Backstage, Im Fokus, Interview, Menschen, Sage & Schreibe Nr. 25

Der Backstage-Faktor im Medienzentrum

Regula Gossweiler ist die Leiterin des Medienzentrums der Alten Kanti. Das Thema „Backstage“, meint sie, passe sehr gut zu ihrem Aufgabenbereich, denn bei ihrer Arbeit läuft sehr vieles hinter den Kulissen ab.


[Bild: Favia Bindschedler]

Was gehört alles in ihren Zuständigkeitsbereich?

Gossweiler: Ich bin Leiterin hier im Medienzentrum, das heisst, ich bin verantwortlich für das Angebot, das hier bereitgestellt wird, für die Alte Kantonsschule sowie die kantonale Schule für Berufsbildung. Das Angebot umfasst als erstes den Bestand. Ein zweiter ganz wichtiger Teil sind die Schulungen, bei denen es darum geht, die Schüler über die Informationskompetenz zu informieren. Heutzutage müssen sie selber im Stande sein, die Informationen auf ihren Wert zu prüfen. Neben diesen zwei Aspekten muss natürlich der Betrieb reibungsfrei laufen. Auch die Betreuung meines Teams sowie das Auftreten und der Kontakt gegen aussen sind wichtige Teilaufgaben.

Wie sehen die Arbeitszeiten in einem Dienstleistungsbetrieb wie dem Medienzentrum aus?

Gossweiler: Massgebend ist, dass das Medienzentrum sich als Dienstleistungsbetrieb mit Herz versteht. Wir als Medienzentrum-Team haben viel Freude an Büchern und Filmen. Primär geht es aber darum, dass die Schülerinnen und Schüler und Lehrpersonen mit unserem Angebot etwas anfangen und damit arbeiten können, deshalb haben wir ziemlich lange Öffnungszeiten. Das heisst gleichzeitig, dass wir uns im Team so organisieren, dass immer mindestens jemand oder besser zwei Personen hier sind, die zur Verfügung stehen und ansprechbar sind.

Was sind allfällige Schwierigkeiten, die Sie in Ihrem Job schon bewältigen mussten?

Gossweiler: Etwas ganz Schwieriges ist es, zu verstehen, was unsere Benützerinnen und Benützer wirklich suchen. Dazu kommt die Multitasking-Fähigkeit, die es für unseren Beruf braucht. Man kann oft keine genaue Zeiteinteilung für die zu erledigenden Aufgaben erstellen, da meistens irgendwas dazwischen kommt. – Wir sind so organisiert, dass jedes Teammitglied gewisse Zuständigkeitsbereiche hat, in denen sie Spezialisten sind. Natürlich gibt es dazwischen auch Schnittstellen, bei welchen es Absprachen im Team benötigt. Man muss also sehr offen sein und auf verschiedenen Ebenen suchen und denken. Das kann zum Problem werden, wenn man nicht gerne breitfächerig arbeitet. Unter anderem ist es eine Herausforderung, dem Medienzentrum Gehör zu verschaffen, da es oft als „nebenbei“ angesehen wird. Es ist darum eine Aufgabe der Mitarbeiter, immer aktiv gegen aussen zu bleiben.

Was gefällt ihnen an ihrem Job am besten?

Gossweiler: Obwohl ich schon lange in diesem Job tätig bin, fasziniert mich immer noch das Vermitteln von Informationen an jemanden, der einen Nutzen davon hat und dadurch etwas Neues entstehen lassen oder weiterentwickeln kann. Auch hat mich immer fasziniert, was die Menschheit schon sehr früh herausgefunden hat und dass wir heute immer noch darauf aufbauen. Die Entwicklung der Informationsvermittlung bleibt nie stehen. Ausserdem schätze ich unser Publikum, vor allem die Schülerinnen und Schüler, sehr. Sie sind offen für Neuerungen und hinterfragt vieles.

Wie Sie wissen, ist unser Thema „Backstage“, was läuft bei Ihnen im Hintergrund ab, was für uns nicht ersichtlich ist?

Gossweiler: Ein gutes Beispiel dafür ist die Weiterbildung, die wir Ende Februar hatten. Der Katalog ist die Datenbank, die unser ganzes Angebot beinhaltet. Um gewisse Metadaten korrekt in die Datenbank einzutragen gibt es Regeln, welche weltweit überarbeitet wurden, weil gewisse Dinge unwichtig wurden, wie zum Beispiel die Grösse eines Buches. Es mussten neue Ziele gesetzt und festgeschrieben werden. Die Gemeinschaft der deutschsprachigen Länder hat die Grundregeln auf die Bedürfnisse des deutschsprachigen Raumes angepasst und die Katalogisierungsregeln fertig formuliert. Und eben diese mussten wir in dieser Weiterbildung lernen und auf unsere Software übertragen.

Ein weiterer Aspekt des „Backstage” ist das Zusammenstellen und Aussortieren des Bestandes. Dies umfasst den physischen Bestand, also alles was hier im Medienzentrum ausgestellt ist, sowie den digitale Bestand wie zum Beispiel Nanoo, die Plattform für das Streaming von Filmen. Damit dies überhaupt zustande kommt, müssen alle diese Medien einzeln nach bestimmten Kriterien ausgesucht werden. Da wir als Medienzentrum die Ergänzung zum Unterricht darstellen, werden diese Medien auf das abgestimmt und Werke ausgesucht, die hilfreich und ergänzend sind.


[Bild: Flavia Bindschedler]

Was ist ein spezielles Erlebnis aus ihrem Job?

Gossweiler: Als wir im Jahr 2008 frisch hier ins Medienzentrum eingezogen sind, war der Bau noch nicht ganz fertig und wir hatten eine Woche lang keinen Strom, kein Wasser, kein Garnichts. Wir mussten deshalb Zwangsferien nehmen. Dadurch kamen wir in Verzug und konnten die Beschriftungen an den Bücherregalen nicht anbringen. Der Bestand jedoch befand sich schon in den Regalen. Das Team war ratlos und hatte sich gefragt, wie das nun funktionieren soll. Wir wurden jedoch, besonders von den Schülerinnen und Schülern, positiv überrascht. Sie waren sehr beweglich, sind ins Medienzentrum gekommen, haben sich etwas umgesehen und haben dann einfach drauflos gesucht. Die Meisten haben sogar alles gefunden. Das war sehr erfreulich.

Bianca Disch und Patrizia Sting, G3A