Sie hat angefangen wie alle anderen auch. Doch was Nora Meister von anderen Sportlerinnen mit Handicap abhebt, ist ihre unglaubliche Willensstärke. Bereits mit 13 Jahren schwamm die Gymnasiastin an ihrer ersten Europameisterschaft. 2020 möchte sie in die Königsklasse einsteigen.
Hier schwimmt Nora Meister im Finale der Europameisterschaft Paraschwimmen 100m Rücken:
[Video: https://www.youtube.com/watch?v=cIE90afZso4]
Die 16-jährige Nora Meister ist seit ihrer Geburt von Arthrogryposis multiplex congenita (kurz AMC) betroffen. Dabei handelt es sich um eine Versteifung der Gelenke, wobei bei Nora Meister hauptsächlich die Beine und Füsse betroffen sind. Schwimmen tut sie allein mit der Kraft ihrer Arme.
Nora hat auch andere Sportarten wie etwa Rollstuhltennis oder Rollstuhlrennfahren ausprobiert, doch sie merkte schnell, dass sie sich im Wasser am wohlsten fühlt. Wenn Nora schwimmt, spürt sie eine ganz besondere Leichtigkeit. «Ich kann mich bewegen und aktiv sein. Das fühlt sich einfach gut an.»
Schon früh konnte man das Ausnahmetalent nicht nur beim Planschen, sondern auch auf den Bahnen im grossen Becken finden. «Wenn ich zurückblicke, habe ich das Gefühl, ich schwimme schon ewig», sagt sie.
Mit viel Ausdauer, Training und Willen hat es die Lenzburgerin weit gebracht. Momentan trainiert Nora Meister acht Mal pro Woche – und dazu geht sie natürlich zur Schule.
Seit dem Sommer 2018 besucht sie eine Sportabteilung der Alten Kanti in Aarau.
[Bild: Sarah Böhler]
Optimale Rahmenbedingungen an der Sportkanti
Gestartet ist die junge Aargauerin allerdings nicht wie ihre neuen Klassenkameraden und Kameradinnen gleich nach den Sommerferien, sondern erst eine Woche später. Während die anderen in Aarau nämlich bereits in ihren Schulbänken sassen, schwamm Nora an der EM in Dublin gleich drei Mal aufs Podest. Mit der sensationellen Ausbeute von zwei Goldmedaillen und einer Silbermedaille im Gepäck begann dann auch für die damals 15-Jährige eine Woche später die Schule. Die Sportkanti, sagt sie, sei ihr eine grosse Hilfe dabei, Sport, Schule und Freizeit unter einen Hut zu kriegen.
Das Erfolgsrezept
Und was macht Nora Meister so stark? Ehrgeiz, Spass und mentale Stärke. Gewiss, es sind auch schon Wettkämpfe nicht wie gewünscht verlaufen, weil es im Kopf nicht gepasst hat. Doch immer findet Nora Meister wieder zum Erfolg zurück. «Ich will das einfach unbedingt!», meint Nora entschlossen.
Der Konkurrenzkampf ist da kein Thema. Natürlich ist die Stimmung vor den Wettkämpfen angespannt; zu eigentlichen Anfeindungen aber kommt es nicht. «Klar sind wir im Wasser Konkurrentinnen, ausserhalb des Beckens haben wir aber nicht viel miteinander zu tun.» Wichtig ist ihr vor einem Wettkampf in erster Linie, sich auf sich selbst und den Wettkampf zu fokussieren, aber auch der Spass darf dabei nicht zu kurz kommen.
Olympische Zukunft
Ihre Augen beginnen zu leuchten, wenn man sie nach ihrer Zukunft fragt. Nora Meister hat grosse Pläne und einen noch grösseren Willen. Die Paralympics 2020 in Tokyo sind das nächste grosse Ziel. Seit sie von den Paralympics weiss, möchte sie dort hin. «Es wird schwer, aber ich weiss, ich kann es schaffen», sagt sie entschlossen. Und man glaubt es ihr.
Von Leonie Simmen, G1L