2018, Das (Un-)Ding, dies&das, Kolumne, Sage & Schreibe Nr. 27

Ob ihr wirklich richtig steht, seht ihr, wenn die Tür aufgeht

So ein Lift ist schon eine praktische Erfindung. Ohne Lift würden wir nicht weit kommen, vor allem nicht in die oberen Stockwerke des Aquariums beziehungsweise Paul-Karrer-Hauses. Da sind wir schon ab und zu dankbar, dass es gleich drei an der Zahl hat. Doch das gerät manchmal in Vergessenheit, wenn wir uns über die Lifte aufregen müssen, und das ist keine Seltenheit.
Es gibt mehrere Probleme, die so eine Liftreise auf Platz eins der nervenaufreibendsten Reisearten bringen. Angefangen bei den Massen an Schülern, die gleichzeitig im Aquarium Unterricht haben und gerne einen der drei Lifte benutzen möchten. Oft entsteht ein riesiger Stau, und eine ganze Menschentraube füllt den Platz vor den Lifttüren gänzlich aus. So wird auch mancher Nichtliftfahrer auf seinem Weg behindert. Dies alles geschieht nicht zuletzt deswegen, weil die Lifte nicht für ihre atemberaubende Schnelligkeit bekannt sind. Jedenfalls entsteht aus der Warterei dann ein richtiges «1, 2 oder 3»-Spiel: Ob ihr wirklich richtig steht, seht ihr, wenn die Tür aufgeht – äh, wenn das Licht angeht. Denn nie kann man sicher sein, welcher Lift wohl als nächster seine Tür öffnet.

Wer schnell nach oben gelangen möchte, muss sich ziemlich geschickt anstellen. Da kann so mancher Sinn hilfreich sein. Eine gute Spürnase, gepaart mit einer Prise Aufmerksamkeit, ein gutes Gehör, wenn die kleine Klingel ertönt, ein guter Sehsinn, der einem hilft, rechtzeitig das kleine Lämpchen aufleuchten zu sehen.
Kommt tatsächlich einmal ein Lift, kommt auch Bewegung in die eben noch kaugummiartig zähe Masse. Wie ein Schwarm wild gewordener Bienen drängt sie zu der verheissungsvollen Tür. Und, zack, innerhalb weniger Hundertstelsekunden füllt sich der Lift mit ein paar wenigen Glücklichen, während die anderen trotz strategisch gutem Platz das lustige Spiel von Neuem beginnen müssen.
Wer nun meint, das Ergattern eines Platzes im Lift sei ein Abenteuer, der kennt noch nicht das ultimative Erlebnis: Lift fahren. Hat man es nämlich geschafft, in den Lift zu gelangen, heisst es: fröhliches Quetschen mit unbekannten Menschen. Das wäre noch auszuhalten. Aber Fahrstühle chauffieren eben alle und alles, und so reist auch so mancher Geruch, ob süss, käsig oder verbrannt, hinauf und hinunter und erfreut die Liftreisenden.
Ein weiteres Ärgernis ist das Anwählen der Stockwerke. Die armen Schüler sind zum Teil so erschöpft von der Warterei und Rangelei (oder so erfreut über einen Platz im Lift), dass manch einer vergisst, in welchem Stock er Unterricht hat, und deshalb alle möglichen Stockwerke anwählt. Nicht selten vergisst jemand sogar den Knopf zu drücken, wird im Liftinneren ganz nach hinten gespült und erteilt den Mitreisenden von da die Anweisung, das gewünschte Stockwerk anzuwählen.
Wenn man Pech hat, bestellt eine Lehrerin den Lift im ersten, zweiten oder dritten Stock. So muss der Lift schon nach kurzer Fahrt wieder abbremsen und zum Stillstand kommen – einzig, um der enttäuschten Lehrerin einen vollgestopften Fahrgastraum zu präsentieren. Dasselbe kann natürlich auch in den vier anderen Stockwerken geschehen, mit dem Unterschied, dass dann auch ganze Klassen genervt dreinblickenden Liftreisenden gegenüberstehen.

Hat man sich nach solchen Reisestrapazen endlich ins Schulzimmer gekämpft, wird einem sozusagen als Belohnung auch noch ein Absenzpunkt abgezogen. Wegen selbstverschuldeter Verspätung.
Und was lernen wir daraus? Nicht alle praktischen Erfindungen sind nervenschonend im Umgang, und Treppensteigen ist immer noch eine äusserst gesunde Alternative.

Von Antonia Schmid, G3L