Hausmusik, eine jahrhundertealte Tradition, beschreibt das gemeinschaftliche Musizieren in den eigenen vier Wänden. Dabei vereinen sich Familie, Freunde und musikbegeisterte Nachbarn, um in entspannter Atmosphäre zusammen zu musizieren. Dieses intime Musikerlebnis schafft eine einzigartige Magie, die in größeren Konzertsälen selten erfahrbar ist.
Von Stefan Läderach, Lehrer für Violine, Viola, Kammermusik und Orchester
Der neuen Mieterin war er gestern bei ihrem Einzug kurz im Treppenhaus begegnet. Sympathische Erscheinung, auf den ersten Blick, das würde wohl gut kommen. Allein – der riesige schwarze Flügel, den eine Transportfirma kurz darauf an seiner Wohnungstür vorbeihievte, verhiess nichts Gutes.
Die Geschichte der Hausmusik reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück. In einer Zeit, in der Musik noch keine allgegenwärtige Unterhaltung war, bot die Hausmusik eine Möglichkeit, musikalische Talente zu entdecken und zu fördern. Berühmte Komponisten wie Mozart oder Beethoven schätzten die familiäre Atmosphäre und den persönlichen Austausch, den die Hausmusik bot.
Er war ja kein Kunstbanause, hatte er doch selber während seiner Schulzeit intensiv Klarinette gespielt. Aber zuhause brauchte er seine Ruhe, der Job war anstrengend genug. Und tatsächlich, kaum war er aufgewacht – die Wohnung konnte noch gar nicht fertig eingerichtet sein –, begann das Geklimper. Sonntagvormittag… Dazu Gesang, nicht wirklich eine Melodie, eher Einsingübungen, Arpeggien rauf und runter, immer dasselbe, auf verschiedenen Tonhöhen, und dies mit ziemlicher Ausdauer. Oje. Ihr Klavierspiel war leider auch nicht gerade fantasievoll, bloss gehämmerte Akkorde.
Heute erlebt die Hausmusik eine Renaissance, getragen von der Sehnsucht nach Authentizität und dem Bedürfnis nach gemeinschaftlichen Aktivitäten. Es geht nicht um Perfektion, sondern darum, den Spaß am Musizieren und die gemeinsame Teilhabe an der Musik zu erleben. Ob klassische Stücke, improvisierte Jazz-Sessions oder Singer-Songwriter-Abende – die Vielfalt der Genres spiegelt die individuellen Vorlieben und Talente der Musizierenden wider.
Natürlich hatte er Verständnis, dass es ohne Üben nicht ging. Aber musste es denn ausgerechnet am Sonntagmorgen sein? Die anderen Mieter hatten mit Sicherheit auch keine Freude an dieser wenig erbaulichen Beschallung.
Die Technologie hat die Hausmusik ebenfalls bereichert. Über Videoanrufe können musikalische Sessions sogar über große Entfernungen hinweg stattfinden, was neue Möglichkeiten für virtuelle Musikerlebnisse schafft. Dennoch kann nichts das intensive Gefühl ersetzen, die Musik in der guten Stube zu geniessen.
Er würde kurz hochgehen, am besten klärte man das, bevor Meier im dritten Stock ausrastete. Aber vielleicht lieber nicht mit leeren Händen. In der Bäckerei an der Ecke hatten sie doch jetzt diese Schokokäfer. Einer der grösseren musste es sein, vielleicht einer von denen mit Schleife.
Aber was war das? Nun klang es plötzlich ganz anders, flüssig und virtuos! Da hatte sich offenbar jemand anderes ans Klavier gesetzt. Und nun die Singstimme, so brillant und leicht…
Das musste ein Schubert-Lied sein: «Dein ist mein Herz…» –
Hausmusik schafft Erinnerungen, die ein Leben lang halten. In einer Welt, die allzu oft von Hektik und Technologie geprägt ist, erinnert sie uns daran, dass wahre Harmonie und Freude im gemeinsamen Musizieren und Teilen der Musik liegen. Es ist eine Gelegenheit, dem Alltag zu entfliehen und die Magie der Klänge ganz bequem im eigenen Heim zu erleben.
«Sie wohnen unten, nicht wahr?» Sie sah das Mitbringsel in seiner Hand und strahlte ihn an: «Oh, vielen Dank – schön, dass Sie unsere Musik mögen. Sie kommen gerade richtig. Können Sie Noten lesen? Mein Vater braucht jemanden zum Blättern. – Ach so, Sie haben früher Klarinette gespielt; das ist perfekt. Wir freuen uns schon jetzt auf nächsten Sonntag. Dann sind Sie doch auch mit von der Partie, ja? Endlich haben wir mal die richtige Besetzung für Schuberts «Hirt auf dem Felsen» beisammen!»
@BouMi: Bild: zVg
Mit freundlicher Unterstützung durch:
Robert Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln, 1850.
ChatGPT, Artikel zu «Hausmusik», 5. August 2023.