2024, Aktuelles, dies&das, Klartext, Kolumne, Sage & Schreibe Nr. 39

Entschuldigung 

Von Anna Caviezel

Sich entschuldigen bedeutet wörtlich, jemanden darum zu bitten, die Schuld, die man auf sich geladen hat, von einem zu nehmen. Aber wie viel ist eine Entschuldigung eigentlich wert? Heutzutage scheint es, dass ein einfaches «Sorry» unzählige Möglichkeiten eröffnet. Die schlimmsten Vergehen können durch so eine leere Floskeln glattgebügelt werden, was häufig missbraucht wird. Hat man Mist gebaut, sagt man flapsig «tschuldigung» und ist aus dem Schneider. Klappt das einmal, funktioniert es auch ein zweites Mal und immer wieder. Einige nutzen das schamlos aus und missbrauchen das Vertrauen anderer, indem sie behaupten: «Sorry, das mache ich nie wieder.»

Dann gibt es diejenigen, die sich entschuldigen, ohne überhaupt zu wissen, warum. Sie sagen einfach «tut mir leid», um eine lästige Konversation so kurz wie möglich zu halten. Und vereinzelt gibt es auch jene, die das Mitleid anderer gewissermassen erkaufen wollen, indem sie mit einem «du weisst ja gar nicht, wie…» auf die Tränendrüse drücken und dabei ihren Hundeblick aufsetzen.

Es gibt alle Arten von Entschuldigungen, was es schwierig macht, die aufrichtige, ernstgemeinte zu erkennen. Diese seltene Entschuldigung kommt tatsächlich von Herzen und ist nicht nur ein Lippenbekenntnis.

Eine echte Entschuldigung zeigt sich in der Veränderung des Verhaltens, nicht in der blossen Floskel. Es ist die seltene Entschuldigung, die wirklich zählt, weil sie aufrichtige Reue und den Willen zur Besserung zeigt. Und wenn wir ehrlich sind, ist es diese Entschuldigung, die wir alle verdienen. Am Ende zählen Taten mehr als Worte.

Anna Caviezel absolvierte im Juli 2024 erfolgreich die Maturaprüfungen an der Alten Kanti.