Lichtnahrung bezeichnet verallgemeinernd und vereinfachend eine Ernährungsweise, bei der angeblich die Energie aus Sonnenlicht als Hauptnahrungsquelle dient. Dies ist Bestandteil eines esoterischen Konzeptes, das auch als «Breatharianismus» bezeichnet wird. Breatharianisten glauben, dass aus Licht alle lebensnotwendigen Stoffe gewonnen werden können. In Extremfällen verzichten sie deshalb auf die Aufnahme jeglicher herkömmlicher Nahrung, inklusive Flüssignahrung wie Suppen und Säfte.
Schon im 15. Jahrhundert gab es Menschen, die behaupteten, sich ausschliesslich von Licht zu ernähren. Wie genau dies umgesetzt wird, kann sehr stark variieren.
Der Schweizer Michael Werner etwa behauptete in verschiedenen Medien, seit 2001 ohne jegliche herkömmliche Nahrung, sondern einzig von Licht zu leben. 2004 unternahm er einen medizinisch überwachten Selbstversuch, bei dem er zehn Tage lang nichts ass und nur ungesüssten Tee trank. Dabei stellte sich heraus, dass er in dieser Zeit ausschliesslich von seinen eigenen Körperreserven gezehrt hatte. Werner hatte während des Versuchs 2.6 Kilogramm abgenommen.
Eine weitere «Lichtesserin» ist beziehungsweise war die Hollywoodschauspielerin Michelle Pfeiffer, die in jungen Jahren Erfahrungen mit einer Lichtesser-Sekte machte. Ihre Fitnesstrainer schrieben ihr eine «strikte Diät» vor, die sich jedoch als breatharianistisch herausstellte. Mithilfe von Menschen aus ihrem Umfeld gelang es ihr schliesslich, sich aus der Sekte zu befreien.
Die medial bekannte Nancy Holten aus dem Fricktal im Aargau wiederum ist bekennende Anhängerin einer Light-Version des Breatharianismus. Sie bezeichnet sich in ihren Youtube-Videos selbst als Lichtesserin. Für sie ist nicht die Energie der Sonne oder von Glühbirnen essenziell, sondern die universelle Energie. Jedoch kann in ihrem Fall wohl kaum von eigentlicher Lichtnahrung gesprochen werden, da sie gemäss eigener Aussage täglich mehrere leichte Mahlzeiten zu sich nimmt.
Es gibt keinerlei wissenschaftliche Nachweise, dass eine Person je mit dieser Diät dauerhaft überlebt hätte. Im Gegenteil: Mehrere wissenschaftliche Studien haben diese Theorie widerlegt. Sie kann extrem gefährlich sein und hat schon in vielen Fällen zum Tod geführt.
Wir haben Michael Kappeler, Biologielehrer an der Alten Kanti Aarau, nach seiner Meinung aus biologischer Sicht gefragt. Sein Urteil ist eindeutig: «Es erscheint mir unmöglich, dass ein Mensch sich ausschliesslich von Licht ernähren kann. Um Zellen am Leben zu erhalten, ist Energie notwendig. Wir sind dabei ausschliesslich auf die chemische Energie von Kohlenhydraten, Fetten oder Proteinen in der Nahrung angewiesen. Wasser und Licht liefern keine Energie für den menschlichen Stoffwechsel. Die Energie elektromagnetischer Strahlung kann den menschlichen Körper zwar erwärmen, die Energie des Lichts kann aber nicht für den Stoffwechsel verwendet werden.»
So dürfen wir also weiterhin ganz handfest essen, allen esoterischen Energie-Konzepten zum Trotz. Und in den trüben Wintermonaten über der Nebeldecke etwas Sonne tanken schadet sicher nicht.
Von Carla Wälchli und Sara Madeleine Zinniker, G3L