2023, Bericht, Sage & Schreibe Nr. 37

Wenn die Zeit ihre Bedeutung verliert 

Die Ausgabe 2023 des jährlich stattfindenden Maturakonzerts der Alten Kanti und der Neuen Kantonsschule Aarau war ein Spektakel. Die insgesamt 28 Maturandinnen und Maturanden des Schwerpunkt- und Ergänzungsfachs Musik präsentierten ihre lang eingeübten Prüfungsprogramme.
Sage&schreibe war dabei.


Von Susanna Burkhard und Erza Gashi, G21K

Im Saal 2 des Kultur- und Kongresshauses Aarau klingen die Töne der letzten Proben aus, als der Saal sich langsam zu füllen beginnt. Familie, Freunde, Lehrpersonen und Mitglieder der Schulleitung nehmen ihre Plätze ein und blättern mit Vorfreude durch das Programmheft, das eine ganze Reihe von musikalischen Leckerbissen vermuten lässt. Gerede, Gelächter, Gemurmel – und dann ist es auf einmal still: Ludovic Van Hellemont, Klavierlehrer an der Alten Kanti tritt auf und begrüsst das Publikum mit einer kurzen und humorvollen Rede, die so richtig Lust auf eine Reise durch unterschiedliche musikalische Welten macht.

Den Konzertauftakt macht Marius Steinebrunner mit einer eindrücklichen und eigenwilligen Eigenkomposition, einer Ballade für Violine solo.

Das am häufigsten vertretene Instrument an diesem Abend ist zweifellos das Piano. Und die Klavierstücke, mal düster, mal heister und verspielt, begeistern das Publikum ausnahmslos. Besonders beeindruckt Debora Schmid. Sie spielt das Stück Fantaisie-Impromptu op. 66 von Frédéric Chopin ebenso virtuos wie einfühlsam. «Das Klavierspiel erlaubt mir, in eine andere Welt einzutauchen– in eine Welt, in der die Zeit ihre Bedeutung verliert, in der meine Finger die Kontrolle übernehmen und den Kopf ihren nächsten Schritt nicht wissen lassen», sagt die junge Pianistin nach dem Konzert. Und man glaubt ihr jedes Wort.

Dass man dem Piano auch ganz andere Klänge entlocken kann, stellt Daniel Bopp unter Beweis. Isn’t She Lovely heisst das Stück von Aaron Goldberg, das der erfahrende Jazzer zusammen mit Meo Schürpf (Bass) und Oliver Meyer (Drums) präsentiert. Eine groovige Performance, die zahlreiche Füsse im Publikum rhythmisch wippen lässt.

Wie aus einer ganz anderen Welt erklingt Malin Baumanns Querflöte. Sie präsentiert die verspielte Sonate C-Dur Wq 87 von Carl Philipp Emanuel Bach. Dass man Menschen berühren und unterhalten könne, sagt sie, sei das Schönste an der Musik. Der Applaus bweist, dass es ihr heute gelungen ist.

Nicht weniger zu begeistern vermag Julian Schnetzler, der regelmässig mit dem Jugendsinfonieorchester Aargau JSAG und in verschiedenen Kammermusikformationen konzertiert. Keck stellt er dem Prélude aus der Suite Nr. 4 in Es-Dur für Violoncello solo von Johann Sebastian Bach ein witziges, selbst komponiertes Schnetzler-Prélude voran. Ein Highlight.

Das Programmheft und Ludovic van Hellemont hatten nicht zu viel versprochen. Das Maturkonzert 2023 war ein klangliches Ereignis. Unterschiedlichste Klangwelten – Eigenkompositionen und Interpretationen –, präsentiert auf unterschiedlichsten Instrumenten: eine Vielfalt, die das Publikum gleichermassen forderte und beglückte.

Erst beim Apero verhallten die letzten Klänge im Kopf, die Assoziationen verblassten. Die Familien und Freunde der Schülerinnen und Schüler tauschten sich erleichtert und stolz aus über die eindrückliche Kreativität und Virtuosität der jungen Interpret(inn)en oder einfach nur über die bereichernde und verbindende Kraft der Musik.

Ausgewählte Auftritte gibt es hier im Video – in voller Länge!


Debora schmid


Rahel Furrer


Marius Steinebrunner


Daniel Bopp