Mittag, 12.15 Uhr, für einige Schülerinnen und Schüler die Hölle auf AKSA-Erden. Acht Retter warten auf ihre Arbeit, unerreichbar ein jeder, so scheint es. Denn der Weg zur Erlösung ist weit. Gefühlte hundert Schüler versammeln sich vor der weltbewegenden Erfindung von Percy Spencer. Nun ist die richtige Taktik gefragt. Nach anfänglichem Zögern, genauem Überlegen und bedachtem Abschätzen wird eine Entscheidung gefällt, und man stellt sich hinter einer der zwei endlosen Schlangen an. Mit wachsamem Auge wird die Umgebung beobachtet. Ist ein bekanntes Gesicht unter den Kontrahenten? Ein kurzer Blick auf die Uhr, 12.26, schon bald 15 Minuten vorbei, und die Rettung noch immer weit …
Da! Endlich Bewegung, einige Schüler sammeln ihre Sachen ein und entziehen sich dem Gemenge. Immer näher komme ich meiner Erlösung, will sagen: der Erwärmung. Die Nächste bin ich … doch, nein! Plötzlich schnellt vor meiner Nase eine Hand mit einer roten Box nach vorne. Diese Handlung, begleitet von der Bitte, die Box in Percy Spencer’s Erfindung schieben zu dürfen, lässt mich innerlich aufkochen. Mein Magen rebelliert, ich will jetzt endlich Erlösung erlangen. Die Nächste bin ich, schwöre ich mir jetzt, und tatsächlich, mit dem nächsten „Bling“ packe ich meine Chance, stelle meine Box in den viereckigen Kasten und drehe am Regler. Doch für welche Dauer? Für wie lange? Zwei oder doch drei Minuten? Der Hunger entscheidet sich für zwei, die längsten zwei Minuten meines Tages. Und „bling“ – endlich, ich bin erlöst. Im Stechschritt begebe ich mich an unseren überfüllten Tisch, öffne voller Vorfreude meine Box, drehe einige Spaghetti auf die Gabel, führe sie zum Mund und stelle ernüchtert fest: Ich habe 25 Minuten meiner Mittagszeit mit Schlangestehen verbracht, um mein Essen in der Mikrowelle zu erwärmen, hatte jedoch für keine weitere Minute Geduld übrig. Spaghetti werden noch immer am besten warm serviert; das weiss ich spätestens nach dieser kalten Mahlzeit.
Mara Laube, G3A