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Partnersuche vor Publikum

Während man früher mangels Alternativen im richtigen Leben nach einer Partnerschaft suchte, sieht das heute ganz anders aus. Zahlreiche Internet-Plattformen ermöglichen Dating im virtuellen Raum. Selbst vor laufenden Fernsehkameras lässt sich das Beziehungsglück suchen. Und in der Zukunft? Werden wir bald unseren Avatar zum ersten Date schicken? – Wir haben einen gefragt, der sich auskennt mit der Partnersuche: Stephan Schulz, Casting-Verantwortlicher der Schweizer TV-Dating-Sendung «Bauer, ledig, sucht…».

Von Luisa Dambach und Alessia Marta Hostettler, G21K

Sage&schreibe: «Bauer, ledig sucht…» ist seit mittlerweile 19 Staffeln ein Quotenrenner. – Worin sehen Sie das Erfolgsgeheimnis der Dating-Sendung?
Stephan Schulz: Das Format ist sehr authentisch. Wir zeigen die Bäuerinnen und Bauern in ihrem wahren Leben und begleiten sie während mehrerer Episoden auf ihrer Suche nach der grossen Liebe. Nebst den guten Quoten spricht auch die Liebesbilanz für sich. Denn nebst unzähligen Paaren und 21 Hochzeiten entstanden aufgrund der Sendung auch 32 Babys.

Was bringt Singles dazu, sich vor laufenden TV-Kameras verlieben zu wollen?
Die Teilnahme ist ein einmaliges Erlebnis für unsere Kandidatinnen und Kandidaten, sich ganz in Ruhe abseits des Alltags kennenzulernen.

Wie können Sie sich sicher sein, dass die Bewerber/-innen es ernst meinen mit der wahren Liebe?
Sämtliche Teilnehmenden durchlaufen einen mehrstufigen Casting-Prozess, bei dem wir alle potentiellen Kandidatinnen und Kandidaten persönlich kennen lernen und überprüfen.

Wie sehr bedient die Sendung auch voyeuristische Aspekte? Was sagen Sie zum Vorwurf, die Sendung mache auf Kosten der Teilnehmer/-innen Quote?
Bei «Bauer, ledig, sucht…» drehen wir in einem sehr privaten Umfeld. Deshalb ist es uns sehr wichtig, dass die Teilnehmenden mitentscheiden können, insbesondere dann, wenn persönliche Aspekte und Lebensbereiche gezeigt werden. Es wird in der Sendung also nur so viel preisgegeben, wie die Protagonistinnen und Protagonisten auch bereit sind zu zeigen. Das Wohl unserer Kandidatinnen und Kandidaten steht für uns dabei an oberster Stelle. Um dies zu gewährleisten, pflegen wir mit den Teilnehmenden auch ein sehr freundschaftliches Verhältnis. So wurde ich beispielsweise schon mehrmals zu Hochzeiten oder Abendessen im privaten Rahmen eingeladen und bin auch auf meiner privaten Nummer jederzeit für die Bauern und Hofdamen erreichbar.

Gibt es ein Bewerber/-innen-Profil, das keine Chance hätte, von Ihnen gecastet zu werden?
Wie bereits erwähnt, durchlaufen alle unsere Kandidatinnen und Kandidaten einen mehrstufigen Casting-Prozess. Dabei gibt es auch Punkte, die zu einer Ablehnung der Bewerbung führen können, wie beispielsweise Vorstrafen – dies zum Schutz aller Beteiligten.

Wie lange kann «Bauer, ledig, sucht…» noch funktionieren?
Solange sich die Bauern und Bäuerinnen bei uns anmelden und verlieben und das Format weiterhin bei unseren Zuschauerinnen und Zuschauer gut ankommt, werden wir weitermachen. 😊

Könnte die Sendung auch mit KI-generierten Protagonist(inn)en funktionieren? – Wie könnte das allenfalls aussehen?
Nein, wir zeigen das Leben, wie es ist.

Bei welcher Dating-Sendung der Zukunft würden Sie sich selbst bewerben?
Da ich glücklich verheiratet bin, wird das für die Zukunft kein Thema sein. In jüngeren Jahren fand ich die Sendung «Der Bachelor» immer spannend, habe mich aber nie angemeldet.

Stephan Schulz ist seit 2009 TV Casting Projektleiter von «Bauer, ledig, sucht…» – zuerst für 3+ und den Produzenten Warner Brothers, seit 2019 für CH Media. Er verantwortet die Auswahl der Protagonistinnen und Protagonisten, begleitet und betreut sie während der Dreharbeiten. Er verantwortet die Auswahl der Protagonistinnen und Protagonisten, begleitet und betreut sie während der Dreharbeiten.
Das Interview wurde aus Termingründen schriftlich geführt.