2020, Alte Kanti, Menschen, Sage & Schreibe Nr. 31, Verabschiedung

I schwöru

Wer Markus Kühne persönlich kennt, weiss: Markus strahlt sein Gegenüber an, mit einem offenen und interessierten Blick. Markus ist herzlich, neugierig, pointiert, spitzbübisch und durchaus auch mal mehr oder weniger subversiv.

Markus wirkte während nicht weniger als 29 Jahren als Lehrer für Saxophon an der Alten Kanti – immer mit einem kleinen Pensum, vorwiegend im János Tamás-Haus und im Soundlab.


[Bild: Annina Roth]

Das Soundlab ist räumlich ein kleines Zimmer im Haus Viola, als Hardware besteht es aus einigen Computern, Keyboards und Interfaces, als Software aus einer Vielzahl von Notations- und Musikproduktionsprogrammen. Markus hat das Soundlab initiiert, über viele Jahre ausgebaut und stetig weiterentwickelt. Ausschlaggebend für dieses Engagement waren sein immerwährendes Interesse an technischen Neuerungen und die Erfahrungen aus seiner Tätigkeit als Arrangeur und Produzent. Im Rahmen des Freifachs «Musik am Computer», bei Maturarbeiten und Kompositionsprojekten für die «musicfactory» schnitt er seine Soundlab-Angebote stets auf die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler zu.

Sein pädagogisches Feuer loderte schon früh. Bereits als Student unterrichtete Markus in Buchs als Flötenlehrer. An die Alte Kanti kam er durch unseren ehemaligen Kollegen und Trompetenlehrer André Wey: Markus und André spielten in den frühen 1970er-Jahren als Jugendliche zusammen in der Cover-Band «Eryx Boiga» und tourten durch Turnhallen, Casinos und Festzelte. Eines Tages erzählte André Markus im Zug von einer Stelle an der Alten Kanti. Markus bewarb sich – und blieb unserer Schule bis zu seiner Pensionierung treu.

Markus gründete hier auch das Saxophonensemble, das er über viele Jahre leitete, und er coachte die Schulband. Mit beiden Formationen bestritt er unzählige Auftritte im Rahmen von Musizierstunden, Lunchtime-Konzerten, auf der Kantibühne am Maienzugvorabend und an Schlussfeiern.

Bereits als 17-Jähriger war Markus Musikstudent an der Swiss Jazz School. Unterwegs zum Saxophondiplom studierte er auch noch Flöte. Das Unterrichten war immer nur ein Aspekt seines vielfältigen Wirkens. Von 1978 bis 1982 spielte er im «Unterhaltungsorchester von Radio Beromünster», später umbenannt in «DRS Big Band». Markus schrieb und produzierte auch Musik fürs Theater oder für die Expo 2001 in Biel. Viele Jahre war er ausserdem als Bühnenmusiker unterwegs: mit «Andreas Vollenweider and Friends» weltweit, auf Schweizer Festivalbühnen unter anderem mit der Rockgrossformation Swiss Horns und mit Polo Hofer.

Als Songwriter hat Markus auch zum kollektiven Mundartrock-Bewusstsein beitragen. Allen, die in den 1980er-Jahren mit dem Radio aufwuchsen, brannte sich beispielsweise «Stop AIDS» ins Gedächtnis ein. Dieser Kühne-Song wurde im Rahmen der HIV-Kampagne des BAG im Jahr 1987 produziert und von Polo Hofer performt. Und: Wer kennt «I schwöru» nicht? Diesen Ohrwurm schrieb und produzierte Markus für seine Ehefrau Sina. Aktuell arrangiert er die Orchesterarrangements für die 2021 geplante Tour «Sina meets argovia philharmonic».

Bei diesen Tätigkeiten der Musikproduktion , beim Zusammensein im Freundeskreis am Hallwilersee, beim täglichen Training am Instrument und beim Lesen eines spannenden Buches wünsche ich Markus von Herzen weiterhin die ihn auszeichnende Offenheit und Neugierde sowie das lodernde Feuer!

Von Michael Schraner, Musiklehrer