2025, Aktuelles, dies&das, Klartext, Kolumne, Sage & Schreibe Nr. 40

Weg mit den Schubladen! 

Von Jakub Kwiatkowski, G22D

Wenn wir unser Haus verlassen, frische Luft schnappen, sehen wir eine überwältigend vielfältige Welt, voller faszinierender Dinge, voller unterschiedlicher Menschen. Wir sind so verschieden – gross, klein, breit, dünn, diese Sprache sprechend, jene Sprache sprechend. Diese Vielfalt ist nichts Ungewöhnliches. So ist die Natur. Nur scheint es, dass wir das nicht begreifen können. Wie unsere Kleider sortieren wir die diversesten Menschen in Schubladen. Der Typ an der Bushaltestelle bohrt in der Nase? Kinderstube lässt grüssen. Sie hat Mühe in der Schule? Wird wenig im Leben erreichen. Er trägt Jogginghosen? Hat sich aufgegeben.

Ohne den Individualismus einer jeden Person zu erfassen, teilen wir die Menschen in Gruppen ein und kategorisieren sie. Aus einer komplexen, polyphonen und vielfarbigen Welt wird eine fade, kleine, graue. Wir sehen, hören, treffen jemanden, stecken ihn oder sie in eine Schublade und meinen, Bescheid zu wissen. Mit dieser Simplifizierung laufen wir durch die Welt, jeden Tag, blind und taub, als wäre dies der einzige Weg für uns zu existieren.

Doch wenn wir uns anschauen, was wir verlieren, kann das doch nicht sein. Vieles in unserem Leben – Individualität, Vielfältigkeit, Komplexität – bleibt uns verborgen. Wenn wir es schaffen, die Welt, wie sie ist, anzuerkennen, dann leben wir mitten in einer grossen Vielfalt – und brauchen keine Schubladen mehr.