2024, Aktuelles, Bericht, Kultur, Sage & Schreibe Nr. 39

Ein Fest der jungen Literatur 

Zum zweiten Mal wurde der von der Alten Kanti und dem Aargauer Literaturhaus Lenzburg ausgerichtete und von der Alumni-Vereinigung der Alten Kanti (AULA) mit einem Preisgeld von 1000 Franken alimentierte Wedekind-Preis für junge Literatur vergeben. Die Finallesungen mit anschliessender Preisverleihung im Literaturhaus waren ein Fest der jungen Literatur.

Von Andreas Neeser, Redaktionsleitung

War der 1. Wedekind-Preis noch eine rein kantonale Angelegenheit gewesen, richtete sich die Ausschreibung 2024 an alle Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II in der Deutschschweiz. So wurden auch aus den Kantonen Zürich, Zug, Basel oder Luzern erzählende Texte zum anspruchsvollen Thema «Aprikosengelee» eingereicht.

Eine weitere Neuerung betraf die Jurierung der Texte. Dass jedes Jurymitglied einen persönlichen Favoriten in die Diskussionsrunden mitbrachte, trug wesentlich zu lebendigen und engagierten Diskussionen bei. Für die Argumentation auf hohem literaturkritischem Niveau sorgten Petra Meyer (Lektorin Knapp Verlag), Marc Späni (Mittelschullehrer/Autor), Sasa Vidic (Buchhändler) und Cédric Weidmann (Gesamtleitung Aargauer Literaturhaus). Dass das Publikum an der Jurydebatte teilhaben konnte, war ebenso einzigartig wie spannend – und machte den Reiz der Veranstaltung wesentlich aus.

Finallesungen und Jurydebatte
Und das waren die Finalistinnen und Finalisten 2024 der Kategorie 1./2. Klasse/Lehrjahr: Jakub Kwiatkowski (Alte Kanti Aarau), Rahel Lippuner (Alte Kanti Aarau) und Solana Weichelt (Alte Kanti Aarau). In der Kategorie 3./4. Klasse/Lehrjahr wählte die Jury folgende Schüler/-innen aus: Lara Urech (Kantonsschule Baden), David Bisang (Kantonsschule Zug) und Lana Muther (Kantonsschule Reussbühl LU). – Ihre Texte überzeugten allesamt durch inhaltliche Substanz und erzähltechnische Raffinesse. Der Schauspieler Jens Wachholz sorgte mit seinen fein gestalteten Lesungen dafür, dass die ganz unterschiedlichen Qualitäten der Texte auch zur Geltung kamen. Überhaupt stand an diesem Nachmittag die Wertschätzung der Texte im Mittelpunkt. Der Respekt und die Sorgfalt wurden in jeder Äusserung der Jury deutlich. Ein mutigerer Umgang auch mit kritischen Argumenten hätte der Jurydebatte freilich noch mehr Aussagekraft verliehen.

Die Wedekind-Preise
Im Anschluss an die Lesungen und die Jurydebatte stand die Vergabe der Preise im Zentrum. In der Kategorie I (400 Franken Preisgeld) setzte sich der Text von Solana Weichelt (Alte Kanti Aarau) durch. Die Jury lobte die Erzählung als Spiel mit und gegen Erwartungen: «Mit postmodernen Kniffs dreht die Erzählerin die Zeit zurück und vor, bedient sich an Erzählmustern von Shakespeare bis zu Hollywood-Blockbustern und behält am Ende als überlegene, aber ungerührte Autorin das letzte Wort.»

Nach einer animierten Jurydebatte stand Lara Urech (Kanti Baden) als Gewinnerin der Kategorie II fest (400 Franken Preisgeld). Die Jury begründete ihren Entscheid so: «Lara Urech beschreibt die Figuren rund um die Protagonistin Anne in kurzen Erinnerungsfetzen an gemeinsame Erlebnisse lebendig und bunt, genauso schnell verschwinden sie wieder aus dem Text – allein die Einsamkeit bleibt schwer und grau zwischen den Zeilen hängen.»

Publikumspreis
Beim Publikum kam die Erzählung von David Bisang (Kanti Zug) am besten an, was sich an der eindrücklichen Lautstärke des Applauses ablesen liess. Das Publikum honorierte damit ein rasantes und irrwitziges Schelmenstück über den Aprikosenkanton Wallis und den Kirschenkanton Zug. David Bisang durfte für den Gewinn des Publikumspreises 200 Franken in Empfang nehmen.

Der Wedekind-Preis 2025
Wie die Veranstalter mitteilen, lautet das Thema des Wedekind-Preises 2025 «Galgenvogel». Erzählende Texte können bis am 31. Januar 2025 beim Aargauer Literaturhaus eingereicht werden: info@aargauer-literaturhaus.ch.

Die Finalist(inn)en-Texte zum Nachhören:

Wedekindpreis

Förderangebote für Schreibinteressierte:
– Aargauer Literaturhaus Lenzburg: > mitmachen
– Alte Kanti Aarau: www.treffpunkttext.ch

Die Preisträger/innen 2024: Lara Urech (links), David Bisang, Solana Weichelt
Bild: Andreas Neeser