Einem Palast vergangener Tage ähnelnd, so ragte die imposante Basis vor ihm auf.
Sie war Teil eines staatlichen Verbundes, dem Zentrum für Netzwerk-Verarbeitungsstellen.
Die Basis B-213 war natürlich in ihre Umgebung, eine Höhle von enormen Ausmassen, eingebettet, sodass sie wie aus dem Boden gewachsen erschien. Die ganze Grösse der Grotte war nur zu erahnen, denn ihr Rand verlor sich in tiefem Schwarz. Nur gelegentlich konnte man Licht aus angrenzenden Höhlen erblicken. Die Basis befand sich genau in der Mitte des Hohlraums; sie war von überall her sichtbar, so als wollte sie gesehen und bestaunt werden.
Er blickte zur Spitze des stattlichen Gebäudes, welche oben in hoher Ferne in einer Kuppel mündete und aus deren höchstem Punkt sich ein Bündel aus bunt pulsierenden Strängen in alle Himmelsrichtungen erstreckte.
Wie ein Feuerwerk einem unhörbaren Rhythmus folgend, katapultierten sich Lichtblitze aller erdenklicher Farben aus der Kuppel und verschwanden in dunkler Ferne.
Er nahm sich einen kurzen Moment Zeit und widmete seine gesamte Aufmerksamkeit dem wundersamen Schauspiel, welches die riesige Höhle in unregelmässigen Abständen erhellte. Blitze spiegelten sich in seinen geweiteten Augen und ein bekannter Schauer aus Bewunderung, Ehrfurcht und Stolz überflutete ihn.
So war das jedes Mal, wenn er seinen Arbeitsplatz erblickte, denn er wusste, dass er Teil von etwas Grösserem war.
Es wurde Schicht gearbeitet und so befand er sich kurz darauf bei der Ablösung in der Kuppel, von wo aus er das gesamte Höhlensystem überblicken konnte. Sein Job war der eines Administrators: Er musste den eingehenden Lichtimpulsen die richtige Bedeutung entnehmen, diese verarbeiten und sogleich wieder über die Stränge zur Weiterverarbeitung an die nächste Basis senden.
Das erforderte ein hohes Mass an Können und er war stolz, in einer so wichtigen Stellung positioniert zu sein. Er hatte seinen Beruf zur Berufung gemacht.
Als Administrator stand man inmitten eines runden Pultes, auf dem sich ein unüberschaubares Wirrwarr aus Schaltern, Knöpfen und anderen Bedienungselementen erstreckte, welches bei einem ungeübten Betrachter heillose Verwirrung gestiftet hätte.
Er war jedoch alles andere als ungeübt, er war geradezu virtuos an seinem sonderbaren Instrument, und so nahm er nochmals einen tiefen Atemzug und legte los.
Und wie er loslegte; auf jede eingehende Information hatte er die richtige Reaktion, auf jeden Lichtblitz drückte er den richtigen Knopf, drehte am richtigen Hebel, schickte den nächsten Blitz auf Reise, und das in einem Tempo, dass einem schwindelig werden konnte.
Wie ein nicht endendes Frage-Antwort-Spiel, so war das.
Das ganze Szenario ähnelte einem Orchester, mit ihm als Dirigent mittendrin, doch anstatt dem Notat entnahm er seine Informationen den Lichtblitzen, Frage-Antwort, Frage-Antwort.
Er ging so in seiner Arbeit auf, dass er nur noch das Licht um sich herum wahrnehmen konnte, Frage-Antwort, Frage-Antwort, blau, grün, lila, alle Farben.
Die Höhle blieb fast kontinuierlich erhellt, mit der Basis als Zentrum des luminösen Unwetters.
Mittlerweile hatte er sich ich in einen solchen Rauschzustand gearbeitet, dass die Zeit wie die Blitze vorbeiflog, und als er nach Ende seiner Schicht am Fusse der Basis stand, schaute er noch einmal beglückt zurück auf das Messingschild, welches das Gebäude zierte:
Zentrale Netzwerk-Verarbeitungsstelle: ZNS
Synapse B-213.
Von Lukas Sommerfeldt, G2E