Ein Treffen ohne Maske in Zeiten von Corona? Schwierig. Es sei denn, man trifft sich im virtuellen Raum. Immerhin eine der wenigen Möglichkeiten, wieder mal ganze Gesichter zu sehen. Genau das haben eine Geografin und eine Sprachlehrerin der Alten Kanti getan. Dass der im Chatraum Microsoft Teams geführte Wortwechsel dann ausgerechnet um das Thema Masken kreist – wen wunderts!
Von Barbara Gloor und Sarah Siksou
Barbara: Was für einen Bezug hattest du zu Masken vor Corona?
Sarah: Keinen grossen. Ich kann mich erinnern, dass wir am Gymnasium mal als Thema «Masken» bekamen für den Deutschaufsatz. Und du?
Barbara: Für mich war der Begriff total positiv besetzt. Als Innerschweizerin war ich als Kind und junge Frau immer an der Fasnacht – und stell dir vor, ich habe für meine Masken ständig Preise abgeräumt. Das Problem mit den Masken war halt, dass man nur mit dem Röhrli trinken konnte. Trotzdem musste man höllisch aufpassen, nicht zu früh – also schon vor der Demaskierung – betrunken zu sein.
Sarah: Heute sind Masken hingegen Gegenstand von Riesendebatten. Für die einen sind sie die conditio sine qua non, für die anderen das Ende der politischen Rechte und der modernen Demokratie… Was es da «abzuräumen» gibt? Eigentlich nur Kritik von allen Seiten und Tausende Tote.
Barbara: Ja, sieht ganz so aus … Masken sind nicht gefragt und machen nicht glücklich. Oder doch? Kannst du dem Maskentragen – abgesehen davon, dass es dich (vielleicht) vor Covid schützt – etwas Positives abgewinnen?
Sarah: Ich schwitze darunter und meine Brille läuft an, sobald ich etwas schneller gehe oder Treppen steige. Anders gesagt: Nein, ich finde da nichts Positives dran; aber ich betrachte sie im Moment als notwendiges Übel. Ich fühle mich jedenfalls nicht unterdrückt oder in meinen persönlichen Rechten eingeschränkt. So oder so werde ich sie definitiv nicht vermissen.
Aber man könnte ja einen Maskenwettbewerb lancieren: Wer die originellste, schönste, kreativste Maske trägt. Das würde ein bisschen Spass in den Alltag bringen.
Barbara: Also eigentlich passt es mir ja, dass ich darunter unbemerkt die Nase rümpfen oder den Mund verziehen kann – zum Beispiel, wenn ich mein Gegenüber total daneben finde, weil es schon wieder einen Blödsinn erzählt hat oder weil ich es schlichtweg dröge finde. Andererseits sieht mich keiner (ermunternd) lächeln. Also: Man muss alles sagen (laut und deutlich, aber sozusagen hinter dem Schleier) oder mit den Augen ausdrücken (darin aber bin ich nicht stark). – Jedenfalls: Das mit dem Wettbewerb fände ich gut!
Sarah: Eine andere Wettbewerbsidee: Wer kann am besten mit den Augen bestimmte Gefühle ausdrücken. Angst, Wut, Langeweile, Freude, Interesse und so weiter. – Das gäbe sicher lustige Fotoreihen.
Mir wird immer wieder bewusst, dass ich Schülerinnen und Schüler, die ich nur mit Maske kennengelernt habe, kaum erkenne, wenn sie sie mal für einen kurzen Augenblick nicht tragen. Man stellt sich unter der Maske ein bestimmtes Gesicht vor und ist dann völlig perplex, wenn die Realität anders aussieht.
Barbara: Ja genau, ich kann sie kaum voneinander unterscheiden. Ich habe ja ohnehin ein schlechtes Erinnerungsvermögen, was Gesichter angeht, aber jetzt ist es richtig schlimm. Bin froh um alle, die krauses Haar oder violette Strähnen haben oder sonst wie auffällig sind.
Sarah: Und ich bin dankbar für alle, die deutlich artikulieren und auch in einer gut verständlichen Lautstärke reden. Ich frage mich, wie Menschen mit einer Hörbehinderung im Moment zurechtkommen – nicht nur an unserer Schule, ganz allgemein.
Barbara: Ja, stell ich mir schwierig vor. Manchmal frage ich mich, ob wir überhaupt jemals wieder ohne diese Dinger herumlaufen. Wenigstens hatte ich diesen Winter dank Maske nicht mal eine Erkältung. – Sag mal, gibt es in der Literatur irgendetwas zum Thema Masken? Einen Roman oder so? Ein Gedicht?
Sarah: Die Maske des Zorro!
Barbara: Mir kommt nur Verdi in den Sinn, die Oper «Un Ballo in Maschera» – geniale Musik! Oder der Roman von Camus: «La Peste». Die haben ja schon in frühen Pestzeiten Masken getragen mit so langen Schnäbeln. Darin haben Sie auffällig riechende Gewürze versteckt, um die Pest fernzuhalten (oder den Gestank der Kranken nicht zu riechen).
Ach ja, Disneys «Panzerknacker» wären auch noch zu nennen…
Sarah: Stimmt, der Roman von Camus ist in aller Munde, seit die Coronakrise begonnen hat. Mir kommt da auch in den Sinn, dass sich im Alten Testament Jakob die falsche Ehefrau hat unterjubeln lassen, weil sie verschleiert war und er erst in der Hochzeitsnacht erkannte, dass sie nicht die Auserwählte war.
Barbara: Ouuuuu, ganz schlecht. Da fällt mir Mani Matters «Dr Sidi Abdel Assar vo El Hama» ein; der hat ja auch nur Augen gesehen und sich in die verknallt. Aber am Schluss hat er dann eine Frau mit weniger schönen Augen genommen, die dafür «e Gschydi» war (und erst noch billiger).
Fazit: Masken sind vielleicht ein notwendiges Übel, und so richtig warm wird man nicht mit ihnen; warm wird einem nur darunter!
Sarah: Naja, Masken sind wie Eigenschaften. Sie können dienlich oder hinderlich sein, je nach Situation und Absicht der Person, die eine trägt.
Barbara: Ja, genau. So isses!