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Parzival – Theater mit vielen Facetten

Ein mittelalterlicher Stoff als Theaterstück in der Schwingerhalle des KV Aarau? Ja, das geht – und wie! Die Theatergruppe der Alten Kantonsschule Aarau präsentierte eine auf eindrückliche Art und Weise eine moderne Umsetzung des Parzival-Themas von Lukas Bärfuss.

Trauer, Verwirrung, Gelächter, Gesang, Stille. Das Theaterstück Parzival, auf die Bühne gebracht – oder besser: ins Sägemehl gesetzt – von der Theatergruppe der Alten Kanti (Regie: Andrea Santschi und Heinz Schmid) ist eine Achterbahn der Gefühle. Da wird einem manchmal geradezu schwindlig, so sehr geht man mit dem jungen Parzival mit, der sich Hals über Kopf in seine Abenteuer stürzt.

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[Bild: Alexander Levnajic]

Neugier nach dem Unbekannten
Die Hauptrolle in diesem Stück spielt Parzival, ein schöner Junge, der von seiner Mutter obsessiv kontrolliert wird. Sie leben ein ländliches, abgeschiedenes Leben, weil die Mutter fürchtet, ihm könnte irgendein Leid zustossen. Doch mit der Zeit wächst seine Neugier nach dem Unbekannten und der Abenteuerlustige will unbedingt von zu Hause weg. Seine Mutter lässt ihn schweren Herzens ziehen, nicht ohne ihm ein paar Weisheiten und ein Narrenkostüm mit auf den Weg gegeben zu haben. So macht sich Parzival auf und davon. Fragen stellend zieht er durch Dörfer und Wälder, trifft auf Könige, ein Ehepaar, eine Witwe und auf Ritter, gegen die er in Ringkämpfen zu bestehen hat. Auf seinem langen Weg wird der Held in Schwingerhose vom Narr zum Ritter. Und vom Ritter schliesslich zum König.

Dank der einfachen «Bühne» sind die vielen Szenenwechsel leicht umzusetzen. Da ist nichts als eine grosse Fläche, die mit Sägemehl bedeckt ist – schliesslich befinden wir uns ja in einer Schwingerhalle –, und eine Art Podium in der Mitte. Ebenso raffiniert wie kreativ werden Utensilien wie Kartonrollen, Tücher oder Stäbe eingesetzt. Die häufig wechselnden Gefühls- und Stimmungslagen, vor allem des Helden, werden dank des klugen Einsatzes von Lichtspielen, Gesängen und Livemusik intensiv erfahrbar.

Theater mit vielen Facetten
Insgesamt ein sehr gelungener, facettenreicher Theaterabend. Die nuancenreiche Handlung wurde von der Doppelregie hervorragend in Szene gesetzt, und dank ihrer herausragenden schauspielerischen Leistung hatten sich auch die Schülerinnen und Schüler der Schülerinnen den lang anhaltenden Applaus redlich verdient.

Von Alexander Levnajic