Im Gegensatz zur berühmten Rede von Henry V. in Agincourt hätte man sich am Debattentag «more men» gewünscht. Gemäss Schutzkonzept ohne Zuschauer, aber mit viel Ehrgeiz, traten am 22. Oktober zweiunddreissig Schülerinnen und Schüler der zweiten Klassen am Debattentag gegeneinander an. Am Ende triumphierte Marcel Hächler (G2B).
Aufpassen, was man sagt – wer hätte gedacht, dass die Redefreiheit, die Schiller zum politischen Flüchtling machte, heute wieder Realität ist? Nicht aber an unserer Schule mit ihrer humanistischen Tradition! Hier muss niemand aufpassen, was er sagt, denn sagen darf man alles. Auf das «wie» kommt es an, und genau das ist der Kern des Debattierens, das auch in diesem Jahr von den zweiten Klassen gelernt und am Debattentag umgesetzt wurde.
Nichts ist für eine pluralistische Gesellschaft wichtiger als der unvoreingenommene Dialog. Nur eine Gesellschaft, die ohne Schere im Kopf debattiert, ist eine freie Gesellschaft. Dieses Credo, das schon einer der Gründerväter unserer Schule, Heinrich Zschokke (Erzurschwiegervater unserer Kollegin aus der Fachschaft Französisch) hochgehalten hat, wurde auch in diesem Jahr von den Jugendlichen gelebt und ist kaum besser ersichtlich als an einem der beiden Vorrundenthemen, über die debattiert wurden: Soll in der Schweiz das anonymisierte Bewerbungsverfahren – also ohne Name, ohne Bild, ohne Geschlecht etc. – eingeführt werden? Die einen wittern eine Diffamierung bei Namen aus anderen Kulturkreisen, die anderen eine kulturelle (Selbst-)Entmündigung. Die Schülerinnen und Schülern aus allen fünfzehn Abteilungen hatten ihre Argumente aber ohne falsche Scham sowohl für die Pro- wie auch die Contra-Seite in petto. Dasselbe galt für das zweite Vorrundenthema, das, ganz aktuell, eine Impflicht bei Infektionskrankheiten und also auch der immer noch sehr unklaren Situation rund um Sars-Cov2 zur Debatte stellte.
Die Vorrundensieger zogen ins Halbfinale, die Dritt- und Viertplatzierten in die Klassierungsrunde. Die Sieger dieser Runde wurden erstmals mit einem Preis ausgezeichnet. Gewonnen haben Mateusz Laska (I2A), Benedikt Amsler (G2D), Alessia Vogel (G2G) sowie Can Dogan (G2H).
Sämtliche Debatten wurde aufgrund des pandemischen Zuschauerbanns nur unter Beisitz der Jurys durchgeführt. Letztere setzten sich aus Schülerinnen und Schülern der zweiten Klasse zusammen. Damit aber die Abteilungen ihren beiden Debattanten trotzdem zusehen konnten, wurden sämtliche Debatten als Live-Stream via MS Teams übertragen. Obwohl die Organisatoren aus der Fachschaft Deutsch von der IT unterstützt wurden und trotz ausführlicher Tests im Vorfeld verliefen die Übertragungen nicht störungsfrei, angefangen bei Tonproblemen und mässiger Bildqualität. Ausgerechnet im Livestream der mit Spannung erwarteten Finaldebatte gab es die markantesten Tonprobleme, die Matthias Pfenninger vom OK bedauert: «Nach den Tests im Vorfeld waren wir zuversichtlich; als die Probleme während der Debatten auftraten, konnte auch die vor Ort anwesende IT nicht mehr ad hoc reagieren.»
Vor Ort nicht unmittelbar davon betroffen waren natürlich die vier Finalisten, die vor einer Jury aus Mitgliedern der Fachschaft Deutsch über die Frage stritten, ob der Polizei die finanziellen Mittel gekürzt und stattdessen mehr Geld ins Gesundheitswesen und die Bildung fliessen sollte. Im Final duellierten sich, Liv Held (G2F), Edon Sahli (G2I), Andri Kaufmann (G2C) und Marcel Hächler (G2B), der sich nach Meinung der Jury am besten schlug. Prämiert wurde der Sieger mit einem 100 CHF-Gutschein von «Zentrum Aarau», der grössten Vereinigung von Aarauer Geschäften, Restaurants und Bars. Gestiftet wurden sämtliche Preise, nebst dem Sieger auch für die Finalteilnehmer sowie die Bestplatzierten der Klassierungsrunde, vom Ehemaligenverein AULA.
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Von Lukas Tonetto, Deutschlehrer