2017, Menschen, Porträt, Sage & Schreibe Nr. 26

Das Multitalent

Sie vollbringt Spitzenleistungen auf ganz unterschiedlichen Gebieten. Nina Kathe ist Spitzensportlerin und viel versprechende Wissenschaftlerin. Und ganz entspannt. Begegnung mit einem Phänomen.

Lächelnd sitzt uns Nina Kathe in ihrem leuchtend grünen Top gegenüber. Grün ist übrigens, wie wir später erfahren, auch ihre Lieblingsfarbe. Bei Kaffee und Kuchen im Restaurant Tuchlaube staunen wir über den Weg, den die Neunzehnjährige bereits zurückgelegt hat. 2016 hat sie als Jahrgangsbeste die Alte Kantonsschule Aarau abgeschlossen, darf sich Medaillengewinnerin an der Internationalen Biologie-Olympiade nennen, ist Schwarzgurtträgerin in Karate und seit ein paar Wochen Biomedizin-Studentin.


[Bild: Delia Limacher]

Die Kämpferin
Mit sieben Jahren besuchte Nina zum ersten Mal ein Probetraining in Karate, und schon früh zeigte sich nicht nur ihre besondere Begabung, sondern auch eine echte Leidenschaft. Heute trainiert Nina drei- bis viermal pro Woche in der Kampfschule Aarau. Zusätzlich absolviert sie momentan noch selbstständig einige Trainingseinheiten, um sich konditionell und mental optimal auf die Karateprüfung in einem Jahr vorzubereiten, wo sie sich den zweiten schwarzen Gürtel holen will.

Die Forscherin
Als wir auf ihre zweite grosse Passion zu sprechen kommen, funkeln ihre Augen. Biologie und Medizin. Für ihre Maturaarbeit untersuchte sie Antibiotikaresistenzen und versuchte dabei Wege zu finden, diese auszutricksen. Dabei testete sie an zwei verschiedenen Bakterien zwei verschiedene Resistenzen, vier Wochen lang – während der Sommerferien. Die Begeisterung für die Forschung hat sie nicht losgelassen, entsprechend hat sie vor kurzem an der Universität Zürich ein Studium in Biomedizin begonnen. Jetzt profitiert sie auch von all der Vorarbeit, die sie schon während der Kantizeit geleistet hat. Während der letzten beiden Schuljahre nämlich fehlte Nina jede Woche ein bis zwei Halbtage; als Schülerstudentin besuchte sie an der Universität Zürich Vorlesungen in Biologie und beschäftigte sich mit neurologischen Prozessen im Gehirn. Ihre überdurchschnittlichen Fachkenntnisse waren die Grundlage für den Gewinn der Goldmedaille an der Schweizer Bio-Olympiade. Und es sollte noch besser kommen: Auch an der internationalen Bio-Olympiade in England gewann sie eine Medaille – diesmal Bronze. «Mindestens so wichtig wie die Medaille aber sind die Kontakte», sagt Nina. «Ich habe Wissenschaftler aus der ganzen Welt kennengelernt. Das waren sehr spannende Begegnungen.»

Die Managerin
Wer mit Nina spricht, wird den Gedanken nicht los, dass irgendein Geheimrezept hinter diesen Erfolgen steckt. Auf die entsprechende Frage antwortet Nina mit einem Schmunzeln. Dann sagt sie: «Einen Trick oder so gibt’s natürlich nicht. Aber ich bin wohl ein ziemlich gut organisierter Mensch. Und: Manchmal ist weniger mehr; das habe ich gelernt.» Sie ergänzt: «Klar, Interesse ist natürlich immer hilfreich. Ich habe mich einfach schon früh für alle möglichen Wissensgebiete interessiert. Und zum Glück kann ich sie ziemlich gut managen.»

Sie trinkt genüsslich den letzten Schluck Kaffee und lehnt sich zurück. Ganz entspannt.

Von Laura Wälchli und Delia Limacher, G3L