Anfang 2023 hat die Leitung des Departements Bildung, Kultur und Sport der Konferenz der Rektorinnen und Rektoren den Auftrag erteilt, an den einzelnen Schulen Projekte zum eigenverantwortlichen, begleiteten Lernen zu erarbeiten. Schon im kommenden Schuljahr wird das von der Alten Kanti erarbeitete Konzept nun in einer Pionierphase umgesetzt.
Von Dr. Andreas Hunziker, Rektor
Die neuen EBL-Unterrichtsmodelle haben zum Ziel, einerseits die Studierfähigkeit aller Schülerinnen und Schüler durch eine größere Selbstständigkeit und Eigenverantwortung zu verbessern und anderseits Kapazitäten zu schaffen, um eine höhere Anzahl Schülerinnen und Schüler an den einzelnen Schulstandorten zu unterrichten. Der Einbezug von digitalen Tools soll es den Schülerinnen und Schülern ermöglichen, einen kleinen Teil des Unterrichts orts- und zeitunabhängig zu absolvieren.
Sportgymnasium als Modell
Im Sommer 2022 lancierte die Alte Kanti für ihre Sportabteilungen ein neues Unterrichtskonzept, das orts- und zeitunabhängiges Lernen fördert, um den Sportlerinnen und Sportlern die Verknüpfung von Unterricht und täglicher Trainingsplanung sowie Abwesenheit für Trainingslager und Wettkampf zu erleichtern. Demgemäß beinhaltet der Unterricht ab der 1. Klasse pro Fach nicht nur Präsenzunterricht (ca. 2/3 der Unterrichtszeit), sondern auch individuelle Lernzeit (ILZ, ca. 1/3). In der individuellen Lernzeit arbeiten die Schülerinnen und Schüler selbstständig nach Vorgaben der Fachlehrpersonen; die Fachlehrpersonen stehen dabei für Beratung und Unterstützung zur Verfügung.
Für das Projekt EBL an der Alten Kanti möchten wir von den Erfahrungen aus dem Sportgymnasium profitieren. Die ersten Erkenntnisse zeigen, dass es wichtig ist, die jüngeren Schülerinnen und Schüler eng zu begleiten und sie zum eigenständigen Lernen hinzuführen. Wir haben uns somit zum Ziel gesetzt, ein Gesamtkonzept zu entwickeln, das die Schülerinnen und Schüler während der Kantizeit schrittweise zum gelingenden eigenverantwortlichen Lernen hinführt.
Gleichzeitig ist es jedoch wichtig festzuhalten, dass der Anteil des zeit- und ortsunabhängigen Lernens beim Projekt EBL mit einem Maximum von 13% in der 4. Klasse weit geringer ist als die ILZ im Sportgymnasium.
Start mit Fokus auf die 4. Klasse
In der ersten Phase liegt der Fokus auf der 4. Klasse, da bei den Schülerinnen und Schülern dieser Stufe mehr Eigenständigkeit erwartet werden darf. Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten durch die Lehrpersonen vorgegebene Lerninhalte aus zwei Lektionen Schwerpunktfach und zwei Lektionen Grundlagenfach im Normalfall zeit- und ortsunabhängig. Wir haben das Schwerpunktfach als Wahlpflichtfach miteinbezogen, da das Fachinteresse die beste Voraussetzung für eigenständiges Lernen darstellt. Zudem werden mit dem Einbezug des Schwerpunktfachs viele Fachschaften der Schule in das Projekt involviert. Von den Grundlagenfächern sind Deutsch, Englisch, Französisch und Mathematik beteiligt.
Im Abteilungsstundenplan werden somit vier Lektionen als EBL-Halbtag ausgewiesen. Und für Schülerinnen und Schüler, die nicht zu Hause arbeiten wollen oder können, sind an der Schule in diesem Zeitraum (Gruppen-)Räume reserviert.
In einigen Abteilungen finden auf Wunsch von Lehrpersonen einzelne Lektionen in Grundlagenfächern bereits in der 3. Klasse zeit- und ortsunabhängig statt. Zudem wird das eigenständige, begleitete Lernen auch in der 1. und 2. Klasse gefördert, jedoch ohne strukturelle Änderungen im Stundenplan.
Lernbegleitung
Eine angemessene Lernbegleitung durch die Lehrperson ist verbindlich. Dabei sind je nach Fach und Auftrag ganz unterschiedliche Formen von EBL-Aufträgen möglich. Diese können kürzere Aufgaben zur Vorbereitung oder Nachbereitung von Präsenzlektionen umfassen, projektartig über mehrere EBL-Lektionen hinweg strukturiert sein oder vereinzelt auch individuell vereinbarte Gesprächstermine beinhalten.
Ausblick
Ich bin gespannt, wie der Start mit EBL an unserer Schule verläuft und welche Erfahrungen alle Beteiligten dabei machen. Die wissenschaftliche Begleitung und Evaluation des Projekts durch das Institut für Erziehungswissenschaften der Uni Zürich wird uns helfen, das Projekt bei Bedarf sinnvoll anzupassen und weiterzuentwickeln.