Wir stehen schon vor dem Zimmer bereit. Dann wird die Tür aufgeschlossen. Eine maskierte Gruppe strömt in den Raum und bewaffnet sich.
Banküberfall? Einbruch? Raubzug?
Nein, nein und nochmals nein. So interessant ist es leider nicht. Doch dank Corona dürfen nun auch wir Schüler maskiert in Zimmer eindringen. Und im Gegensatz zu unseren kriminellen Kolleginnen dürfen wir das sogar ganz legal. Unsere Bewaffnung ist jedoch nicht ganz so spektakulär, wie wir es uns vielleicht wünschen würden. Jedes Mal, wenn wir uns in ein neues Schulzimmer begeben, müssen wir nämlich mit Hilfe von Desinfektionsmittel und Papiertüchern jegliche Spuren der vorherigen Nutzer beseitigen. Eben genau so wie Einbrecher…nur in einer etwas anderen Reihenfolge.
Ist die Arbeit dann getan, kommt auch schon der «Professor» und will mit dem Unterricht beginnen. Dieser gestaltet sich dann oft wie ein organisierter Überfall, bei dem trotzdem nichts nach Plan läuft. Wir Beauftragten verstehen leider nicht ganz, was zu tun ist, und zweifeln irgendwann auch am Sinn der ganzen Sache. Da wir aber letzten Endes mit neu gewonnenem Wissen belohnt werden, akzeptieren wir die etwas unangenehmen Bedingungen.
Wie bereits erwähnt, läuft der Unterricht noch nicht ganz so geschmeidig wie vor der ganzen Krise. Weder für uns Schüler noch für die Lehrerinnen. Die Masken dämpfen unsere Aussprache, was vor allem in den Sprachfächern ein mühsamer Faktor ist. Aber auch wir untereinander verstehen uns schlechter, wenn wir versuchen, während des weniger interessanten Teils des Unterrichtes miteinander zu kommunizieren. Und da die Verringerung des Abstandes keine akzeptable Lösung dafür ist – danke Corona –, stellt das manchmal ein nervendes Problem dar.
Doch es hat ja auch alles seine positiven Seiten. Denn wenn man zum Beispiel kein Franz-Ass ist, dann kommt einem dieses Genuschel gerade gelegen. Spricht man unter der Maske etwas undeutlich oder unsicher, versteht die Lehrperson nichts, und man kann der Maske die Schuld geben oder einfach behaupten, man habe es sehr wohl richtig gesagt – aber so etwas würde uns natürlich nie einfallen…
Auch ein breites Grinsen oder Schmunzeln über eine witzige Bemerkung der Klassenkameraden oder der Lehrperson lässt sich unter der Maske viel besser verbergen. Und wenn man es schlussendlich doch schafft, sich seinem Nachbarn verständlich zu machen bemerkt die Lehrperson immerhin die Lippenbewegungen und somit das Getuschel nicht gleich.
Falls aber einigen die Schule doch zu langweilig wird, können sie ja immer noch auf Überfall und Raub umsteigen. Momentan wird wohl niemand Verdacht schöpfen, wenn man maskiert und mit Kapuzenpulli in ein Geschäft läuft…
Skyla Rossi, G3L