Alte Kanti, Sage & Schreibe Nr. 21

Reform um Reform – WMS und IMS vor erneuten Anpassungen

Im Januar 2000 habe ich die Leitung der Wirtschaftsmittelschule übernehmen dürfen. Der Start war mit der Reform der Wirtschaftsdiplomschule verbunden. Es galt, das „Handeli“ in eine Berufsmaturitätsschule zu überführen. Nach der erneuten Reform der Wirtschaftsmittelschule 2010 stehe ich heute bei Reform Nr. 3. Bei der Informatikmittelschule IMS sind wir erst bei der zweiten Reform angelangt, wobei wir diesen Schultyp auch erst seit 2009 führen. Bei so vielen Reformen – die kleineren Anpassungen dazwischen lassen wir schon mal unerwähnt – ist die Frage erlaubt, ob sich der Reformrhythmus in diesem Mass so positiv auf die Qualitätsentwicklung auswirken kann.

Reform Wirtschaftsdiplomschule 2000: Mit der Verlängerung des Diplomlehrgangs um ein Praxisjahr zur Erlangung der Berufsmaturität stieg die Attraktivität des Schultyps deutlich an. Inhaltliche Veränderungen gaben der Schule ein neues Bild.
Reform Wirtschaftsmittelschule 2010: Mit der Reform 2010 wurde die WMS insbesondere in den Abschlüssen an die kaufmännische Berufsbildung angeglichen. Den Wandel haben wir an unsere Rahmenbedingungen anpassen und umsetzen können. Während der verstärkte Praxisbezug, insbesondere mit der obligatorischen Führung eines Miniunternehmens als klarer Pluspunkt zu werten ist, sind die Rückmeldungen der Praxisunternehmen zum neuen Praxisjahr mit den zwei Arbeits- und Lernsituationen ALS, der Prozesseinheit PE und den betrieblichen Leistungszielen anstelle der bisherigen Berufsmaturitätsarbeit sehr durchzogen.
Die Unternehmen haben auf die Veränderungen erfreulich flexibel reagiert und bieten trotz der gestiegenen Anforderungen interessante und herausfordernde Stellen für das Jahrespraktikum an. Es liegen viel mehr Angebote vor, als wir Absolventinnen und Absolventen zur Verfügung stellen können. Dafür sind wir den Unternehmen dankbar.

Reform der Informatikmittelschule 2014: Die überfallartigen Anpassungen im Bereich des EFZ Informatiker (Umsetzung innerhalb eines halben Jahres nach Verordnungsänderung) führte zu einer Änderung der Praxismodule bei der Informatikerausbildung, welche die BBB IT-School erfolgreich durchführte. Für die Schüler stieg dabei das Pensum in Baden.
Reform Wirtschafts- und Informatikmittelschule 2015: Der Bund hat verschiedene Erlasse, welche die Wirtschaftsmittelschule und die Informatikmittelschule betreffen, revidiert. Es sind dies einerseits die Grundlagen für das EFZ Kaufmann/Kauffrau sowie die Basis für die kaufmännische Berufsmaturität, welche beide Lehrgänge gleichermassen betreffen. Obwohl die Grundlagen für die Reform erst seit kurzer Zeit vorliegen, wurde die Umsetzung der revidierten Verordnungen auf den August 2015 festgesetzt.

Die wesentlichsten Änderungen betreffen:

die Stundentafeln der WMS und der IMS
neuer Lehrplan für die WMS und ein eigener Lehrplan für die IMS
verstärkte Forderung nach interdisziplinärem Arbeiten in allen Fächern
zusätzliche interdisziplinäre Projekte
Semesterpromotion und neue Regeln für Repetitionen
Interdisziplinäre Projektarbeiten als eigenständiges, zusätzliches Berufsmaturitätsfach
neue Regelung bei Nichtbestehen der Berufsmaturität

Mit Elan gehen wir die Anpassungsarbeiten an. Die Lehrpläne müssen materiell und formal überarbeitet werden. Der neue Rahmenlehrplan der Berufsmaturität ist das grundlegende Referenzpapier. Die Fachschaften von Aarau und Baden arbeiten mit Hochdruck an diesen neuen Lehrplänen. Dafür gebührt ihnen ein herzliches Dankeschön.
Für die Schülerinnen und Schüler, welche im August 2015 eintreten werden, dürfte die Semesterpromotion direkt spürbar werden. Wer zweimal hintereinander die Bestehensnormen nicht erfüllt, muss repetieren und bei einem allfälligen späteren Nichtbestehen eines Semesters die Schule verlassen. Zudem zählen alle Semesternoten als Vorschlagsnoten für das Fähigkeitszeugnis und die Berufsmaturität. Der Druck wird nicht geringer.

Zukunft der WMS und IMS
Der Zeitplan des Projekts „Standort- und Raumkonzept Sek II“ wurde erneut überarbeitet. Konkrete Vorschläge des Departements BKS für räumliche Verschiebungen werden nun im Juni 2015 in die Anhörung gegeben, die Entscheide werden wahrscheinlich Anfang 2016 im Regierungsrat und im Mai 2016 im Grossen Rat gefällt. Eine voraussichtlich einlaufende Umsetzung einer Änderung wäre frühestens für das Schuljahr 2017/18 möglich.
Mit der Reform der beiden Schulen stehen wir voll und ganz für den Verbleib der WMS und IMS an den Kantonsschulen ein. Wir sind überzeugt von der Qualität der Verbindung der beiden Schultypen mit dem Gymnasium und setzen uns mit unserer Kernkompetenz Vollzeitschule vehement dafür ein, dass die WMS und die IMS an der Alten Kanti bleiben.

von Ulrich Salm, Prorektor und Leiter WMS und IMS