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Rennen ist ein Teil von mir

Valentina Rosamilia besucht die Sportabteilung der Alten Kanti Aarau und kann über 800m mit der Leichtathletik-Weltklasse mithalten. Wir haben darüber gesprochen, was es bedeutet, so viel Zeit und Leidenschaft in den Sport zu investieren und worauf es bei einem Wettkampf ankommt.

Von Rahel Furrer, G19A


[Bild: zVg]

Valentina macht Sport, seit sie klein ist; damals trainierte sie neben Leichtathletik auch noch Eishockey und Triathlon. Wirklich festgelegt auf die Leichtathletik hat sie sich erst im Herbst letzten Jahres, und dies mit Erfolg: Im Sommer 2021 lief sie über 800m auf den dritten Platz bei der U20 EM und auf den zweiten Platz bei der U20 WM.

Die richtige mentale Einstellung
Es erfordert viel, einen solchen Wettkampf erfolgreich zu meistern. Nicht nur die körperliche Kondition, sondern auch die mentale Einstellung ist entscheidend. «Bei einem guten Wettkampf denke ich während dem Laufen an gar nichts», meint sie. Kommen nämlich Gedanken hoch wie ‹ich bin müde› oder ‹meine Beine brennen›, ist es unmöglich, sein volles Potential auszuschöpfen. «Ich bin überzeugt, dass der Kopf vor allem beim Sprung zwischen Mittelfeld und den top drei viel ausmachen kann. Ob du sagst, ‹ich schaffe das noch!› oder ‹ich kann nicht mehr›, das ist entscheidend.» Mentales Training macht sie jedoch keines. Sie sagt: «Wenn man oft solche Momente erlebt, wo es um alles geht, kommt die richtige Einstellung mit der Zeit von allein.»
Vor einem Wettkampf fühle sie sich zwar nie gut, die Nervosität sei einfach zu gross. Manchmal stimmen auch die Umstände nicht zu hundert Prozent, vielleicht ist es zu heiss, vielleicht schmerzt es irgendwo. Und trotzdem muss sie in diesem Moment ihr Bestes geben können. Valentina versucht schon vor dem Start, jeglichen Einfluss von aussen auszublenden und sich nur auf sich selbst zu fokussieren, um die erwähnte Nervosität so gut wie möglich in Schach zu halten. Sie mag es gar nicht, wenn ihr schon dann erste Zuschauer zujubeln. «Denn ob es während eines Rennens gut oder schlecht läuft, das kann nur ich bestimmen und niemand anderes», sagt Valentina. Zusätzlich helfen ihr die Routine und ein klarer Ablauf vor dem Wettkampf, mit dem grossen, auch selbst auferlegten Leistungsdruck umzugehen.

Spitzensport bedeutet Verzicht
Neben der mentalen Einstellung ist richtiges Training essenziell, um Topzeiten zu laufen. Valentina trainiert 15 bis16 Stunden in der Woche, geführte Trainings wechseln sich mit selbständigen Einheiten ab. Viel Zeit für Hobbies bleibt da nicht, trotzdem pflegt Valentina als kontaktfreudige und offene Person unter anderem gerne ihre Freundeskreise, die nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Rom anzutreffen sind, wo sie neulich ein halbes Jahr verbrachte. Anfang 2020 reiste sie nach Italien, um mit ihrem Team zu trainieren. Wegen Corona konnte sie aber insgesamt nur vier Monate lang geführte Trainings absolvieren. Zeitweise durfte sie die Wohnung ihrer Gastfamilie nicht verlassen. Für eine Spitzensportlerin eine harte Zeit, denn Trainings werden nach einem bestimmten Zeitplan absolviert, und Corona pfuschte da kräftig rein. Glücklicherweise hatte dies jedoch, wie schon bekannt, keine negativen Auswirkungen auf die späteren Erfolge von Valentina.
Spitzensport bedeutet viel Verzicht, ist für Valentina jedoch eine enorme Bereicherung in ihrem Leben. «Rennen verbinde ich mit so vielen glücklichen Erfahrungen, auch aus meiner Kindheit», erzählt sie. «Wenn es mal nicht so gut läuft, sollte man daran denken, wofür man es eigentlich tut und wie weit man schon gekommen ist.» Da erinnert sie sich beispielsweise an die Situation, wenn ihr nach einem erfolgreichen Wettkampf die Zuschauer zujubeln und sie eine Medaille umgehängt bekommt. Laufen ist etwas, worauf sie vertrauen kann. «Ohne Rennen würde es eigentlich gar nicht gehen. Rennen ist ein Teil von mir», sagt sie mit leuchtenden Augen.


[Bild: zVg]