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Studierende begegnen Geflüchteten

Ein Infohalbtag zum Thema «Flucht und Migration» bot im September 2017 nicht weniger 12 Abteilungen der Alten Kantonsschule Gelegenheit zur vertieften Auseinandersetzung mit einer aktuellen gesellschaftlichen Problematik und zu persönlichen Begegnungen mit Geflüchteten.

Einige Studierende der Alten Kanti sind selbst als Geflüchtete in die Schweiz gekommen, von anderen die Eltern oder Grosseltern, sei es aus Syrien, Ex-Jugoslawien oder der Tschechoslowakei. Es ist aber eine Minderheit, welche diese Erfahrung selbst gemacht hat oder mit den Erzählungen von Familienmitgliedern aufgewachsen ist. Noch mehr gilt dies für die Lehrpersonen unserer Schule. In den letzten Jahren aber haben Zehntausende von Menschen in der Schweiz Asyl beantragt und bauen sich jetzt eine neue Existenz auf oder warten noch auf den Entscheid. Wer sind diese Menschen, deren Geschichten die meisten von uns nur vom Hörensagen kennen? Wie nehmen sie die Schweiz wahr? Was sind ihre Bedürfnisse, ihre Hoffnungen? Wie tritt der Schweizer Staat, die Schweizer Gesellschaft ihnen entgegen?

Um den Studierenden der Alten Kanti die Gelegenheit zu geben, Antworten auf diese Fragen zu finden, organisierten fünf Lehrpersonen zusammen mit der AIA (Anlaufstelle für Integration Aargau) einen Infohalbtag «Flucht und Migration». Zur Teilnahme eingeladen wurden alle Abteilungen der zweiten Klasse. Insgesamt zwölf Abteilungen nahmen die Gelegenheit wahr.

Der Informationshalbtag ging an drei Vormittagen im September 2017 über die Bühne. Zunächst präsentierte Barbara Cavelty (Leiterin Integration/Rassismusprävention im kantonalen Amt für Migration und Integration) einen Abriss der Schweizer Migrationsgeschichte und orientierte über die Integrationsverfahren im Kanton Aargau. Anschliessend besuchten die Abteilungen Sprachschulen und -treffs oder die Räumlichkeiten der AIA und hörten Vorträge und Erzählungen von Flüchtlingen aus Syrien und Eritrea sowie von Einheimischen, die sich – ehrenamtlich oder professionell – für Geflüchtete engagieren.

Stimmen aus der G2S über die Eindrücke des Infohalbtags:

«Am interessantesten waren die Begegnungen mit den Flüchtlingen selbst. Besonders die Erzählungen der Frau aus Syrien beeindruckten mich.»

«Ich hätte es geschätzt, mehr Zeit zur Verfügung zu haben, um nach dem Referat der geflüchteten Person Fragen zu stellen.»

«Wenn ein Infohalbtag dieser Art wieder stattfände, fände ich es gut, zusammen mit den Flüchtlingen etwas zu unternehmen, z. B. mit ihnen zu kochen.»

Eine Umfrage unter den Teilnehmenden im Anschluss an die Infohalbtage ergab, dass die Begegnungen sowohl bei den meisten Schülerinnen und Schülern als auch bei den begleitenden Klassenlehrpersonen auf grosses Interesse gestossen waren. Einzig beim Auftaktvortrag schieden sich die Geister: Während die Lehrpersonen die historischen Ausführungen informativ und gewinnbringend fanden, hätten sich einige Schüler/innen eine Kürzung zugunsten von mehr Begegnungen mit Geflüchteten gewünscht.

Die organisierenden Lehrpersonen haben die Anregungen aufgenommen und überlegen sich gemeinsam mit Schulleitung und der AIA, in welcher Form der Infohalbtag für nachfolgende Klassen nochmals durchgeführt werden könnte.

Von Stefan Buttliger