Das Verhältnis von Schülern und Lehrpersonen ist wohl in den seltensten Fällen einfach. Doch Besuchern an der AKSA bietet sich seit einiger Zeit ein seltsames Schauspiel. Über den Rand der Tische bauen sich Mauern aus Mappen und Etuis auf. Der Sichtschutz-Zirkus hat nur einen Zweck, eine Störung durch die lästige Lehrperson zu verhindern, während die Schüler mit ihrem neuen besten Freund Zeit verbringen.
Mit dem gläsernen Begleiter, dem smarten Telefon, lässt sich ja unser chaotisches Jugendleben endlich in Ordnung bringen. Mit unseren Fingerspitzen verwalten wir Termine, Noten und ganze imaginäre Imperien. Auch unser Freundeskreis muss dank Whatsapp nie mehr auf unseren Kommentar verzichten. Alles direkt vor dem hilflosen Blick der Lehrperson, die unseren Kopf mit Wissen füllen will, das wir jederzeit von Wikipedia abrufen können. Fotografieren statt abschreiben, das muss doch die Zukunft sein!
Doch der kleine, beste Freund des Schülers hat einen Schwachpunkt: die Lebensdauer. Ganze Schulzimmer verfallen in einen Zustand der Panik, wenn sich der Strom dem Ende neigt, die letzte Nachricht verschickt und der letzte Facebook-Status aktualisiert ist. Weltuntergangsstimmung im Klassenzimmer und keine Steckdose in Sicht. Doch jetzt beginnt der wahre Horror. Frontalunterricht ohne die Möglichkeit, in virtuelle Sphären zu fliehen oder noch schlimmer: Eine Gruppenarbeit mit dem Fremden, der neben einem sitzt. Kommunikation ohne Text. Da bleibt nur noch die Möglichkeit, meine Nachricht auf einen Zettel zu kritzeln und ihm diesen zuzuschieben. Dieser schaut nur von seinem Smartphone auf, um zu antworten „wie retro“, und wendet sich dann wieder tippend wichtigeren Dingen zu.
Joel Kogler, G4H