2023, Bericht, Im Fokus, Sage & Schreibe Nr. 37, Zu Hause

Schöner Wohnen

Zweifellos ist es die Wohnungseinrichtung, die uns ein Gefühl von Behaglichkeit und Zuhause-Sein vermittelt. Die gemütliche Sofa-Ecke, der grosse Esstisch, ein Bücherregal, vielleicht. sage&schreibe wollte wissen, wie die Schweizerinnen und Schweizer wohnen, und hat einen gefragt, der sich auskennt: Ralph Hasler, Mitglied der Geschäftsleitung und Regionalverkaufsleiter von Pfister.

Von Erza Gashi und Nathalie Tanner, G21K

Sage&schreibe: Wie stellt ein grosses Einrichtungshaus wie Pfister das Sortiment zusammen?
Ralph Hasler: Die wichtigsten Trendsetter sind die grossen europäischen Möbelmessen, etwa in Mailand; unsere Scouts und Einkäufer/-innen schauen sich das immer genau an. Für den Herbst 2023 sind beispielsweise Rottöne wieder angesagt. – Interessanterweise orientiert man sich in der Möbelbranche immer auch an den Kleidertrends. Aktuell ist die Stilrichtung Vintage sehr beliebt. Man leiht sich ein Hemd aus dem Kleiderschrank der Eltern – und wir liefern das Sofa im 60er-Jahre-Look dazu.

Grundsätzlich kreieren wir unsere Stilwelt immer eigenständig, fokussieren uns dabei auf zwei, drei wichtige Trends und arbeiten dann mit eigenen Form-, Farb- und Materialpaletten eigentliche Einrichtungsthemen aus, von denen wir glauben, dass sie den Geschmack unserer Kundinnen und Kunden treffen. Hier spielt natürlich Erfahrung eine wichtige Rolle – und eine gute Werbestrategie. Grundsätzlich gilt: Man muss mit Trends spielen können.

Wie hat sich das Zuhause der Schweizerinnen und Schweizer verändert?
In erster Linie haben sich die Wohnungen verändert. Heutige Wohnungen sind hell, offen, verfügen über einen grosszügigen Wohnbereich mit offener Küche, Sofa-Ecke (Ecksitzgruppen sind im Trend!) und grossem Esstisch. Dann sind in den letzten Jahren die Fensterflächen viel grösser geworden, was sich auch auf die Einrichtungsmöglichkeiten auswirkt; sogenannte Wohnwände gibt es nicht mehr. Auch der Schlafbereich sieht heute anders aus. Grosse, voluminöse Boxspringbetten sind angesagt – und begehbare Kleiderschränke.

Wie wichtig ist den Schweizerinnen und Schweizern schönes Wohnen?
Gemäss Bundesamt für Statistik geben wir pro Monat durchschnittlich 164 Franken für Wohnungseinrichtung aus. Wobei wir während der Corona-Pandemie deutlich mehr ins Wohnen investiert haben – und zwar in den Innenräumen wie auch im Aussenbereich. Unsere Branche hat von Corona also eindeutig profitiert. Inzwischen aber ist der Einrichtungsbedarf bei vielen logischerweise gedeckt, der Trend zu neuen Wohnprojekten ist im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit nur noch wenig stärker.

Wie wird sich das Wohnen verändern?
Schwierig, das vorauszusehen. Vielleicht haben kommende Generationen andere Bedürfnisse und andere Ansprüche ans Wohnen als wir, weil sie anders leben. Ein Beispiel: Je mobiler wird sind oder sein müssen, desto weniger wichtig ist das Zuhause. – Und dann werden natürlich neue Technologien zentral sein. Künstliche Intelligenz etwa beschäftigt auch uns. Wir werden beispielsweise schon sehr bald in Sekundenschnelle Wohnbilder erstellen können; der Kunde sieht dann sofort, wie ein Möbelstück von uns in seine Wohnung passt. Möglicherweise wird das die Kundin sogar selbst machen können. Nicht zuletzt werden die Möbel der Zukunft intelligent sein, sie werden viel mehr können als heutige Möbel. Ein Bett von morgen wird vielleicht wissen, wann es sich in einen Lesesessel verwandeln muss.

Welche Rolle spielen Nachhaltigkeit und Ökologie in der Möbelbranche?
Wir verkaufen Möbel, die aufgrund von Material und Verarbeitung auf Langlebigkeit angelegt sind – ein wichtiger Aspekt von Nachhaltigkeit. Zudem stellen wir eine zunehmende Sensibilität bei der Kundschaft fest. Man interessiert sich für die Herkunft der Produkte, für Produktionsstandorte, Umweltlabels, Lieferketten. – Dies befördert die Innovation. Wir haben zum Beispiel Bettwäsche und Vorhänge im Angebot, die man theoretisch im Garten umweltverträglich entsorgen, also in den ökologischen Kreislauf zurückführen könnte, wenn man sie nicht mehr braucht. Weil das Material von Mikroorganismen in der Erde abgebaut wird. Pflanzliche Materialen werden dem Recycling mittelfristig Konkurrenz machen. Das sind spannende Entwicklungen. – Wir stellen das alte Bett in den Garten – und nach einem Jahr ist es einfach weg.