2024, Aktuelles, Alte Kanti, dies&das, Sage & Schreibe Nr. 38

Studentenfutter

Trockenobst mit Nüssen gibt es hier nicht. Dafür eine köstliche und leichtverdauliche Mischung aus allerlei Wissenswertem, Halbgewusstem und Erfundenem rund um die Alte Kanti.

Kälteschock beim Händewaschen

Von Susanna Burkhard, G21K

Das Wasser im Einsteingebäude ist aussergewöhnlich kalt. Um genau zu sein: 4.5 °C kälter als im Paul Karrer Haus (besser bekannt als Aquarium). Besonders in den kälteren Jahreszeiten sorgt das dafür, dass gründliches Händewaschen im Einsteingebäude zur Qual wird. Der Temperaturunterschied hat allerdings einen guten Grund. Wie schon von aussen leicht zu erkennen ist, stammen die beiden Gebäude aus unterschiedlichen Zeitperioden. Das Einsteingebäude wurde 1896 fertiggestellt, während das Aquarium über 70 Jahre später, 1969, eingeweiht wurde. Deshalb ist unter anderem das Wasserleitungssystem im Einsteingebäude deutlich weniger modern als jenes im Aquarium, wodurch es nicht möglich ist, kaltes Wasser angenehm zu temperieren.

Aber weshalb wurde das System nie erneuert? Tatsächlich war in den 80er-Jahren des vorigen Jahrhunderts ein Leitungs-Upgrade geplant, wie man munkelt; jedoch wäre bei der Modernisierung des Leitungssystems auch die Bausubstanz in Mitleidenschaft gezogen worden, und da das Einsteingebäude unter Denkmalschutz steht, konnte dies verständlicherweise nicht erlaubt werden.

So mühsam also der Kontakt mit dem eiskalten Einstein-Wasser sein mag – man muss respektieren, dass die Schönheit und historische Relevanz unseres geliebten Einsteingebäudes im Vergleich zum körperlichen Wohlbefinden beim Händewaschen von weitaus höherer Priorität sind.

Zimmer 22

Von Jakob Hechler, G21K

An der Alten Kanti gibt e nicht weniger als xxx Zimmer, manche grösser, manche kleiner. Unter all diesen Zimmern aber gibt es eines mit einer ganz besonderen Geschichte: Zimmer 22.

Das Zimmer 22 befindet sich im Einsteingebäude. Es ist das einzige Zimmer, das ohne Schlüssel nicht geöffnet werden kann, da es auf der Aussenseite lediglich über einen Türknauf verfügt. Grund genug für das sage&schreibe-Team, der Sache nachzugehen. Und die Resultate unserer Recherche können sich sehen lassen.

Das Zimmer war ursprünglich gar nicht so anders als die vielen anderen eher kleinen Zimmer im Einsteingebäude. Zumindest war dies der Fall bis 1942, als erstmals mehrere Mitglieder des Aarauer Stadtrates den Wunsch nach einer Veränderung des Zimmers äusserten. So sollten die Wände und die Tür verstärkt und schalldicht gemacht werden. Des Weiteren wurde ein riesiger Sitzungstisch fix installiert, der bis heute – wenn auch mit neuem Tischblatt – im Zimmer vorzufinden ist. Nach diesen Anpassungen wurde das Zimmer in Absprache mit dem damaligen Rektor für Sitzungen des Stadtrates verwendet, oder zumindest für einen Teil des Rates. Bei den Personen, die sich im Zimmer 22 zu geheimen Sitzungen trafen, handelte es sich um jene Mitglieder, die mit der damaligen Schweizer Ausländerpolitik nicht einverstanden waren, da sie aus ihrer Sicht den wahren schweizerischen Werten widersprach. Ob der Rektor auch bei den konspirativen Treffen dabei war, ist ebenso wenig bekannt wie das eigentliche Ziel des geheimen Zirkels. Unklar ist zudem, wie lange die Alte Kanti für politische Zwecke instrumentalisiert wurde, denn es scheint keinerlei Akten oder Protokolle von den Besprechungen im Zimmer 22 zu geben. Auch deshalb gibt es nicht wenige pensionierte Lehrpersonen und Altpolitiker, die behaupten, die Geschehnisse rund um das Zimmer 22 seien frei erfunden. – Jedenfalls soll der Grosse Rat 2024 gemeinsam mit dem Aarauer Stadtrat und dem Staatsarchiv eine Arbeitsgruppe bilden, mit dem Auftrag, die damaligen Geschehnisse rund das Zimmer 22 endlich gründlich aufzuarbeiten. Man darf gespannt sein auf die Ergebnisse.