Andrea Audétat aus Suhr war 2016 für ein Jahr in Japan, in Saitama City. Während dieser Zeit hat sie bei nicht weniger als vier verschiedenen Gastfamilien gewohnt. Für «sage&schreibe» hat sie noch einmal zurückgeblickt auf eine spannende und lehrreiche Zeit.
Was war dein bestes Erlebnis in Japan?
Das Beste Erlebnis – das war wahrscheinlich die Reise mit allen Austauschschülerinnen und -schülern nach Kyoto und Hiroshima. In Hiroshima haben wir den berühmten Itsukushima-Shinto-Schrein angeschaut. Danach die Atombombenkuppel. – Das war sehr eindrücklich. Eine absolut prägende Erfahrung. Mit dem Schnellzug sind wir dann nach Kyoto gefahren. Dort haben wir Tempel besichtigt, sind shoppen gegangen und hatten einfach Spass.
[Bild: Alexander Levnajic]
Wie kam es dazu, dass du dich für Japan entschieden hast?
Die USA kenne ich von Ferienaufenthalten, auch die lateinamerikanische Kultur ist mir vertraut, da meine Mutter ursprünglich aus Mexiko stammt. – Ich wollte einfach etwas komplett Neues und Anderes, Fremdes sehen.
Wie sah dein Alltag in Japan aus?
In die Schule gehen, danach noch in einen Biologieclub. Es gab da übrigens auch Tee-Clubs. Bei diesen ‹Teezeremonien› ist es so: Man sitzt da einfach im Kreis und trinkt Tee. Es gibt sogar einen genauen Ablauf, wie man den Tee zubereitet, dieser ist aber ziemlich kompliziert. Tee ist ein sehr wichtiger Bestandteil im Leben der Japaner; die trinken mehr Tee als Wasser. – Und natürlich habe ich auch gerne Zeit mit der Gastfamilie verbracht.
Hast du einen Kulturschock erlebt?
Nein nicht wirklich, ich hatte mich ja auf Japan vorbereitet. Was ich aber bis heute nicht verstehe: Ich habe in Japan keinen einzigen öffentlichen Abfalleimer gesehen. Trotzdem ist es extrem sauber. Die Leute schmeissen ihren Abfall wohl einfach nicht weg.
Woran wirst du dich noch in 50 Jahren erinnern?
Als ich im Skytree war. Von dort sieht man bis ans Meer und sogar bis zu den Bergen. Die einzige Fläche, die man sieht, sind die Parks der Stadt. Die sind aber künstlich angelegt. Sonst gibt es keine Grünflächen.
Fiel es dir leicht, Freunde zu finden?
In der Schule eher nicht. Einfach weil die Japaner zu schüchtern sind, um auf andere zuzugehen. Auch die Sprache war ein Problem. Aber irgendwann pendelte sich alles ein und ich fand doch noch Freunde, auch deshalb, weil ich immer mit einer Gruppe von Leuten zu Mittag gegessen habe.
Was ist deiner Meinung nach der grösste Unterschied zwischen einem Schweizer und einem Japaner?
Schwer zu sagen. Ich habe das Gefühl, ein Schweizer würde eher reklamieren, wenn ihm etwas nicht passt. Der Japaner nimmt sehr vieles einfach still hin.
Von Su Haskaya und Laura Wälchli, G3L