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Kantitag der Kulturen: Drei Werkstattberichte 

Redaktorinnen und Redaktoren von sage&schreibe besuchten anlässlich des Kantitags der Kulturen am 8. September 2023 drei von knapp vierzig thematisch breit gefächterten Werkstatt-Modulen. Hier sind ihre Eindrücke.

Commedia dell’arte


Text: Jakob Hechler, Jessica Berger, G21K

Am Kantitag der Kulturen hatten alle Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule die Chance, verschiedene Module zu besuchen. Eines davon brachte den Schülerinnen und Schülern das traditionelle italienische Volkstheater näher – die Commedia dell’arte. Durchgeführt von den Italienischlehrpersonen Francesco Mugheddu, Larissa Ostgen und Loredana Arleo, wurden verschiedene Aspekte dieser Art von Theater erklärt, das während mehrerer Jahrhunderte die europäische Unterhaltungskultur beeinflusste.

Zu Beginn des Moduls gab es einige Informationen zur Geschichte und Herkunft der Commedia dell’arte und welchen Einfluss sie auf Italien zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert hatte. Sie ist auch bekannt als Commedia delle maschere, da Masken (maschere) ein wesentlicher Teil dieser Theaterkultur waren. Danach wurden den Teilnehmer(inne)n verschiedene Charaktere des Theaters vorgestellt. Die 5 Hauptcharaktere sind Arlecchino, der lustige Hofnarr, Colombina, das temperamentvolle Dienstmädchen, Balanzone, der eingebildete Jurist, Il Capitano, der launische Soldat, und schliesslich der geizige Pantalone. Alle Schülerinnen und Schüler wurden in Gruppen eingeteilt, in denen man dann einen der Charaktere zeichnen musste. Dabei entstanden viele kreative Interpretationen.

Im zweiten Teil des Moduls durfte sich jede Person eine Maske nehmen, um das Schauspielern ohne Gesichtsausdrücke zu üben. Die Schülerinnen und Schüler schlüpften in die Haut der verschiedenen Charaktere und spielten verschiedenste Emotionen. Hierbei war es von grosser Bedeutung, mit Körpersprache zu arbeiten. Grosse Bewegungen, die Gangart wie auch die Stimme waren wichtige Mittel, um der Maske Leben einzuhauchen.

Um diese Übung abzuschliessen, wurden die Masken szenisch vorgestellt. Hierfür wurden ausgewählte Schülerinnen und Schüler auf ein kleines Podium gestellt, und die Werkstattleitung bat um Ruhe. Dann wurde das Gelernte auf der Bühne präsentiert und anschliessend versucht, die konstruktive Kritik in einem zweiten Auftritt umzusetzen..

Abschliessend lässt sich sagen, dass der Kurs Commedia dell’arte eine fantastische Möglichkeit bot, auf unterhaltende, interaktive Weise viel Neues über die eigene Kommunikation wie auch über die Geschichte des (italienischen) Schauspiels zu lernen.


Bilder: Maurice Zimmermann, G21K

Das Leben eines Kriegsreporters


Text: Ella Karg, Leonie Kihm, G21K

Im gut gefüllten Raum wird es ruhig, als die PowerPoint-Folie mit der Frage «Warum ich in Kriegsgebiete reise?» die Wand vor uns ausfüllt. Sekunden später wird Dr. Kurt Pelda, der aktuelle Ukraine-Korrespondent, der bei CH-Media arbeitet, von einer Lehrperson vorgestellt – und dann ist es ganz ruhig im Saal. Es ist, als hätte das Gewicht, die Ernsthaftigkeit und die Aktualität des Themas uns schon jetzt die Sprache verschlagen. Am Anfang seines Vortrags erzählt uns Kurt Pelda, dass er bereits 24 Kriegsgebiete bereist hat, darunter Länder wie Syrien, Afghanistan oder eben auch erst kürzlich die Ukraine. Er erläutert uns gleich zu Beginn, welch unvorstellbare Folgen der Angriffskrieg Russlands in der Ukraine für uns alle haben wird. Flüchtlingswellen jenseits unseres Vorstellungsvermögens. Pelda erzählt von humanitärer Hilfe, die er für die Bevölkerung der Ukraine ins Rollen bringt, von seinen Autofahrten nach Odessa, der Perle am Schwarzen Meer, und von zehnstündigen Zollübergängen. Seine Nachricht an uns ist von Anfang an klar: Dieser Krieg betrifft uns alle direkt. Warum also schauen wir nicht richtig hin?

Später führt uns Pelda zurück zu den Anfängen seiner Karriere als Kriegsreporter. Er erzählt uns, wie er 1984 durch die Vermittlung des afghanischen Arztes seiner Mutter nach Afghanistan reisen konnte, um dort den Krieg zwischen der Zentralregierung und den Mudschaheddin zu dokumentieren. Dabei zeigt er auf, dass Krieg nicht die einzige Gefahr ist, der ein Ausland-Journalist ausgesetzt ist. Bis er damals illegal die Grenze überschreiten konnte, hatte er zwei Monate in Pakistan verweilen müssen, an einem Ort, wo das Bett 1,5 US-Dollar kostete und er sich das Zimmer mit Opiumsüchtigen teilen musste. Während seines ersten Aufenthalts in Afghanistan verlor er aufgrund von Drittweltländer-Krankheiten 12 Kilogramm Körpergewicht. Kurt Pelda erzählt ausserdem von Syrien, wo er 2011 beim Ausbruch der Revolution gegen das Assad-Regime und somit dem Beginn des noch immer anhaltenden Bürgerkriegs mit den Rebellen mitreiste und dabei sein Leben riskierte. Tatsächlich verschwinden seit dem 19. Jahrhundert in Unrechtsstaaten immer mehr Journalisten und Journalistinnen. Uns wird klar, dass solche Entführungen eine immer grösser werdende Bedrohung für unsere Ausland-Korrespondenten und Korrespondentinnen und damit für unabhängige Berichterstattung aus Krisengebieten darstellt.

Im weiteren Verlauf des Vortrags kriegen wir Videos zu sehen, die unter die Haut gehen. Es läuft uns eiskalt den Rücken runter und auch unsere Notizen werden von da an ein bisschen krakeliger, die Hand zittert und der Atem stockt. Die Videos zeugen von Putins Gräueltaten, den zerstörten Ortschaften in der Ukraine und von traumatisierten Menschen. Wir schauen uns an und fragen uns: Wie ist dieser Krieg zur verstörenden Normalität geworden, und welche Leere hat den anfänglichen Aufschrei verschluckt? Kurt Pelda bringt es auf den Punkt, wenn er sagt: «Mit Putin kann man auf Papier nicht verhandeln. Er hält sich nur so lange daran, wie es ihm selber nützt.»

Schliesslich gibt uns der Kriegsreporter endlich die Antwort auf die eine Frage, die sich mit Sicherheit jede und jeder im Raum gestellt haben muss: «Wieso tut man sich das alles an?». Pelda gibt uns klare Antworten. Einerseits sei es wegen seiner Abenteuer- und Reiselust und dem Drang, aus der Normalität auszubrechen. Andererseits, betont er, sei es für ihn ganz klar eine Haltungsfrage, denn angesichts von schreiendem Unrecht zu schweigen, könne er nicht mit seinem Gerechtigkeitsempfinden in Einklang bringen.

Trotz der verstörenden Erzählungen und Impressionen hat uns dieses Modul vieles mit auf den Weg gegeben. Es hat uns einen unglaublich interessanten Einblick in eine unbekannte Berufswelt verschafft. Kurt Pelda hat uns alle in seinen Bann gezogen und in unseren Köpfen und Herzen tiefe Eindrücke hinterlassen.

Bilder: Melody Peus, G21K

Die Welt des orientalischen Tanzes


Text: Alessia Hostettler

Den orientalischen Tanz verbinden viele mit Bollywood, bunten und glitzernden Tüchern und Bauchtanz – zu Unrecht, wie uns die Tànzerin Rebecca Wildi klarmachte. Sie zeigte uns anschaulich auf, wie viel mehr dahintersteckt. Diese Art von Tanz, welche ursprünglich nicht auf einer Bühne gezeigt wurde, ist weit verbreitet und Teil der Kultur des Orients; die Kinder wachsen damit auf. Der charakteristische Hüftschwung, erklärt Wildi, werde oft mit Weiblichkeit assoziiert; insbesondere in jüngster Zeit habe der körperliche Ausdruck von Weiblichkeit auch in Europa, Nordamerika und selbstin China stark an Bedeutung gewonnen.

Über den Ursprung des Tanzstils ist man sich bis heute nicht im Klaren. Bereits als Napoleon nach Ägypten ging, waren er und die Franzosen ganz erstaunt über den sogenannten «Dance du ventre». Da man in Europa damals nicht mit dem Bauch tanzte, beschloss Napoleon , diese Tanzform nach Europa zu bringen. Dazumal allerdings wurde dieser Tanz nur an traditionellen Anlässen getanzt, heute ist dem nicht mehr so.

Rebecca Wildi hat den orientalischen Tanz bereits früh für sich entdeckt. Zu einer Passion wurde er, als sie 15 Jahre jung war: Auf einer Reise in der Türkei verliebte sie sich nicht nur in die Musik, sondern auch in die Sprache und die Tanzkultur. Die pure und stolze Weiblichkeit berührte sie. Als sie nach Ägypten ging, steigerte sich Ihre Faszination noch mehr. Und diese Faszination durften die Schülerinnen des Workshops selbst erleben.

Zu Beginn lernte man die Grundschritte. (Das Wichtigste dabei ist es, sich immer in einer leichten Kniebeuge zu bewegen.) Nach zahlreichen Wiederholungen der einzelnen «Tanzschritte» kombinierten wir diese und kreierten eine kleine Choreografie. Mit fliessenden Armen, lockerem Hüftschwung und viel femininem Reiz konnte man den Tanz meistern. Einfach war es aber nicht; viele bewegten sich zu steif und dachten zu viel nach. Da wir in unserer Kultur nicht mit dieser Art von Tanz aufwachsen, sind sich unsere Körper diese Bewegungen gar nicht gewohnt und das Gehirn tut sich schwer, die richtigen Signale zu senden. Aber wie man so schön sagt: Übung macht den Meister.

Mit Rebecca Wildi durften wir eintauchen in eine neue, spannende Welt und konnten eine andere Kultur erfahren. Der orientalische Tanz ist zwar viel schwieriger als wir dachten, dennoch hatten wir grossen Spass – und die Zeit verging viel zu schnell.

Bilder: Alessia Castro Castell