Seit vier Jahren leiten Andrea Santschi und Eva Welter erfolgreich die Theatergruppe der Alten Kanti «AKT!». Im Nachgang zur jüngsten Produktion – der szenischen Umsetzung des Mittelalter-Romans «Tristan und Isolde» – haben wir Andrea Santschi zum Gespräch getroffen.
Von Alexandra Ellena, Emilia Laube und Lilly Zgraggen, G21K
sage&schreibe: Wie lange führen Sie das Kanti-Theater schon?
Andrea Santschi: Als ich 2013 meinen Master in Theaterpädagogik begann, nahm mich Heinz Schmid, der damalige langjährige Leiter, freundlicherweise ins Team auf. Das erste Stück, welches ich verantwortete, Molières «Le bourgeois gentil homme», konnte aufgrund des Lockdowns 2020 leider nicht aufgeführt werden. Seither leite ich das Kanti-Theater zusammen mit Eva Welter. Zu zweit fällt die Arbeit deutlich leichter, wir motivieren und ergänzen uns, und jede kann ihre Stärken einbringen.
Was ist Ihre Motivation?
Als Gymnasiastin habe ich wenig Theater gespielt; ich habe getanzt und gesungen. Erst später, als ich Französischlehrerin wurde, habe ich mit Rollenspielen und kleinen Inszenierungen im Klassenzimmer angefangen. Da hat mich das Interesse so richtig gepackt, weil Theater im Moment lebt und wirkt, und weil da eine intensive Zusammenarbeit aller Beteiligten auf und hinter der Bühne stattfindet. Spielplatz, Gemeinschaft, Erlebnis – das ist für mich Theater, das macht glücklich.
Wie entsteht so ein Theaterstück?
Die Vorbereitungen fangen eineinhalb bis zwei Jahre im Voraus an. Eva Welter und ich haben ein Thema im Kopf und suchen nach Materialien, je nach dem, ob wir ein eigenes Stück mit der Gruppe entwickeln (was mehr Zeit braucht) oder ob wir eines adaptieren. Ein Raum für die Aufführungen muss gefunden werden. Es wird in der Gruppe ausprobiert, improvisiert und diskutiert. Parallel dazu entwickeln wir mit den Verantwortlichen die Konzepte für Bühne, Kostüm und Licht. Sobald ein Skript steht, beginnt auch das Inszenieren, dabei können sich auch die Spielerinnen und Spieler mit ihren Ideen einbringen.
Falls man mitmachen möchte, welche Qualitäten sollte man mitbringen?
Wer neugierig ist und bereit, sich auch stimmlich zu exponieren, wer eine gewisse Selbstironie besitzt und Lust und Mut zum Spielen hat, kann sich anmelden. Mer muess chönne blöd tue, experimentieren, ausprobieren. Wer nicht auf die Bühne will, kann auch hinter und neben der Bühne mitgestalten. Zu beachten gilt es: Die grossen Produktionen finden im Abstand von eineinhalb Jahren statt, der Einstieg ist also ideal bis zum zweiten Semester der dritten Klasse. Wir proben jeweils montagabends von 17.30 bis 19.00 Uhr im Theaterraum der Schule.
Und wie verteilen Sie die Rollen?
Ein Vorsprechen im eigentlichen Sinn gibt es nicht. Wir probieren einzelne Szenen aus, lesen und diskutieren gemeinsam das Skript, bevor jede und jeder sich mehrere Rollen aussucht, die er oder sie gerne spielen würde. Im nächsten Schritt kann man seine Mitschülerinnen und Mitschüler für Rollen vorschlagen, Eva Welter und ich machen unsererseits Vorschläge. So werden die Rollen verteilt, bis in der Regel alle zufrieden sind.
Und gibt es schon Pläne für die Zukunft?
Zwischen unseren aufwändigeren Produktionen proben wir auch für kleinere Auftritte. Erst kürzlich haben wir beispielsweise im Kantiteich und im Park Schwanengedichte präsentiert. Für den August 2025 planen wir Aufführungen einer Eigenkreation. Im Zentrum wird das Thema «Familie und Geschwister» stehen. Wir stecken noch in der Anfangsphase und warten natürlich auf die neuen Erstklässler/-innen nach den Sommerferien, die unser Ensemble ergänzen werden. Auch für dieses Stück wird es uns ein Anliegen sein, einen Stoff umzusetzen, der die Schülerinnen und Schüler betrifft und vielleicht betroffen macht. Denn im Endeffekt machen wir Theater für junge Erwachsene und solche, die es wieder sein möchten.
Bild: Alessia Castro Castell
Alte Kanti Theater ‹AKT!› im Internet: www.altekanti-theater.ch