ben i met eme Transparänt of d Loränzi gstande. I ha de Muet ned gha.

* Italienischlehrer im Teilamt von 1978–2015

De Vouäärnter

«Nääääi!» No äinisch «nääääi!» Denn es dritts Moou. Deewääg luut und schaarf, dass mes wiitume ghöört, bis zum Waudrand, bis abe zum Schiessplatz und bis is Buech use. Di paar Spaziergänger im Waud bliibe stoo, schüttle de Chopf und froge sech, was ächt loos seig. E Schlegerei drei Taag vor de Wienecht? De Haubstarche isch jo äu der Advänt nümm häilig. Nach eme Wiili hets plötzlech überluut ghüület, entsetzlech, häärzzerriissend. Aui sind schweer verschrocke, hätte gäärn ghouffe, aber e kene het gwüsst, wohäär dass s chunt.
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»Nicht alles ist bei uns traurig»

In der Schweiz werden laut Bundesamt für Statistik jährlich knapp 20’000 Menschen Opfer von häuslicher Gewalt. Bei mehr als 70% der Fälle handelt es sich um Frauen. Als Zufluchtsort für betroffene Frauen und deren Kinder gibt es in der Schweiz 23 Frauenhäuser. sage&schreibe hat Rosmarie Hubschmid, die Leiterin des Frauenhauses Aargau-Solothurn, über Zoom getroffen und Einblick erhalten in eine wichtige Institution.
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Schöner Wohnen

Zweifellos ist es die Wohnungseinrichtung, die uns ein Gefühl von Behaglichkeit und Zuhause-Sein vermittelt. Die gemütliche Sofa-Ecke, der grosse Esstisch, ein Bücherregal, vielleicht. sage&schreibe wollte wissen, wie die Schweizerinnen und Schweizer wohnen, und hat einen gefragt, der sich auskennt: Ralph Hasler, Mitglied der Geschäftsleitung und Regionalverkaufsleiter von Pfister.
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Jeden Tag ein bisschen mehr ankommen

Nach dem völkerrechtswidrigen russischen Angriff auf die Ukraine fühlten sich Anna Pavlova und Liudmyla Pavlova nicht mehr sicher in ihrem eigenen Land. Mutter und Tochter versuchten der ständigen Bedrohung zu entkommen und verliessen die Ukraine. Seit April 2022 leben die beiden zusammen mit drei Landsleuten am Hallwilersee. Angst um ihr Leben brauchen sie keine mehr zu haben. Doch die Angst um ihre Lieben nimmt ihnen keiner.
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Zuhause in der WG

Die klassische Wohnsituation von Studentinnen und Studenten: die Wohngemeinschaft. sage&schreibe hat eine Neun-Personen-WG in Zürich besucht, um mehr über das studentische Zusammenleben zu erfahren. Red und Antwort gestanden sind zum einen die 22-jährige Jelena Hufschmid, die an der Uni Zürich Veterinärmedizin studiert und seit November 2020 in der WG lebt, zum anderen Janick Baumann, 23, der Gesundheitswissenschaften und Technologie an der ETH studiert und Mitte Juni in die WG eingezogen ist.
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ALLEGRA! (Deutsch)

Von Katrin Brupbacher*

Allegra! Forsa pensasch uossa da l’aua minerala. Forsa üna jada hast gìa vis üna buttiglia sü la maisa d’ün restaurant. Ubain hasch però fat vacanzas en chantun Grischun, ingio scuntrasch «allegra» sün via: sco salüd, surtuot enturn mezdi ed davomezdi. Eu chat quai in fich bel salüd: el cuntegn l’allegria. Oriundamaing fa apart dals idioms rumantschs Putèr, Vallader/Jauer che vegnan scrits e discurrids en Engiadina ed en Val Müstair.

Quai cun la quarta lingua naziunala es üna chosa cumplicada: main co 0.5% en Svizra discuorran rumantsch sco lura lingua principala, e lura i sun tschinch idioms!

Ünsacura sco giuvenila eu vaiva decidì d’imprender tuot las quatter linguas naziunalas. Id ha deplorablamain durà ün pa fin che eu n’ha pudü cumanzar. Durant ün sogiuorn plü lunga en Val Müstair avant trais ons eu n’ha quai pudü as metter vi. Intant che meis uffants sun sfunsads en la lingua in scoula, sün la plazza da ballapè ed en l’auto da posta cun lur collegas, eu n’ha fat ün prüm pass cun meis vaschinas chi han 80 onns ed plü, insembel cun café ed un cudesch da cuors. Daspö eu exercitesch la lingua durant las fins d’eivnas ed en vacanzas en Val Müstair. I basta s-chars per scriver quist text – ed con quist eu as di adieu. Grazia fichun ed a revair, Alte Kanti!

Deutsche Übersetzung

Allegra! Vielleicht denkst du jetzt an Mineralwasser. Vielleicht hast du irgendwann mal eine solche Flasche auf einem Tisch im Restaurant gesehen. Oder aber du hast Ferien in einer Ecke Graubündes gemacht, wo «allegra» dir auf der Strasse begegnet: als Grusswort, vorwiegend um den Mittag und am Nachmittag. Ich finde das einen sehr schönen Gruss: er trägt die Freude, die allegria, in sich. Ursprünglich gehört er in die rätoromanischen Idiome Putèr, Vallader/Jauer, die im Engadin und im Val Müstair geschrieben und gesprochen werden.

Ja, das mit der vierten Landessprache ist eine komplizierte Sache: weniger als 0.5% der Schweizer Bevölkerung nennen sie ihre Muttersprache, und dann gibt es auch noch fünf Idiome!

Irgendwann als Jugendliche habe ich entschieden, alle vier Landessprachen zu lernen. Es hat leider etwas lange gedauert, bis ich das in Angriff nehmen konnte. Während eines längeren Aufenthalts im Val Müstair vor drei Jahren habe ich damit begonnen. Während meine Kinder in der Schule, auf dem Fussballplatz und im Postauto mit ihren Kollegen in die Sprache eintauchten, habe ich mit meinen über 80-jährigen Nachbarinnen bei Kaffee und mit einem Kursbuch erste Versuche gemacht. Seither übe ich an Wochenenden und in den Ferien im Val Müstair. Es reicht gerade, um diesen Text zu schreiben – und mit ihm verabschiede ich mich. Danke vielmals und auf Wiedersehen, Alte Kanti!.

*Katrin Brupbacher, langjährige Geschichtslehrerin an der Alten Kanti, wird ab August 2023 als Gründungsrektorin die neue Kantonsschule Fricktal in Stein aufbauen und leiten.

Damit Herkunft keine so grosse Rolle mehr spielt…

Jugendliche mit Migrationshintergrund oder aus finanziell bescheidenen Verhältnissen unterstützen und fördern und für sie eine Brücke schlagen, damit sie nach der obligatorischen Schulzeit leichter Zugang zu einer weiterführenden Schule finden? «Chagall» macht es möglich. Das Förderprogramm wird neu auch in Aarau umgesetzt.
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Ein neues Zuhause im Pflegezentrum

Für viele Menschen ist der letzte Umzug ein besonders schwieriger, denn er bedeutet, vom alten Zuhause Abschied zu nehmen und sich in einem Alters- oder Pflegezentrum neu einzuleben. Was bedeutet dieser Schritt für die Betroffenen? Wie wichtig ist es gerade für ältere Menschen, sich zuhause und geborgen zu fühlen? sage&schreibe hat das Pflegezentrum Sanavita AG in Windisch besucht – und nachgefragt beim Geschäftsleiter und drei lebensfrohen Bewohnerinnen.
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Festung Europa

Von Melanie del Fabro, G21E

Die Aussengrenzen Europas werden immer undurchdringlicher. Es gibt kaum legale Fluchtwege. Diejenigen, die es trotzdem versuchen, geniessen zu wenig Schutz, laufen Gefahr, ausgebeutet, geschlagen, gefoltert oder gar getötet zu werden.

Die Abschottungspolitik der EU beziehungsweise Europas zeigt gerade im Juni 2023 wieder ihr hässliches Gesicht.

Frontex arbeitet mit der libyschen Küstenwache zusammen, um illegale Pushbacks von Flüchtlingsbooten in Auftrag zu geben oder gar durchzuführen. Die kroatische Polizei zwingt Geflüchtete illegal und mit Gewalt zurück über die bosnische Grenze. Die griechische Küstenwache greift bei einem der schrecklichsten Schiffsunglücke viel zu spät ein, woraufhin über 600 Menschen im Mittelmeer ertrinken.

Sobald Menschen nicht-europäisch beziehungsweise nicht-weiss sind oder kein Kapital besitzen, sind ihre Leben kaum mehr etwas wert. Allein seit 2016 gab es über 27’000 Tote im Mittelmeer. Viele davon hätte man retten können, doch Seenotrettungsaktivist/-innen werden kriminalisiert, während Frontex gerne bewusst wegschaut und Fluchtrouten nach Europa erschwert.
In Zukunft wird es allein aufgrund der Klimakrise Millionen Menschen geben, die ihr Land verlassen müssen. Sie werden trotz der grossen Risiken versuchen, Europa zu erreichen, denn die Gefahr in ihrer Heimat ist grösser.

Nun bleibt die Frage, was sich in Europa schliesslich durchsetzt: Menschenrechte oder Rassismus?

Mr. Sportkanti goes Fliegenfischen

Dr. Andreas Hunziker, Rektor
mit Unterstützung von Dr. Martin Burkard, Rektor a.D.

Aarau und Boniswil. An diesen zwei Orten im Aargau hat Kurt Büchler Wurzeln geschlagen. Noch heute verrät sein Dialekt jedoch unmissverständlich die Solothurner Herkunft: In Olten wuchs er auf und besuchte die Kanti, in Solothurn absolvierte er das Oberseminar. Bereits während seines Sport-Studiums an der ETH aber schnupperte er als Stellvertreter und Skilagerleiter Alte-Kanti-Luft – bis er 1984 eine Anstellung als Hilfslehrer im Fach Sport erhielt und damit definitiv in Aarau ankam. 1993 wurde er zum Hauptlehrer gewählt, weitere 10 Jahre später zum Prorektor. Dieses Amt prägte er während 20 Jahren massgeblich und nachhaltig.

Verbunden mit Aarau war er auch durch seine grosse Leidenschaft, den Handballsport, fanden doch die Trainings und Spiele des TV Suhr in der Aarauer Schachenhalle statt. Als Rückraumspieler war er im Nationalliga-A-Team stets ein sicherer Wert. Ein grosser Rückhalt war er auch bis zuletzt für unsere Schule. Denn auch als Prorektor packte Kurt die Dinge sportlich an, – klar und geradlinig, immer das Resultat im Blick. Für die Alte Kanti war und ist es ein Glück, dass Kurt eindeutige Abmachungen und Regeln liebte, verdankt sie ihm doch zahlreiche wichtige Überarbeitungen von Reglementen im Bereich Organisation und Administration. Seine umsichtig ordnende Hand wird uns fehlen, aber die Spuren, die er beispielsweise im Bereich Spezieller Unterricht, im Austauschwesen oder in verschiedenen Krisenkonzepten hinterlassen hat, werden bleiben.

Kurts Verdienste erschöpfen sich freilich nicht im Organisatorischen und Administrativen. Immer stand für ihn nämlich der Mensch im Vordergrund. Nicht selten traf ich Kurt nachdenklich an; Schicksalsschläge von Schülerinnen oder Schülern, aber auch von Lehrpersonen oder Mitarbeitenden machten ihm ebenso zu schaffen wie soziale Ungerechtigkeiten. Wo es ihm möglich war, bot er deshalb Unterstützung mit Rat und Tat, auch ausserhalb der Schule. So engagiert er sich etwa seit Jahren als ehrenamtlicher Stiftungsrat der Stiftung FARO für Menschen mit kognitiven und psychischen Beeinträchtigungen.

Kantonal, wenn nicht sogar national bekannt wurde Kurt seit 2005 als Mitgründer und Leiter des Sportgymnasiums an der Alten Kanti, das es schulisch starken Spitzensportlerinnen und -sportlern ermöglicht, das Gymnasium in fünf statt vier Schuljahren abzuschliessen. Seiner Initiative und planerischen Finesse ist es auch zu verdanken, dass der Lehrgang 2022 dank eines deutlich flexibleren Unterrichtsmodells mit mehr selbstständigen Arbeitsformen für die Schülerinnen und Schüler nachhaltig modernisiert werden konnte. Kurts Kontakte in die Welt des (Handball-)Sports waren bei seiner Arbeit als Mr. Sportkanti immer wieder Gold wert für unsere Schule.

Seine Fähigkeiten als Projektleiter stellte Kurt nicht zuletzt als Verantwortlicher für die Sportanlage Telli unter Beweis, als er ab Ende der 90er-Jahre die Reorganisation und Modernisierung der komplexen Strukturen begleitete und dabei eng mit Stadt und Kanton zusammenarbeitete.

Privat schlug Kurt Wurzeln in Boniswil am Hallwilersee, wo er bis heute mit seiner Familie lebt – in einem alten Bauernhaus, bei dessen Umbau der begabte Handwerker und nimmermüde Schaffer auch selbst Hand anlegte. Kreative Pausen gönnt sich Kurt im Garten oder – in enger Zusammenarbeit mit seinem früheren Vorgesetzten – bei der Produktion von edlen Obstbränden. Auch auf dem See ist Kurt regelmässig anzutreffen, wo er sich einem weiteren Hobby, dem Fischen, widmet. Nach der Pensionierung wird er sich übrigens in der schwierigsten Disziplin, dem Fliegenfischen, weiterbilden.
Kurt zieht es aber auch immer wieder weg, in die Glarner Berge, nach Braunwald, wo seine Frau Bea herkommt, auf abenteuerliche Safaris in Afrika, nach Griechenland zum Klettern oder in die Fauna und Flora Costa Ricas.

Ich danke Kurt herzlich für seinen grossen und bis zuletzt unermüdlichen Einsatz zugunsten der Alten Kanti und wünsche ihm Musse und viel Freude bei seinen sportlichen und handwerklichen Aktivitäten – und wunderschöne weitere Entdeckungsreisen im nagelneuen VW-Camper.

Zeitenwende

«Die Zeit ist kein Sumpf, sie ist Strom. Alle Völker nennen sie so, und mit Recht. Denn Stillstand ist nirgends, sondern fortwährender Wandel der Dinge und darum Verwandlung von Allem», schrieb der aus Magdeburg stammende und in Aarau sesshaft gewordene Publizist Heinrich Zschokke (1771 – 1848) im Jahr 1817 in seinen «Überlieferungen zur Geschichte unserer Zeit».
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Frag Aarau

Chiara Audia und Giada Di Lorenzo vom sage&schreibe- Videoteam haben am Weihnachtsmarkt in Aarau
einige Aarauerinnen und Aarauer auf die Probe gestellt und ihr Allgemeinwissen getestet. Ganz nach dem
Motto: «Frag Aarau.»

Zeitenwende

«Die Zeit ist kein Sumpf, sie ist Strom. Alle Völker nennen sie so, und mit Recht. Denn Stillstand ist nirgends, sondern fortwährender Wandel der Dinge und darum Verwandlung von Allem», schrieb der aus Magdeburg stammende und in Aarau sesshaft gewordene Publizist Heinrich Zschokke (1771 – 1848) im Jahr 1817 in seinen «Überlieferungen zur Geschichte unserer Zeit».
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MOREinga am Europäischen Entrepreneurship Finale in Tallinn

Anfang Juni lagen wir uns überwältigt und freudetaumelnd in den Armen. Am nationalen Finale des Company Programmes, organisiert durch Young Enterprise Switzerland, wurden wir zur «Company of the Year 2022» gekürt. Über 200 Miniunternehmen aus der ganzen Schweiz nahmen an diesem Wettbewerb teil, und unsere Leistungen konnten die Jury überzeugen. Dadurch wurden wir für das Europäische Finale nominiert und hatten das Flugticket nach Tallinn in der Tasche. Das bedeutete für uns allerdings viel Arbeit: Geschäftsbericht, Flyer, Homepage, Präsentation etc. – alles musste innerhalb von zwei Wochen auf Englisch übersetzt werden. Weiterlesen

Vom Glück zu spielen

Schon früh war Jakob Schildhauer von der Blockflöte fasziniert, seit seinen ersten Versuchen auf dem Instrument hat der Schüler der Alten Kanti viel erreicht: Er ist Teil der Spitzenförderung Aargau, hat diverse Preise gewonnen, spielt mit den Besten seines Fachs und in so vielen Formationen, dass er selbst manchmal den Überblick verliert. Wir habenden aufstrebenden Flötisten mit Fragen zu seinem Instrument, zur Technik und zu seiner noch jungen Karriere konfrontiert.
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Wenn Geschichte lebendig wird

Im Schweizer Mittelland soll das Mittelalter wieder lebendig werden. Möglich macht es der Verein «abenteuer – zeitreise», welcher den Nachbau einer Siedlung plant, wie sie zwischen 1000 und 1500 n. Chr. ausgesehen haben könnte. Wir haben uns zusammen mit Silvia Aeschimann, der Initiantin des Projekts, einerseits auf eine Zeitreise zurück ins Mittelalter begeben, andererseits aber auch auf eine Reise in die Zukunft, denn die Umsetzung des Projekts steht noch in den Sternen.
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«Die Zeit hat für mich jetzt einen anderen Wert»

Sandresegarem Tharmachandran ist 73 Jahre alt und bereiste dank seiner Arbeit auf Frachtschiffen Länder wie Brasilien, Japan, Amerika, Kanada, Saudi-Arabien und viele weitere. Er flüchtete wegen des Bürgerkriegs aus Sri Lanka und lebt heute in der Schweiz. – Ein Porträt über einen Menschen mit einer besonderen Beziehung zur Zeit.
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Viel zu kurz

Im April 2022 starb völlig überraschend nach kurzer Krankheit der Publizist, Schriftsteller und Germanist Lukas Tonetto im Alter von nur 49 Jahren. Lukas Tonetto unterrichtete von 2019 bis 2022 Deutsch an der Alten Kanti.
Der nachfolgende Text des Musiklehrers Michael Schraner ist eine persönliche Annäherung an einen vielschichtigen, schillernden Menschen und Kollegen, der im Kollegium der Alten Kanti schmerzlich vermisst wird.
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Wie Demenz das Zeitgefühl verschiebt

Von Demenzkranken heisst es oft, sie hätten den Bezug zur Zeit verloren. Tatsächlich verlieren viele das Gefühl für Tag und Nacht, sind mit dem normalen Tagesablauf überfordert. Nicht wenige ziehen sich dann in eine für Aussenstehende verschlossene Vergangenheitswelt zurück. Was macht diese Krankheit mit den Betroffenen? Wie verändert sie insbesondere den Umgang mit der Zeit? sage&schreibe hat nachgefragt bei Ralph Juchli, Wohngruppen-Teamleiter auf der Demenzabteilung des Alterszentrums Haslibrunnen in Langenthal BE.
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Kaufmännische Grundbildung mit neuem Fokus

Mit Beginn des kommenden Schuljahrs verändert sich einiges in den Lehrplänen der Wirtschaftsmittelschule. Verantwortlich dafür ist die vom Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation, SBFI, konzipierte Reform der kaufmännischen Grundbildung, welche der Digitalisierung und dem Fachkräftemangel Rechnung trägt und Handlungskompetenzen in den Fokus der Ausbildung rückt.
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«Im Gefängnis lebst du in der Vergangenheit»

Für den Rest des Lebens eingesperrt sein. Wegen weniger Minuten, wegen eines grossen Fehlers. Das ist die Realität von B. der heute 56-Jährige wurde im April 2009 festgenom- men und bekam achteinhalb Jahre später das Urteil. Seither verbüsst er eine lange Frei- heitsstrafe in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Lenzburg.* Vor seinem Tod wird er das Gefängnis wahrscheinlich nicht mehr verlassen. Wie er damit umgeht, was das mit einem Menschen macht und was Zeit für ihn bedeutet – mit sage&schreibe hat er darü- ber gesprochen.
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Auf und davon

Ein halbes oder ein ganzes Jahr fremde Familie, fremde Sprache und fremde Kultur satt – dies ist das Programm eines Austausch-Aufenthalts im Ausland. Jedes Jahr wagen zahlreiche Schülerinnen und Schüler der Alten Kanti das Abenteuer, sich auch im übertragenen Sinn auf unbekanntem Terrain zurechtzufinden. sage&schreibe hat vier Schülerinnen der Abteilung G21K gebeten, von ihren Erfahrungen zu berichten.
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«Wir sind alle nur ein Zahnrad in der Uhr des Lebens»

Die Uhrmacherei hat eine lange Tradition in der Schweiz. Uhren verraten mehr als nur die Zeit. Um den Geheimnissen, welche sich hinter den Uhren verstecken, auf den Grund zu gehen, haben wir die Uhrmacherin Rebekka Meier in der Uhrenstadt Grenchen besucht. Sie betreibt dort in der alten Michel-Villa seit Jahren ein Uhrenatelier. Weiterlesen

Die Kunst der Berührung

In vielen Sportarten, aber auch im künstlerischen Bereich ist der Körperkontakt als besondere Form von Nähe zentral. Haut, Schweiss, Atem – wie fühlt sich solch extreme Nähe an? Wir haben den mehrfachen Kickbox-Weltmeister Rocco Cipriano, den «eidgenössischen» Schwinger Nick Alpiger und die Tänzerin und Choreographin Brigitta Luisa Merki getroffen und nach ihren Erfahrungen gefragt. Weiterlesen

Kann man Nähe kaufen?

Der Mensch ist ein soziales Wesen und auf die Nähe zu seinen Mitmenschen angewiesen. Aber was, wenn man diese Nähe in seinem Umfeld nirgends finden kann? Genau diese Zielgruppe spricht «rent a friend» an, das Online-Portal, welches Menschen, die sich einsam fühlen, einen unkomplizierten Weg zu neuen Freundschaften verspricht. Der einzige Haken dabei: Man muss den gemieteten «friend» für die gemeinsam verbrachte Zeit bezahlen. Geniale Geschäftsidee oder schamloses Ausnützen von Einsamkeit? Wir haben den aus Deutschland stammenden Wahl-Basler Leon C. gefragt, einen der potenziellen Friends, die gebucht werden wollen. Weiterlesen

«Nähe ist Nahrung für den Körper»

Assunta Amatucci ist gelernte Sexualbegleiterin und Berührerin für Menschen mit Beeinträchtigung. Wir haben die 55-Jährige in ihrer Praxis in Solothurn besucht, um mehr über diese noch immer weitgehend tabuisierte Arbeit zu erfahren. Wir wollten wissen, wie sie mit ihren Klientinnen und Klienten umgeht und was für sie Nähe bedeutet. Weiterlesen

Shiatsu

Eine Hunderasse? Oder vielleicht Kampfsport? Mit beidem hat Shiatsu nichts zu tun. Shiatsu kommt ursprünglich aus der fernöstlichen Medizin und ist eine Therapie- beziehungsweise Massageart. Um mehr über Shiatsu herauszufinden, haben wir Elena Ritmeisters, ausgebildete Shiatsu -Therapeutin, in ihrer Praxis in Aarau besucht. Weiterlesen

Sichere Häfen für Kinder mit Bindungsstörung

Unser Selbstwert hat sehr viel mit Nähe und sicheren Bindungen bereits im Säuglings- und Kindesalter zu tun. Die Tatsache aber, dass 40 bis 50 Prozent der Menschen als Kind eine unsichere Bindung erfahren haben, lässt aufhorchen. Prof. Dr. Guy Bodenmann, ein führender Experte in der klinischen Paar- und Familienpsychologie, gibt im Interview vertiefte Einblicke in die Thematik der Bindung beziehungsweise Bindungsstörung im Kindesalter. Weiterlesen

Zwischen Leben und Tod

Einen ganz besonderen Beruf hat das Luzerner Medium Maria Piazza. Sie sieht sich als mediale Lebensberaterin, als Vermittlerin zwischen der geistigen und der materiellen Welt und hat daher eine eher ungewöhnliche Nähe zu Verstorbenen. Im Interview gibt sie Einblick in ihre Arbeit, ihre besonderen Fähigkeiten und ihre Beziehung zum Reich der Toten.

Von Amina Colombo und Elin Cattaneo, G19A Weiterlesen

Begegnung erleben

Am 8. und 9. März 2022 hatten die Schülerinnen und Schüler aller 2. Klassen der Alten Kanti die Gelegenheit, im Rahmen von massgeschneiderten Modulen spannende Persönlichkeiten aus allen Bereichen der Gesellschaft kennenzulernen.
Die sage&schreibe-Redaktorinnen Amina Colombo, Alexandra Ihle, Ella Jost, Paynavi Punithakumar, Valeria Tomassini und Selina Wick
haben ausgewählte Module besucht und berichten hier von ihren Erfahrungen und Eindrücken. Weiterlesen

«Die Schönheit der Polyamorie besteht in der grenzenlosen Liebe»

Mehrere romantische Beziehungen zur gleichen Zeit leben wird als Polyamorie bezeichnet. Genau in so einer Beziehung lebt der Schotte Orion Toivonen, welcher bereit war einige Fragen zur Polyamorie zu beantworten. Dabei werden Themen wie Nähe, Liebe oder Eifersucht in polyamorösen Beziehungen behandelt.

Von Valeria Tomassini und Paynavi Punithakumar, G19A Weiterlesen

3 Gedichte mit Audio

Sterbender Sommer
Bernsteinbraune Augen
verlieren sich
in der weiten Menge
der warme Wind wirbelt
in meinem Haar
und roten Blättern
an der Ecke zum Park

Die Schönheit der Welt
liegt in den Zyklen
Geburt und Vergehen
und alles ein Anfang

Denn ich bin verliebt
in den Jungen
der im Café sein Buch liest
in die Mädchen an der Kreuzung
in die alte Dame am Zeitungskiosk

Und vielleicht
ist das Liebe auf Zeit.

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Schwarzer Schnee
Du tanzt barfuss im Schnee
unter tintenschwarzer Nacht
unsere Atemwolken schimmern
im blassen Fensterlicht
wann bist du so schön geworden?

Jubelnde Silvestergäste
hier draussen hören wir sie nicht
zu zweit allein
jung und frei
du tanzt, ich sehe dich –
doch du

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Graffito
I’m sorry I fell for you during a pandemic
steht oben geschrieben
an der düstergrauen Wand

Warum sind es immer fremde Menschen
die mir am vertrautesten sind?

Von Tabea Geissmann

Ein Quöllfrisch – und ab nach La Spezia

Ende November trafen sich drei weisse verheiratete Männer, mittleren Alters im Zimmer15 und diskutierten zwei Stunden lang mehr oder weniger erfolgreich über den BegriffLifestyle. Getrunken haben sie dazu ein Appenzeller Quellfrösch, welche einer der dreiaus einer weissen 5-Rappen-Plastik-Tüte des nahen Grossverteiler gezaubert hatte. Weiterlesen

Biryani Rezept

Von Paynavi Punithakumar, G19A

Reis:
2 Tassen Basmatireis -Reis waschen
3 Tassen Wasser
2TL Salz
1 kleines Stück Butter -Wasser, Salz, Butter und Safran aufkochen
2 Msp. Safran -Reis dazu geben
-Evtl. übrig gebliebenes Wasser vom Reis abgiessen

3 Karotten -Kartoffeln und Karotten in kleine Würfel schneiden und
2 Kartoffeln -mit Salz und Chillipulver gut durchmischen
1 TL Salz
Chillipulver (Menge je nach Schärfe)
Öl – In einer Pfanne zuerst Karotten frittieren, danach die Kartoffeln
50g Erbsen -Erbsen anbraten
Am Schluss den fertigen Reis mit dem Gemüse gut durchmischen.

Poulet-Curry:
2 grosse Zwiebeln -Zwiebeln in kleine Stücke schneiden und in einer Pfanne auf mittlerer Stufe anbraten
500 g Poulet Fleisch -Das Fleisch in mittelgrosse Stücke schneiden und wenn die Zwiebeln goldbraun sind, in die Pfanne geben.
1 ½ TL Salz -Nach etwa einer Minute mit Salz und rotem Curry würzen und Wasser dazugeben, anschliessend aufkochen lassen
Rotes Curry (nach Schärfe anpassen)
100 ml Wasser -Etwa zehn Minuten auf niedriger Stufe weiterkochen lassen
1/2 Zitrone oder Limette -Vom Herd nehmen und Saft der Zitrone oder Limette dazu pressen und gut umrühren. Reis mit dem Curry und mit gekochten Eiern servieren.

«Du kannst du sein»

Mark alias Kira Lafleur hat in der Kunst, in Drag zu performen, das Glück gefunden. Wir haben die 21-Jährige Aargauerin, eine Grösse in der Zürcher Drag-Szene, über Zoom zu ihrer nicht alltäglichen Kunst befragt und einen jungen Menschen kennengelernt, dem es ein Anliegen ist, seine Leidenschaft mit anderen Menschen zu teilen, aber auch Missverständnisse zu klären und mit Vorurteilen aufzuräumen. Weiterlesen

Die Alte Kanti in der grossen weiten Welt

Im Zeitalter der Digitalisierung ist es selbstverständlich, dass auch eine so alte und ehrwürdige Institution wie die Alte Kanti sich die Vielzahl von digitalen Möglichkeiten zu Nutze macht. sage&schreibe bietet hier eine Übersicht über die verschiedenen Arten, wie die Alte Kanti in der grossen weiten Welt auf sich aufmerksam macht. Weiterlesen

«Das Leben ist kurz, deshalb darf es auch intensiv sein»

Ein Künstler-Atelier, ausgestattet mit verschiedensten Werkzeugen. An den Wänden hängen nebst Tiergeweihen Fotos von Landschaften und unendlichen Weiten – aus Grönland oder Patagonien. Eines ist darauf immer zu erkennen: ein Mann, der sich ein Ziel gesetzt hat. Sei es als Expeditionsführer in der Arktis oder als Gleitschirmpilot mit einer Gämse als Passagier im Arm – seine Lebensart bedeutet Risiko. – Wir befinden uns im Büro von Thomas Ulrich. Und was für uns auf den ersten Blick nach Risiko aussieht, ist in Wahrheit detaillierte Planung. Weiterlesen

Lernen für das Klima

Es war das Buch «The Magic of Tidying-up», das Carla Opetnik den Anstoss für ihre besondere Lebensweise bot. Heute ist es Carla selbst, die ihre Mitmenschen «mit einer Prise Ungeduld» und grossem Engagement zum Nachdenken bewegen will, um die Welt ein Stück offener – grüner – zu machen. Ihre Leidenschaft vermittelt die Zürcher Studentin in zahlreichen Projekten wie «bonnieversum» oder «minimalwastezurich». Im Web-Interview bietet sie uns einen Einblick in eine alternative Welt –eine, welche die Bedeutung von Konsumverzicht thematisiert und den Begriff der «Nachhaltigkeit» in ein neues Licht rückt. Weiterlesen

Wir helfen dort, wo es uns braucht

Schon seit vielen Jahren gibt es an der Alten Kanti Aarau eine Schulkommission. Genau. Nur, was tut so ein Gremium? Und braucht es so was überhaupt? – sage&schreibe hat bei Dr. Ruedi Bürgi, ehemaliger Oberrichter und Präsident der Schulkommission, nachgefragt – und überraschende Einblicke in die Arbeit hinter den Kulissen unserer Schule bekommen. Weiterlesen

Wir haben die gleichen Pflichten, aber nicht die gleichen Rechte

Die Jenischen, oft auch «Fahrende» genannt, gehören zu einer Minderheit in der Schweiz, der von der Gesellschaft wegen ihrer Lebensart nicht selten mit Zurückhaltung, Misstrauen oder gar offener Ablehnung begegnet wird. Wir wollten genauer wissen, was das für ein Leben ist, wenn man während der Sommermonate mit der ganzen Familie von Ort zu Ort zieht. Daniel Huber, Präsident der Radgenossenschaft Zürich und heute «sesshaft», hat sich unseren Fragen gestellt. Weiterlesen

Lifestyle

Beim Wort Lifestyle handelt es sich wortgeschichtlich um eine doppelte Entlehnung:
Zuerst übernahm das Englische den Begriff aus dem Deutschen, dann kam er als Rückentlehnung wieder ins Deutsche zurück.
Das Zentrum für digitale Lexikographie der deutschen Sprache zeichnet den Weg des Wortes sehr präzise nach. Demgemäss wird der Begriff Lebensstil des Individualpsychologen Alfred Adler im Jahr 1929 auf Englisch mit «life-style» (mit Bindestrich) wiedergegeben. Erst ab 1946 erscheint lifestyle als eigener Eintrag im Oxford English Dictionary mit der Bedeutung «style or way of living». Das neue englische Wort verbreitet sich anschliessend über den Bereich der Individualpsychologie hinaus in den der Soziologie: Der Begriff Lebensführung von Max Weber wird 1958 mit «style of life» übersetzt, und Louis Wirth gibt seinem Aufsatz den Titel Urbanism as a Way of Life, deutsch: «Urbanität als Lebensform». Aus der Soziologie wird der Begriff lifestyle in die entstehende Konsum- und Werbeforschung übernommen und Ende der Achtzigerjahre zurück ins Deutsche entlehnt. Allerdings verengt sich dabei die Bedeutung: Im Englischen heisst lifestyle dasselbe wie das deutsche «Lebensstil», im Deutschen dagegen ist lifestyle ein Unterbegriff von «Lebensstil». Es bezeichnet einen «Lebensstil, der dem Zeitgeist entspricht und der der sozialen Distinktion dient». Lifestyle feiert das pulsierende Lebensgefühl der Stadtbevölkerung, die Mode und Design, Fitness und Wellness und ganz allgemein hochwertige, erlesene Konsumangebote schätzt.
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Im Kreis

Ziehen im Oberschenkel, Schmerzen im linken Knie. Toxische Männlichkeit, zumindest in Bezug auf den
Säurehaushalt der Beinmuskulatur. Dranbleiben! Dem Typen hinter mir gestehe ich so kurz vor der
Passhöhe kein Überholmanöver mehr zu. Die Lippen sind trocken, der Atem geht stossweise, das
Merinotrikot nimmt den Schweiss zuverlässig auf. Vorfreude auf die obligate Cola Zero auf einer
Scheitelhöhe von 2239 Metern.
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Treffpunkt Text 2021

Sie ist da – die zweite illustrierte Anthologie mit Texten von aktuellen und ehemaligen Schreibtalenten der Alten Kanti. – Ein Buch, das definitiv ins Regal aller Freunde von guter Literatur gehört.

Von Andreas Neeser, Redaktionsleitung

Der zweite Band der Reihe «Treffpunkt Text» enthält Geschichten und Gedichte von 14 Autorinnen:

Caroline Buck, Lena Franke, Tabea Geissmann, Tatjana Gligorevic, Hannah Hermann, Sarah Hunziker, Sophie Kuse, Anja Obrist, Skyla Rossi, Sofiya Schweizer, Priska Steinebrunner, Anna Sophia Stöckli, Olivia Studer, Sara Katarina Trailovic.

Künstlerisch bereichert wird die Textsammlung von der eigenständigen, ausdrucksstarken Bilderspur von Sebastian Samek.

Das Buch in englischer Broschur wurde in einer Auflage von 350 Exemplaren gedruckt und kann zum Preis von CHF 20 (CHF 10 für Schülerinnen und Schüler) auf dem Sekretariat erworben werden: info@altekanti.ch.

Weitere Texte von Schreibtalenten sind zu finden auf der Website von «Treffpunkt Text»: www.treffpunkttext.ch.

Zorro und die Panzerknacker

Ein Treffen ohne Maske in Zeiten von Corona? Schwierig. Es sei denn, man trifft sich im virtuellen Raum. Immerhin eine der wenigen Möglichkeiten, wieder mal ganze Gesichter zu sehen. Genau das haben eine Geografin und eine Sprachlehrerin der Alten Kanti getan. Dass der im Chatraum Microsoft Teams geführte Wortwechsel dann ausgerechnet um das Thema Masken kreist – wen wunderts! Weiterlesen

Die Alte Kanti in Zeiten von Corona II

Als Rektor Dr. Andreas Hunziker Ende 2020 für sage&schreibe eine «Chronologie der Ereignisse» rund um die Corona-Pandemie skizzierte, zeichnete sich bereits ab, dass eine Fortsetzung unumgänglich sein würde. So präsentieren wir ein halbes Jahr später also Teil II dieser Chronologie, die zeigt, wie herausfordernd Corona-Management auch an der Alten Kanti ist. Weiterlesen

«Ich empfinde den Niqab für mich persönlich nicht als nötig»

Das Thema Verschleierung war schon immer Brennstoff für angeregte Auseinandersetzungen, und gerade seit der Abstimmung über das Verhüllungsverbot im März 2021 steht insbesondere der Niqab im Mittelpunkt der Diskussion. Maske? Erniedrigende Verhüllung? Oder religiöses Bekenntnis? –- Und was ist eigentlich mit dem Kopftuch?
Fatima Musliju, Schülerin einer dritten Klasse an der Alten Kanti und überzeugte Kopftuchträgerin, gibt Auskunft über ihre Überzeugungen, ihre Haltung zu Niqab und Kopftuch und über ihre Erfahrungen im Alltag.
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Larven sind keine Masken!

Einmal im Jahr ist es so weit – jeweils am Montag nach Aschermittwoch beginnen in den Strassen Basels mit dem Morgenstreich um vier Uhr früh die «drey scheenschte Dääg»: die Basler Fasnacht. Obwohl sie auch 2021 der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen ist, haben wir uns auf die Suche nach dem Geheimnis der berühmten Larven gemacht. Weiterlesen

Sonne auf dem Teller

Lichtnahrung bezeichnet verallgemeinernd und vereinfachend eine Ernährungsweise, bei der angeblich die Energie aus Sonnenlicht als Hauptnahrungsquelle dient. Dies ist Bestandteil eines esoterischen Konzeptes, das auch als «Breatharianismus» bezeichnet wird. Breatharianisten glauben, dass aus Licht alle lebensnotwendigen Stoffe gewonnen werden können. In Extremfällen verzichten sie deshalb auf die Aufnahme jeglicher herkömmlicher Nahrung, inklusive Flüssignahrung wie Suppen und Säfte. Weiterlesen

Zimmer 11


Vaters Hand umklammert meine. Er hält sie ungewohnt fest, so dass die zarten Fingerchen meiner Kinderhand fast abgedrückt werden. Die freie Hand folgt der weiss gestrichenen, rauen Wand. Wieder biegen wir um eine Kurve, diesmal wenden wir uns nach rechts und folgen den nummerierten Zimmertüren. Alle diese Türen haben denselben grau glänzenden Knauf, dieselbe weiß lackierte Oberfläche. Unsere Schritte eilen uns voraus, ergießen sich vor uns in den fast menschenleeren Gang und hallen von den kalkweißen Wänden. Vereinzelte Gestalten, in weiße Kittel gehüllt, fließen ruhig wie kleine Rinnsale von einem Zimmer ins nächste. Ansonsten ist es bedrückend still. Wir folgen weiterhin dem immer enger werdenden Flur. Ich weiß, wohin dieser Weg uns führen wird. In meinem Kopf schwappen die Gedanken wie eine dicke Flüssigkeit von der einen Wand zur anderen, klatschen gegen das Innere meines Kopfes, so dass ich keinen klaren Gedanken fassen kann. Die Schlinge um meine Hand zieht sich noch enger zusammen und zerrt mich unerbittlich weiter. Da! Hier ist sie! Kalt, ohne Farbe, ohne Gefühl, versperrt sie uns den Weg ins Zimmer. Aha, Zimmer 11. Ich blicke hoch in das Gesicht meines Vaters. Aschfahl, kaum lebendig, schwebt es dort oben. Die Sorgen haben tiefe Falten in sein Gesicht gefressen. Langsam, ganz langsam, löst er den Griff um meine Hand, dreht den Türknauf nach links und stößt sachte die Tür auf. Seufzend gibt sie den Weg ins Zimmer frei. Ganz behutsam, als würden wir über zartflauschige Wolken waten und ihnen ja keine Delle verpassen wollen, treten wir ein. Hinter uns fällt die Tür kaum hörbar ins Schloss. Kühles Mondlicht ist die einzige Lichtquelle in diesem vor Kummer und Schwärze geradezu überquellenden Krankenzimmer. In seinem Schein erkenne ich Trauernde, zwei tuscheln leise zusammen, den Rücken dem Krankenbett zugewandt. Ich weiß, wo dieses Krankenbett steht, rechts in der Ecke des Raumes steht es. Links an der Wand, welche meine Schulter streift, stehen zwei hölzerne Stühle und ein kleiner runder Tisch. Rechts befindet sich das karg eingerichtete Bad, zu welchem die Tür jedoch geschlossen sein wird. Ich bin mir sicher, dass sie geschlossen ist, weil sie immer geschlossen war, wenn wir zu Besuch kamen. Aber vielleicht ist sie es heute ausnahmsweise doch nicht? Ich widerstehe der Versuchung, nachzusehen. Mein Blick klebt nun an der gelblich schimmernden Zimmertapete über dem Ort, wo das Bett steht. Ich will sie nicht sehen! Nicht so! Mein Herz pocht. Und dann auch noch diese Stille, diese alles verwüstende, mich auffressende Stille! Sie ist unerträglich. Gierig steuere ich auf die geschlossene, sauber geputzte Fensterfront zu. Luft ! Der Gedanke an frischen, noch nicht vom Gram weggeatmeten Sauerstoff tobt in meinem Kopf. Doch plötzlich…verweinte Augen, rötlich glänzend, die Lippen zusammengepresst. Ein Mann taumelt auf mich zu, seine Augen klammern sich hilfesuchend an meinen fest, während sich seine wulstigen Finger in das Fleisch meines Oberarmes graben. Doch ich fühle den Schmerz nicht, nicht diesen. Sobald er mich erreicht hat, presst er mich an sich. Mein kleines Gesicht gräbt sich in einen rundlichen Bierbauch. Der raue Stoff des weißen Hemdes streicht über meine Wange. Und da ist sie! Eine einzelne Träne muss sich aus meinem Auge gekämpft haben, denn sie kullert über meine Wange und zerfließt im Stoff. Als der Mann sich schwerfällig von mir löst und sich auf einen der beiden Stühle fallen lässt, spüre ich die Trauer. Sie hatte sich unbemerkt wie ein Tuch über mich und alle hier in diesem Raum gelegt, uns isoliert von aller Freude. Weitere Tränen strömen in unregelmäßigen Abständen über meine Wangen auf den Hals. Benommen wanke ich in Richtung des Betts, um sie zu sehen, mich ein letztes Mal zu verabschieden. Doch während ich mich zu ihr vorkämpfe, ruht mein Blick auf den Sternen draußen am beruhigenden, dunkelblauen Nachthimmel. Der Mond ist aufgegangen, die goldenen Sternlein prangen am Himmel hell und klar. Dieses Lied, welches sie, wie auch mein Vater, mir zu singen pflegte, fällt mir ein. Die Melodie hallt durch den Raum, umfließt die Silhouetten aller Anwesenden und taucht sie in goldenes Licht. Doch nur für einen kurzen Augenblick. Dann erreiche ich das Totenbett, wo mich Vater auf seinen steifen Schoss hebt. Sein Dasein fängt mich auf, bewahrt mich davor, in der Verlustangst zu ertrinken. Er gibt mir die Kraft, sie anzusehen. Sie liegt auf der geblümten, fein säuberlich gefalteten Bettwäsche. Die kurzen Haare sauber zurückgekämmt, das Kinn mit Hilfe einer Stütze in Position gehalten, ruht sie auf dem Bett. So schön hergerichtet wie sie ist, wirkt sie wie eine Statue. Ich lasse den Blick über ihre blassblau angelaufenen Lippen gleiten und folge ihren unebenen Wölbungen. Ob sie Durst hat? Oder Hunger? Sie muss sicherlich ganz dringend ins Bad! Ist ihr vielleicht kalt? Liegt sie denn auch ganz bestimmt bequem? Die Augen wandern weiter, über den von Adern durchzogenen Hals bis hin zur Brust; sie hebt und senkt sich nicht mehr. Die Luft muss ihre vom Krebs zerfressene Lunge vollständig verlassen haben. Ihre Hände und Arme umrahmen den schmächtigen Oberkörper. Die kraftlosen Beine, in schwarze Hosen gezwängt, stramm gestreckt, hindrapiert. Noch einmal, ein letztes Mal, beginne ich sie von Kopf bis Fuß mit meinen Augen abzutasten, mir jedes Detail ihrer letzten Erscheinung einzuprägen. Die glatte Stirn, die filigranen, mit Perlen geschmückten Ohren, ihren Lieblingspullover. Ein schwarzer Strickpullover aus Baumwolle mit einem eingenähten, weißen Hemdkragen. So zufrieden wie sie hier liegt, mit geschlossenen Augenlidern, befreit von ihrer Erschöpfung, könnte man meinen, dass es einfacher sei, sie gehen zu lassen. Doch in Wahrheit starrt mich das fürchterliche Gesicht des Todes an. Es ist kaum zu ertragen! Ob ich sie noch ein letztes Mal berühren darf? Ehrfürchtig lege ich meine Hand auf die ihre. Sie ist eiskalt! Diese Kälte, die Kälte des Todes, versetzt mir einen Schrecken, jagt über die Fingerspitzen meinen Arm hinauf direkt in das vor Qual und Kummer zu zerbrechen drohende Herz. Ich zucke zurück, nur, um sie dann noch einmal fester zu halten. Ihr ist bloß kalt, ich muss ihre Hand nur kurz wärmen. Warum sagt sie denn nicht, dass sie friert? Erst als mein Vater meinen kleinen Körper sanft hochhebt, löst sich die nun kalte Kinderhand von der ihren. Bevor sich die Tür hinter uns schließt, erhasche ich einen letzten Blick auf den Sternenhimmel. Der Mond ist aufgegangen die goldenen Sternlein prangen am Himmel hell und klar. «Papa, wo ist sie jetzt?», flüstere ich in sein Ohr. Er hält inne, dann hebt er mich auf die andere Seite seiner Hüfte und geht wortlos weiter. Draußen zeigt er auf einen Stern, den hellsten aller Sterne. «Siehst du diesen Stern dort oben? Dort ist sie jetzt.»

Von Sophie Kuse

Verschwörungstheorien III: Warum den Illuminaten bald die Welt gehören könnte

Immer wieder werden die sogenannten Illuminaten für die verschiedensten bizarren Ereignisse verantwortlich gemacht. Die Gruppe, zusammengesetzt aus den einflussreichsten Menschen der Welt, soll nämlich im Untergrund an einer neuen Weltordnung arbeiten. Was steckt tatsächlich hinter dem mutmasslichen Sündenbock für ungewöhnliche Geschehnisse? Weiterlesen

Gespiegelt


«Du hast mein Leben zerstört, Marah. Das werde ich dich nie vergessen lassen!»

Marah weicht vom Spiegel zurück. Ihr Spiegelbild funkelt sie aus kalten, grünen Augen an. Das waldgrüne Kleid schmiegt sich an ihre helle Haut. Sorgfältig streicht sie eine nicht-vorhandene Falte aus dem Kleid. Ihr Gesicht ist blass. Die kastanienbraunen Haare sind zu einem strengen Knoten zurückgebunden. Eine einzelne Haarsträhne sträubt sich widerspenstig, doch erfolglos – Marah streicht sie mit einer schnellen Handbewegung zurück an ihren Platz. Sie mag keine Unordnung. Alles muss absolut perfekt sein – und zwar immer!

Sie wendet sich vom Spiegel ab und begibt sich nach unten. Nolan wartet schon auf sie an der Eingangstür. Er trägt einen dunkelgrünen Anzug, abgestimmt auf ihr Kleid. Alles passt, alles ist perfekt.

Nach einigen Minuten Fahrt kommen sie an ihrem Zielort an. Vor dem majestätischen Gebäude steht eine Limousine neben der nächsten, eine schöner und imposanter als die andere. Mit ihrem Ehemann am Arm stolziert Marah durch das mächtige Eingangstor. Heute sollte sie endlich geehrt werden für all die harten Jahre voller Arbeit, die sie in ihren Beruf gesteckt hat. Nolan strahlt voller Stolz, während er neben der Top-Immobilienmaklerin der Stadt – wenn nicht sogar des Landes – steht. Sie kann alles verkaufen, und sie kann es an jeden verkaufen. Niemand schlägt ihr ein Angebot aus.

Das Telefon klingelt. Marah wendet sich ab und entfernt sich einige Schritte von den anderen. Sie hebt ab.

«Eine Insassin des Ignatium – Staatsgefängnisses versucht Sie zu erreichen. Um anzunehmen, drücken Sie bitte die Eins. Wollen Sie ablehnen, drücken Sie die Nummer Zwei.»

Nein, nicht heute. Sie drückt die Zwei und nimmt das Telefon vom Ohr. Als sie sich wieder gefangen hat, schreitet sie bestimmt zurück zum Gespräch, und zu ihrem Mann.

Doch Marah ist alles andere als gefasst. Ihre Hände zittern kaum merklich, aber sie zittern. Ihre Haut fühlt sich heiss an. Gott, schwitzt sie etwa? Das kann doch jetzt nicht sein! Marah entschuldigt sich und eilt einem Tablett Champagner hinterher. Champagner, der wird sie jetzt beruhigen. Doch nach einer halben Stunde Smalltalk mit einigen Anwesenden ist sie alles andere als gelassen.

Endlich ist es soweit. Ihr Chef führt die versammelte Menge in einen riesigen Saal. Die Wände sind mit einem blutroten Vorhang abgedeckt. Rot – was für eine schreckliche Farbe. Sie bringt so viel…Zerstörung. Marah ist noch immer heiss. Ihre zittrigen Hände klammern sich an ihr bereits viertes Champagnerglas. Dann beginnt die Rede. Es ist eine Laudatio von ihrem Chef, doch sie hört sie gar nicht. Ihr ist heiss. So heiss. Wieso nur? Das passt gar nicht zu ihr. Sie hat immer alles unter Kontrolle. Bei ihr läuft immer alles nach Plan.

Klatschen. Ja, die Leute klatschen. Sie steht in der Mitte des gigantischen Raumes. Nolan lächelt ihr zu und hebt sein Glas in die Höhe. Alle andern tun es ihm gleich. Dann fallen die Vorhänge. Und da sind sie. Spiegel. Aus der Ferne hört sie ihren Chef sagen, dass sie heute nur sich selbst sehen soll. Sie stehe heute im Mittelpunkt, sie habe es sich verdient. Doch Marah sieht nicht sich…sie sieht Naira. Naira ist überall. In welchen Spiegel sie auch schaut, eine Erinnerung starrt zurück.

Die Spiegel kommen näher, immer näher.

Stop!

Vergeblich. Marah streckt ihre Arme von sich, will die Spiegel auf Distanz halten, doch sie halten nicht an. Nein, sie verschlingen sie.

Rauch. Marah erkennt den beissenden Geruch sofort. Wie könnte sie vergessen, wie er riecht…nach allem…. Dann hört Marah sie. Die Schreie. Wie in jener unheilvollen Nacht. Dieses Feuer…es ist so heiss. Aber sie ist an der Gala, da ist kein Feuer. Plötzlich sieht sie Naira. Naira sollte nicht hier sein – nein, sie kann nicht hier sein. Und trotzdem versucht sie, ins Haus zu gelangen. Doch das ist unmöglich. Niemandem im Haus könnte sie mehr helfen.

Nein, Naira, es hat keinen Sinn! Es ist zu spät!

Aber wir müssen doch….

Nein!

Die Sirenen der Feuerwehr sind zu hören. Angst steigt in ihr auf. Marah spürt, wie das Gewicht ihres Rucksacks sie nach unten zieht. Er ist so schwer, sie kann – und will – diese Last, die er mit sich bringt, nicht mehr tragen. Sie lässt ihn fallen.

Die Feuerwehr ist dabei, das Feuer zu löschen. Rettungskräfte gehen ins Haus, um nach den Eltern von Marah und ihrer Zwillingsschwester Naira zu suchen. Doch finden können sie nur noch ihre Körper. Ihre Seelen sowie die Erinnerung an sie werden für immer im Haus sein, in den Spiegeln – das ist zumindest das, was ihre Mutter immer zu sagen pflegte: «Unsere Erinnerungen an diejenigen, die nicht mehr bei uns sind, werden wir nie verlieren, Marah. Wenn wir in einen Spiegel sehen, werden wir uns erinnern, denn wir tragen sie in uns. Für immer.»

Nie glaubte Marah tatsächlich an diese Geschichte, aber an diese unheilvolle Nacht wird sie sich für immer erinnern können. Kein Spiegel wird sie das je vergessen lassen. Denn ihr ganz persönlicher Fluch macht das unmöglich. Wo auch immer sie sich sieht, sieht sie auch ihre Zwillingsschwester, und ihr Anblick wird sie nie vergessen lassen, was sie ihr in dieser Nacht angetan hat.

Die Feuerwehr löscht das Feuer. Sie sind sich sicher, dass es Brandstiftung war. Dann finden sie einen Rucksack. Marah’s Gesicht ist von Tränen aufgeweicht. Eine unscharfe Gestalt fragt sie, ob sie wisse, wem der Rucksack gehöre. Und da ist sie wieder – die Angst.

«Naira.»

Sie spürt, wie ein Arm um sie gelegt wird. Es ist Nolan. Marah klammert sich an ihn. Sie schaut in die Spiegel rund um sich herum. Und dann in die Gesichter der Menschen, die sie erwartungsvoll anschauen.

«Wo warst du?»

«In den Spiegeln.»

«War Naira da?»

«Ja, sie ist immer in den Spiegeln Nolan. Immer.»

«Dann lass sie dort. Lass die Erinnerung an sie in den Spiegeln.»

Sie nickt und richtet sich auf. Mit geradem Rücken steht sie in der Mitte des Saales. All diese Menschen sind ihretwegen hier. All diese Menschen wollen, dass sie etwas sagt. Ihre Hände zittern nicht mehr. Da ist eine Ruhe, die sich über sie selbst, aber auch über den ganzen Saal legt.

Ihre Vergangenheit ist genau das – in der Vergangenheit. Genauso wie ihre Schwester. Dagegen kann sie nichts tun. Jetzt nicht mehr. Diese Geschichte, die sie so lange unterdrückt hat, ist jetzt vorbei. Genauso wie diese Erinnerung. Nie wieder wird sie daran denken. Sie ist am Höhepunkt ihres Lebens und nichts und niemand wird ihr das ruinieren. Erst recht keine Erinnerung oder irgendein Spiegelbild. Das wird sie schlicht und einfach nicht zulassen. Ihr Leben, ihre Kontrolle.

Ihr Blick schweift über die Menschen. Ihre Worte nehmen den ganzen Saal ein. Da ist sie wieder.

Mit einer eleganten Bewegung hebt sie ihr Champagnerglas und alle stossen an. Marah lächelt. Es ist ein aufgesetztes Lächeln, doch das bemerkt niemand. Noch nie hat es jemand bemerkt. Für alle ist es ein perfektes Lächeln. Ein perfektes Lächeln für einen perfekten Abend in einem perfekten Leben.

Von Skyla Rossi

Armenien – Der Krieg und die gleichgültige Welt

Armenien ist mein Heimatland. Es ist eines der ältesten Länder der Welt, mit einer Geschichte, die bereits 3000 vor Christus anfängt. Das heutige Armenien bildet mit etwa 29.7km2 einen sehr kleinen Teil des historischen Armeniens. Wie auch andere Länder hat mein Heimatland in seiner Geschichte Kriege, Gewinne und Verluste erlebt. Weiterlesen