2023, Aktuelles, Bericht, Kultur, Sage & Schreibe Nr. 37

Wedekind-Preis für junge Literatur 

Erstmals wurde der von der Alten Kanti und dem Aargauer Literaturhaus Lenzburg initiierte, mit insgesamt 1000 Franken dotierte Wedekind-Preis für junge Literatur vergeben. Zu den Preisträgerinnen anlässlich der stimmungsvollen Finallesungen im Literaturhaus am 2. April 2023 gehörte auch eine Schülerin der Alten Kanti.

Von Andreas Neeser, Redaktionsleitung

Dass der Kanton Aargau ein guter Boden für die Literatur zu sein scheint, ist ein offenes Geheimnis. Vor diesem Hintergrund liegt es nahe, junge Schreibtalente zu fördern, wie es etwa das Aargauer Literaturhaus in Lenzburg mit der «Textstatt» oder die Alte Kanti mit der Langzeitförderwerkstatt «Treffpunkt Text» seit Jahren tun. Wichtig ist aber auch, herausragende Texte auszuzeichnen, ihnen eine öffentliche Plattform zu bieten. Dies tut der Wedekind-Preis für junge Literatur und schliesst damit eine Lücke in der aargauischen Literaturförderung. – Eine hübsche Koinzidenz übrigens, dass der berühmte Namensgeber des Literaturpreises seine Jugendzeit auf dem väterlichen Schloss in Lenzburg verbachte und von 1879 bis zur Matura 1884 die Alte Kanti in Aarau besuchte.

Öffentliche Finallesungen mit Jurydebatte
Aus 60 Einsendungen von Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe II hatte die Vorjury, bestehend aus Cédric Weidmann (Autor und Leiter Aargauer Literaturhaus), Karin Gugg (Germanistin), Barbara Schibli (Autorin und Germanistin) insgesamt sechs Finaltexte ausgewählt, die im ehrwürdigen Müllerhaus, dem Domizil des Aargauer Literaturhauses, von der Schauspielerin Vera Bommer vorgetragen wurden. Anschliessend war das Publikum im vollbesetzten «Gartensaal» live dabei, wie die aus Literaturepert(inn)en zusammengesetzte Finaljury über die jungen Texte diskutierte, sorgfältig, wertschätzend und respektvoll auf die Stärken und Schwächen jeder einzelnen Geschichte hinwies. Die animierten Debatten von Janos Moser (Autor), Rahel Hubacher (Germanistin) und René Frauchiger (Autor und Verantwortlicher für den Bereich Schreiben im Literaturhaus) liessen allerdings kaum Rückschlüsse auf einen Favoriten zu, was sich nicht zuletzt an den angeregten Diskussionen im Publikum zeigte, nachdem sich die Jury zur finalen Beratung zurückgezogen hatte.

Publikumspreis
Viel Zeit für den privates Fachsimpeln blieb dem Publikum aber nicht, denn Gastgeber und Moderator Weidmann rief zur Vergabe des Publikumspreises. Mittels Dezibelmessung wurde die Lautstärke des Applauses für die sechs Texte gemessen. Hauchdünn, für menschliche Ohren nicht hörbar, setzte sich dabei Lenya Schmid aus Oftringen vor Enie van der Wal (Alte Kanti Aarau) durch und durfte für den Gewinn des Publikumspreises 200 Franken in Empfang nehmen.

Die Wedekind-Preise
Mittlerweile war auch die Jury bereit für die Verkündung der Hauptpreise – wie der Publikumspreis gestiftet von AULA, der Alumni-Vereinigung der Alten Kanti. Eine gute halbe Stunde hatte die Jury gebraucht, um in der Kategorie I (1./2. Klasse/Lehrjahr, 400 Franken Preisgeld) und in der Kategorie II (3./4. Klasse/Lehrjahr, 400 Franken Preisgeld) je einen Gewinnertext inklusive Kurzlaudatio zu bestimmen. Die Anspannung zeigte sich noch in ihren Gesichtern, als sie ihre Entscheidung dem Moderator mitteilten. Und dann griff Jury-Sprecher Frauchiger zum Mikrofon. Gewinnerin in der Kategorie I: Paula Döring aus Zufikon (Kanti Baden). Gewinnerin in der Kategorie II: Caroline Bartmuss aus Oberhof (Alte Kanti Aarau).

Der lang anhaltende Applaus am Ende einer kurzweiligen und in jeder Hinsicht stimmigen Veranstaltung sagte einiges über die Qualität der Gewinnerinnen-Texte, war aber auch zu verstehen als Würdigung aller Finaltexte. Man darf jedenfalls gespannt sein auf den Wedekind-Preis 2024.

Förderangebote für Schreibinteressierte:
– Aargauer Literaturhaus Lenzburg: www.aargauer-literaturhaus.ch > Werkstätten
– Alte Kanti Aarau: www.treffpunkttext.ch >

Die Finalist/-innen (v.l.n.r.): Enie van der Wal (Kat. II), Lenya Schmid (Kat. I), Aaron Schmid (Kat. I), Letizia Guggenbühl (Kat. II), Caroline Bartmuss (Kat. II). Es fehlt: Paula Döring (Kat. I)

Copyright: Aargauer Literaturhaus