Von Anna Caviezel, G20F
Willkommen in der Welt der Schlagermusik, dem Ort mit den kitschigen Texten und den peinlichen Saufhymnen. Es gibt kaum ein Musikgenre, das so umstritten ist wie der Schlager. Auf der einen Seite gibt es die leidenschaftlichen Fans, die ihre Liebe zu kitschigen Lyrics und biederem Schunkeln nicht verstecken. Die Mehrheit hingegen schämt sich eher dafür.
Denn kaum jemand will Schlagerfan sein. Schlager gilt als uncool und altmodisch. Ihm haftet das Klischee der Weltbetrachtung durch die rosarote Brille an. Als Zielgruppen gelten eher ältere und ungebildete Menschen, die als peinlich und gefühlsduselig abgestempelt werden. Die Lyrics strotzen häufig von schmalzigen Liebesbekundungen, und die Vorführungen sind übertrieben aufgesetzt. Die Stars und Sternchen singen von der wahren Liebe und stellen die Gefühle offen zur Schau, verherrlichen sie sogar. Die Melodien sind simpel und anspruchslos, und von der Belanglosigkeit kann auch die selbstbewusste Performance nicht ablenken.
In einer Welt, in der Coolness oft mit Emotionslosigkeit gleichgesetzt wird, fällt Schlager aus dem Rahmen. Lieder, in denen sich alles um Liebe und Harmonie dreht, haben hier keine Chance. Tatsächlich aber sind auch in der banalen Welt des Schlagers Perlen zu finden. «Im Kühlschrank brennt noch Licht» von Udo Jürgens gehört dazu, «Nie wieder arbeiten» von Dagobert oder «Zeit zu leben» von Reinhard Mey. Gehaltvolle, zeitlose Klassiker, für die Ewigkeit geschrieben.